IASLonline Lektionen in NetArt


Thomas Dreher

Netzumfragen und politischer Dialog: Andreja Kuluncic


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Erstes Netzprojekt

Die Kroatin Andreja Kuluncic (*1968 in Subotica) studierte Bildhauerei in Belgrad (bis 1992) und in Budapest (1992-94). 1993 bis 1995 reiste Kuluncic und entwickelte Projekte in Jordanien (AZRAQ, 1994) sowie Lateinamerika, wo sie vergeblich versuchte, Sponsoren zu finden. Als die Kroatin nach ihrem Studium keine Räume in Zagreb fand, die sich für eine Bildhauerin eignen, erschien ihr das Internet als Ausweg. Das ArtsLink Austauschprogramm ermöglichte ihr 1996 einen sechswöchigen Amerika-Aufenthalt. Kuluncic erwarb in Minneapolis ihren ersten Computer und nahm ihn nach Zagreb mit. Dort verdient sie ihren Lebensunterhalt vier Tage in der Woche in einem Büro für Webdesign. 1

Kuluncic realisierte 1997 ihr erstes Netzprojekt Thinking through moving/moving through thinking. Der erste Teil Thinking through moving führte durch eine Folge von fünf Fotos und User konnten in vier Texteingabefelder Assoziationen, Interpretationen oder anderes eintragen. Die letzte Seite dieses Teils zeigte alle Fotos mit Texten, die aus Usereingaben generiert waren (Die heutige Dokumentation des Stückes zeigt nur einen Demotext). Der zweite, nicht partizipative (aber reaktive) Teil Moving through thinking war vielverzweigt. Der User gelangte über Reisefotos zeigende Zwischenstufen, die ihm eine Auswahl verschiedener Pfade offerierten, zu Bild-Text-Kombinationen mit Zitaten aus Albert Camus´ Reisetagebuch ("Notes") und Jean-Paul Sartres "Nausea". Kuluncic las die beiden Bücher auf Reisen, die die Fotomotive lieferten. Teile der Zitate enthielten Links zu Bild-Text-Kombinationen, welche zu Seiten mit Bildern und Prozentangaben führten, die anzeigten, wie hoch der Anteil der User ist, die denselben Link wählten, um an eines der drei Enden zu gelangen. Die Dokumentation enthält statische Prozentzahlen als Platzhalter für die ehemalige Statistik. An den Enden wird für weitere Durchläufe ein Link zur Rückkehr zum Anfang angeboten.

 

Postkommunismus

Vom assoziativen Bild-Text-Geflecht zur Hinterfragung sozialer und politischer Zustände: So lässt sich Kuluncics Strategiewechsel in folgenden partizipativen Netzprojekten beschreiben. Die Bildfolgen des ersten Netzprojektes werden von einem kargen Webdesign für Texte abgelöst. Kuluncic untersucht in ersten Webumfragen Probleme, denen sich osteuropäische Länder im Übergang von der staatlichen zur privaten Wirtschaft und von der Ein-Parteien-Herrschaft zur Demokratie stellen müssen. Kuluncics partizipative Projekte sind häufig Websites, die den Kern von Ausstellungspräsentationen bilden.

In State – Citizen Communication (ungarisch und englisch) im Budapester Kunstgewerbemuseum (Internet. galaxis 98, unterstützt vom C3/Center for Culture & Communication, Budapest, 26.2.–4.3.1998) wurden Besucher gefragt, ob ein Dialog zwischen dem ungarischen Staat und seinen Bürgern stattfindet. Die Besucher betraten Wahlkabinen und wählten auf Webseiten ein rotes Feld für Nein und ein grünes Feld für Ja. Die Auswertung der Stimmen wurde als Ja-/Nein-Verhältnisse wiedergebende Relation zwischen roten und grünen Wortprojektionen präsentiert. Der Text von Artikel 61 der ungarischen Verfassung – das Recht auf freie Meinungsäußerung und -verbreitung – wurde in einer laufend aktualisierten Visualisierung der Abstimmung auf eine Leinwand im Kunstgewerbemuseum projiziert. Der Text erschien nach und nach als Serie von Ergänzungen, bis schließlich ab 3. März der Text vollständig zu lesen war. Im Netz sind heute die Veränderungen der Rot-/Grün- beziehungsweise Nein-/Ja-Verhältnisse während der sechstägigen Webaktion dokumentiert.

