Otto Neudeck: Das Stigma des Anfortas.
Zum Paradoxon der Gewalt in Wolframs "Parzival"

    Die beiden "Dynasten" Artus und Anfortas besitzen im Sippenroman "Parzival" keine direkten Nachfolger. Dies ist nicht nur als Folge eines individuellen Defizits zu betrachten, sondern verweist auf den krisenhaften Zustand der Männerwelt des Adels und somit auf ein zentrales Thema Wolframs: die literarische Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Gewalt in einer adligen Gesellschaft. Es offenbart sich dabei ein "Paradoxon der Gewalt", wenn trotz der pazifizierenden Wirkung eines umfassenden Verwandtschaftsgefüges deutlich wird, daß sich die gewalthaft-ritterliche Selbstdefinition zwangsläufig immer gegen die adlige Gesellschaft selbst richten muß.

[ Home | zurück ]