Kuluncic plante, "State – Citizen Communication" im Parlament zu installieren. Die Videoprojektion im Parlament wurde jedoch nicht genehmigt. Die Abgeordneten hätten die Parlamentspräsentation als Aufforderung verstehen können, sich mit dem Abstimmungsergebnis auseinander zu setzen, das günstiger hätte ausfallen können.

In Letter für die Ausstellung Media-Scape 6 (Museum für zeitgenössische Kunst, Zagreb, November 1998) wurde ein Web-Fragebogen (kroatisch und englisch) vorgestellt, der kroatischen Bürgern die Möglichkeit bot, per Klick auf Kästchen für Multiple Choice ihren Staat zu beurteilen und über die Zukunft des Präsidenten zu entscheiden. Die Beurteilung konnte an Franjo Tudjman (1922-1999) abgeschickt werden. Doch der Botton "Send" löste keinen Versand der Antworten als e-mail aus, sondern enthielt einen Link zu einer weiteren Seite mit einer Quasi-Bestätigung einer angeblich an Tudjman abgeschickten Mail. Diese Standard-Antwortseite präsentierte im Gewand der scheinbar freien Meinungsäußerung die Antworten, die Tudjmans politischen Zielen entsprachen.

Auch heute kann der Fragebogen ausgefüllt und die Standard-Antwortseite abgerufen werden. Sie enthält nur Lob und ein Votum für die Verlängerung der Amtszeit Tudjmans auf Lebenszeit wegen "wise statemanship". Die Befragung ohne Anmeldeprozedur, ohne statistische Auswertung und die Unmöglichkeit, abweichende Ansichten zu bekennen, führt Usern die Konsequenzen der damaligen Politik mit Mitteln der Ironie vor, zu der Kunst greifen muss, wenn offene Meinungsäußerungen als strategische Mittel nicht brauchbar oder verboten sind.

Die ungarische Aktion lässt sich als Einübung in die neue Demokratie verstehen, während die kroatische Aktion das Demokratiedefizit thematisierte. Den Unterschied zwischen der ungarischen und der kroatischen Politik von 1998 thematisiert Kuluncic in verschiedenen Arten der Befragung und des Umgangs mit den Resultaten: Der Frage in "State – Citizen Communication", ob Kommunikation zwischen ungarischen Bürgern und ihrem Staat stattfindet, der Präsentation der Resultate mittels ungarischem Verfassungstext und den Abgeordneten als (Wunsch-)Adressaten steht in "Letter" die Zuspitzung des Fragebogens auf die Belange des kroatischen Präsidenten, das gefälschte Votum für die Verlängerung seiner Amtszeit samt gefakter Sendung gegenüber. Die vorgetäuschte Sendung sieht nur der User, der nach abweichendem Votum (oder durch öffnen des Quelltexts) den Fake erkennt, nicht aber der Präsident, der als Scheinadressat dient, um Usern eine Pseudodemokratie vorzuführen.

 

Closed Reality – Embryo

Stand 1998 im Budapester Kunstgewerbemuseum der öffentliche Netzzugang und die Antizipation der Möglichkeiten einer e-Demokratie im Vordergrund, so wird 1999 in Closed Reality – Embryo (Galerie Miroslav Kraljevic, Zagreb, Oktober 1999) die Interaktion zwischen Usern zum dominanten Merkmal der Netzpräsentation.

User loggen sich mit Daten für Name, Beruf, Alter, Geschlecht und Land ein. Dann müssen sie warten, bis sich ein weiterer User meldet. Sobald sich Partner gefunden haben, wählen sie wechselweise Eigenschaften eines virtuellen Embryos. Auch Partner gleichen Geschlechts können Eltern werden: Die Datenwelt des Embryoprojekts wiederholt nicht die biologischen Ursprungsbedingungen. Der virtuelle Embryo wird in "Closed Reality – Embryo" als digitale Einheit mit Eigenschaften künstlichen Lebens behandelt, das in hundert Jahren in reales Leben überführt werden soll.

Die Konsistenz der Merkmalwahl erlaubt es, an Beispielen im Embryoarchiv zu erkennen, ob die User zu kooperieren bereit waren. Die Wahl Debilität und hoher Intelligenz lässt auf Partner schließen, die sich nicht abgestimmt haben. Die Partner können sich am Ende ihrer Merkmalwahl auch für eine Abtreibung entscheiden.

Für das erste halbe Jahr (Oktober 1999 – März 2000) sind statistische Auswertungen des Embryoarchivs abrufbar. Die Statistik erlaubt Datenvergleiche zwischen "Visitors´ society" und "Normal society". Gelbe Haut ist die real häufigste und virtuell unbeliebteste. Dem hohen Anteil an lebenden Asiaten steht ein hoher weißer Anteil virtueller Embryos gegenüber. Diese Menge wird allerdings von einem noch höheren Anteil virtueller Mischlinge übertroffen, die in der Realität an zweiter Stelle hinter dem gelben Bevölkerungsanteil rangieren.

Die Statistik zeigt weitere markante Verhältnisse zwischen virtuellen und realen Merkmalen an den Themen Intelligenz, Immunität und äußeres Erscheinungsbild auf. User wählen für die virtuellen Embryos nicht die höchste, sondern die zweithöchste Intelligenzstufe (IQ 125-145). Offenbar schrecken sie zwar in ihren Wunschvorstellungen vor besten kognitiven Möglichkeiten zurück, bevorzugen dann aber doch eine höhere Stufe als die reale Durchschnittsintelligenz, die sich in der dritthöchsten (IQ 85-125) von fünf Stufen befindet. Bei der Wahl von Aggression sstufen zeigt die "Visitors´ society" zwar geringere Unterschiede zwischen allen drei Stufen als sie die Daten zur realen Verteilung aufweisen, dennoch aber ist in beiden Statistiken der Anteil des mittleren Aggressionsniveaus sehr viel höher als die Anteile der beiden anderen Stufen. Hier kehrt offensichtlich die sozialisierte Aggressionsfunktion als Abwehrmechanismus in der virtuellen Projektwelt wieder.

Der Einführungstext gibt den Hinweis: "The project is not a fictive game with still unexamined possibilities of genetics and it does not aim to popularize scientific discoveries." Dies schließt Genforschung als Diskussionsrahmen aber nicht aus, wie zwei in die Site aufgenommene Texte (seit März 2000) und die Linkliste zum Thema belegen. Außerdem integrierte Kuluncic bei verschiedenen Vorstellungen und Präsentationen in Ausstellungen Vorträge von Fachleuten und Diskussionen über Genforschung (besonders in der Galerie Miroslav Kraljevic, Zagreb, April 2000) in das Projekt.

Eine Mailing List (Archiv, Oktober 1999 - Juli 2001, ungarisch, kroatisch und englisch) ermöglichte es Usern, eigene Beiträge zur Diskussion zu stellen. Diskutiert wurden November 1999 Vorgänge in der Realität, die Usern mit der Erzeugung virtueller Embryos verwandt erschienen: So wurden Spermabank und One Night Stand als Mittel erwähnt, um Kinderwünsche ohne Vaterschaft zu realisieren. Mit diesen Analogien kehrt auch ein im Virtuellen vermeidbares biologisches Problem wieder: Die Chance, via Virtualität mit den naturbedingten Geschlechtsunterschieden auch auf sozialisiertes geschlechtsspezifisches Rollenverhalten verzichten zu können, wird von Usern nicht selbstverständlich ergriffen. Das Problem des "En-Gendering" ergibt sich auch bei Spielen, wie Edward Castranovas letzte Untersuchung der Spieler von EverQuest zeigt (CESifo Working Papers No.957).

Nach Kuluncic ist die Abschaffung von Genmanipulation nicht mehr möglich: "Genetic engineering is inevitable now that it became reality, but we still can ask questions and demand responsibility for genetic manipulation." 2 Zu fragen bleibt, wie auf die Folgen bereits realisierter Genmanipulation reagiert werden kann, und wie Genforschung fortgesetzt werden soll. Die Rolle, die soziale Fragen in den Beiträgen zur Mailing List meistens spielen, steht im Widerspruch zu einer Haltung, welche die Genforschung so forciert, dass Diskussionen ethischer und sozialer Fragen erst nach irreversiblen Veränderungen und folglich zu spät kommen. Da die Zuschriften nach ersten anregenden Diskussionen im November 1999 rar wurden, versandten Kuluncic und Mitglieder ihres Teams später Meldungen über den Projektverlauf und boten Links sowie Kopien von Texten, die sie im Netz gefunden hatten.

 

Passport

Passport (April 2001) entstand aus Anlass des von Nada Beros kuratierten Projektes Motel Jezewo für die Netzzeitschrift Art-e-Fact: Strategies of Resistance. Das Projekt kritisiert die Situation der Einwanderer in die EU an einem Beispiel aus Kroatien: Das ehemalige Motel Jezewo bei Zagreb ist heute ein Lager für Einwanderer in Abschiebehaft und Asylbewerber geworden.

Kuluncics Beitrag thematisiert Reisebeschränkungen. User geben auf der ersten Seite ihr Alter, ihre Herkunft, eine bevorzugte Reiseregion und ihr dort angestrebtes Betätigungsfeld ("art, business, technology, sport, natural sciences, social sciences, other") an. Die folgende Seite bietet eine Weltkarte, die nach den Farben der Passcover eingeteilt ist. Passkontrolleure können an Hand der sechs Farben der Passcover, die grössere Regionen kennzeichnen (blau = Europa, Skandinavien, Island, Grönland; grün = Nordamerika, Australien, Neuseeland, Japan; braun = Südamerika, Afrika, Asien; rosa = Osteuropa; rot = Rußland; beige = Israel, Libanon, Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuweit, Jemen, Oman), leicht und schnell erkennen, aus welcher Region Einreisende kommen und welche Reiserechte sie besitzen. User werden aufgefordert: "Choose a passport color for your future child", was mit einem Klick auf die horizontale Farbfeld-Reihe mit Passfarben geschehen kann.

Die nächste Seite informiert, wie viele der bisherigen User die Farbe ihres Passes ändern woll(t)en. Von einem "future child" ist nicht mehr die Rede. "Future child" liefert eine Fiktion, die Teilnehmer zur Eingabe ihrer tatsächlichen Wünsche ohne Rücksicht auf (ihre Kenntnis) reale(r) Reisebeschränkungen bewegen kann. Nach Kuluncic (e-Mail, 14.7.2003) sollte "Future Child" in "Passport" zeigen, dass die Embryos von "Closed Reality – Embryo" (auf dessen Website auch "Passport" installiert wurde) auch in hundert Jahren mindestens ebenso von ihren Reisemöglichkeiten wie von ihren Fähigkeiten abhängen. Zwischen 4.9.2002 und 5.5.2003 blieb das Verhältnis zwischen der Anzahl aller User und der Wähler neuer Passfarben bei ca. 5:3.

User können abfragen, wie viele Teilnehmer mit welcher Betätigungspräferenz welche Passfarben bevorzug(t)en. Das die Statistiken für verschiedene Präferenzen zusammenhaltende Band liefert keinen Überblick mit visualisierten Daten aller Userbewegungen, sondern lediglich die Angabe des Anteils aller User, die ihre Passfarbe (bzw. die Passfarbe ihres Alter Ego namens "future child") ändern woll(t)en.

Für das "Projekt Motel Jezewo" wurden im Sommer 2001 zehn Postkarten nach Vorlagen verschiedener Künstler gedruckt und frei verteilt, auch im Lager Jezewo. Kuluncic liess für "Greetings from Jezewo" die Weltkarte von "Passport" mit den Farben der Passcover und den Möglichkeiten der Farbwahl drucken. Der Cursor weist auf die blaue Farbe: Wunschtraum gegen eine EU-Wirklichkeit, die im Schengener Abkommen vorgezeichnet ist.

Kuluncic dokumentiert in der neunfachen Foto-Text-Kombination Another View für die Gruppenausstellung Sight.Seeing (4. Österreichische Triennale zur Fotografie, Graz 2003) auch Erfahrungen mit beruflichen Einschränkungen, die Reiseeinschränkungen durch "problems with the papers" verursachen. "Another View" mit Fotos und Texten von Asylanten, die zwischen 6 und 26 Monaten auf ihre Aufnahme warteten, wurde als Plakat im Grazer Asylamt (Grabenstrasse 88) präsentiert. Die Grazer Asylanten thematisieren in kurzen Texten die beruflichen, sozialen und privaten Folgen des Arbeitsverbotes, das sie während ihres Aufnahmeprozesses behindert, und zeigen in Fotos, was ihnen in Graz bislang auf-, miß- und gefiel. Unter den neun Foto-Text-Kombinationen erscheint ein Hinweis des Grazer Ausländerbeirates auf das Arbeitsverbot und der Titel der Ausstellung: "Sight" meint zugleich "Aussicht" auf Gewährung des Asyls wie "Aussicht" auf Graz mangels Arbeitsmöglichkeit. Wie reagierten die Grazer Bürger und Besucher der 4. Österreichischen Triennale zur Fotografie auf die "Sicht" auf und von Migranten, die "Another View" vermittelte (Es wurden Rundgänge zu den Präsentationsorten von "Sight.Seeing" angeboten)?

Im "Sightseeing" der Asylanten auf ihre Grazer Umgebung wird den Beamten des Asylamtes und den Besuchern von "Sight. Seeing" eine wohl kaum geliebte Brechung der realen Zustände vorgehalten. Europäische Staaten öffnen sich nur in Ausnahmefällen und dann zeitbedingt Migrationsströmen. Nur ökonomische Erfordernisse nach Arbeitskräften öffnen Hintertüren: Die Grenzen werden zeitweise durch staatlich installierte Sonderrechte geöffnet (in Österreich durch die Gleichstellung mit Inländern bei Nachweis des "volkswirtschaftlichen Interesses", GewO §14). Asylanten, die nicht durch Sonderrechte privilegiert sind, äußern sich in Kuluncics Beitrag für "Sight.Seeing".

Die Asylanten geben schlaglichtartig Einblicke in Schicksale, die das Statistiken liefernde Netzprojekt "Passport" ausklammert. Der Foto-Text für "Sight.Seeing" bietet durch die Beschränkung der Teilnehmer auf Asylanten die Sicht der vom Arbeitsmarkt, Konsum und von Reisemöglichkeiten Ausgeschlossenen, während "Passport" zwar für alle Partizipanten offen ist, aber auf die unterschiedlichen Reiserechte der User verweist: Um so weniger Rechte der Pass gewährt, um so existentieller wird die Frage, wie weitere Reise- und Aufenthaltsrechte erlangt werden können. Die existentielle Seite der Migration thematisiert "Another View" am Ort der Entscheidung über die zukünftige In- oder Exklusion: als >Inklusion der temporär Exkludierten<, als Wartende, die schon da sind, wo sie hin möchten. 3

Die Exklusion von Aufenthalts- und Arbeitsrechten wird im Rekurs auf mögliche, aber selten gewährte Inklusion problematisiert. Das sollte umgekehrt die Frage provozieren: Wieviel und welcher Exklusionen bedarf die Inklusion als Bürger in ein staatliches Rechtssystem tatsächlich? Diese Frage widerspricht jedoch einer bei Wählern üblichen Wahrung der Eigeninteressen: Rechte aller Mitglieder eines Sozialwesens werden behandelt, als wären sie Privatbesitz. Die Abstimmung für oder gegen die Ungleichheit bei der Erlangung dieser Rechte ist ausschließlich Angelegenheit der Rechteinhaber. Diese Abstimmungsbedingungen und die Abstimmenden verhindern, Möglichkeiten des internationalen Ausgleichs ungerechter Verteilung durch Asylgewährung als politische Zielsetzung ernsthaft und mit Aussicht auf Erfolg zu diskutieren.

 

Distributive Justice

Distributive Gerechtigkeit (August 2001-2003) ist das ausgefeilteste Projekt von Kuluncic und ihrem Team, das bereits "Closed Reality – Embryo" realisierte: die Soziologen Gabrijela Sabol und Momo Kuzmanovic, der Philosoph Tomislav Janovic, der Programmierer Matija Puzar, der Fotograf und Filmer Ivo Martinovic und die Designerin Trudy Lane; bei "Distributive Gerechtigkeit" kamen der Philosoph Neven Petrovic und der Designer Dejan Jankovic neu hinzu.

Andrea Kuluncic: Distributive Justice, Documenta 11, 2002

Andrea Kuluncic: Distributive Justice, ab 2001. Installation mit Möbeln, Computern und Internet-Zugang. Documenta 11, Plattform 5, Kassel 2002.

Die von Sinisa Ilic, Ivo Martinovic und Andrea Kuluncic entworfene Installation aus farbigen Kreissegmenten – vier Tische mit Computern und vier Sitzbänke – schuf zuerst für Besucher der Biennale Internazionale Arte Giovane (Cavallerizza Reale, Turin, April - Mai 2002) und dann auch der documenta 11 (documenta Halle, Kassel, Juni - September 2002) Gelegenheiten, sich mit der viersprachigen Website (kroatisch, italienisch, deutsch, englisch) auseinander zu setzen. Im Vergleich zu vielen anderen Beiträgen der documenta 11 konnten sich Besucher mit "Distributive Justice" relativ leicht und schnell vertraut machen.

Andrea Kuluncic: Distributive Justice, Installationen, 2002-2004

Andrea Kuluncic: Distributive Justice, ab 2001. Installation mit Möbeln, Computern und Internet-Zugang. Installationen in Big Torino, Turin 2002; Documenta 11, Plattform 5, Kassel 2002; 8. Biennale Istanbul, Istanbul 2003; Marronier Art Centre, Seoul 2004.

Eine Themeneinführung stellt die Thesen von John Rawls und Ronald Dworkin in eigenen Zusammenfassungen neben weiteren Beiträgen über Strikten Egalitarismus, rechten und linken Libertinismus, Utilitarismus und Pluralismus vor. Die kurzen Einführungen zeigen die Dominanz entweder von Kriterien der Gleichberechtigung (unter Berücksichtigung divergierender Grundbedürfnisse) bei linken Ansätzen oder der Verdienst- und Leistungsdifferenzierungen bei rechten Ansätzen. Interessant sind Versuche, Ausgleichsverhältnisse zwischen naturgegebener Ungleichheit, Leistung und Gleichheitsgrundsätzen herzustellen. Die Nennung der wichtigsten Vertreter jeder Richtung erleichtert zwar die Überprüfung der vorgeschlagenen Reduktion auf Kernthesen, zeigt aber auch, dass dies länger dauernde Studien erfordert:

...problematisch ist nicht das Vorhandensein eines exakten Wissens, das sich nur mit Mühe klar und ohne beträchtlichen Informationsverlust den Uneingeweihten beibringen lässt, sondern die Nichtexistenz eines solchen Wissens! Worüber wir verfügen, ist nur ein Wirrwarr von entgegengesetzten Einstellungen, die sich nur mühevoll solide klassifizieren lassen. 4

Ein Fragebogen ermöglicht es Usern, die reale Verteilung zu bewerten, sich sozial zu positionieren und ein Beispiel guter Sozialpolitik zu nennen. Durch die automatisch generierte Auswertung können sich Netzteilnehmer im Kontext eines Besucherprofils verorten, das sich aus den Angaben aller vorangegangenen Partizipanten ergibt. Wie die Auswertung der Umfrage zeigt, halten über 70 % der Teilnehmer die reale Verteilung von sozialen Möglichkeiten und ökonomischen Gütern für ungerecht (zwischen 3.9.2002 und 11.7.2003 schwankt die Statistik zwischen 71% und 73%). Ein Drittel der User ist der Ansicht, dass die meisten Bürger der unteren Mittelschicht zuzuordnen sind. Eine faire Verteilung dagegen sollte nach Meinung der Mehrheit eine starke obere Mittelschicht aufweisen.

Die Fragebögen im Netz werden in Ausstellungen von gedruckten Fragebögen ergänzt, die nach dem Abbau der Installation ausgewertet werden. Zagreber Studenten ordnen sich im Lebensstandard als durchschnittlich und als Teil der unteren Mittelklasse ein, während italienische und Ausstellungsbesucher der documenta 11 in der Selbsteinschätzung zwischen durchschnittlichem und höherem Einkommen schwanken und sich mehrheitlich der oberen Mittelschicht zuordnen. Die faire und geschätzte reale Verteilung liegen bei italienischen und deutschen Besuchern im Mittelschichtbereich nicht weit auseinander. Der Oberschicht sollten nach Meinung dieser User mehr Leute zugehören. Dies erklärt aber nicht ihre hohe Einschätzung der realen Verteilung als ungerecht. In Kroatien dagegen sind die Unterschiede zwischen fairer (starke obere Mittelschicht) und geschätzter realer Verteilung (starke Unterschicht) groß. Zagreber Studenten geben zwar ihren Lebensstandard als durchschnittlich an, ordnen sich aber gleichzeitig einer höheren Klasse zu, als die Unterschicht, zu der nach ihnen die meisten Mitbürger gehören (38,2%): Schafft Bildung hier den Unterschied? Die Auswertung der bevorzugten Länder ergab: Zagreber Studenten bevorzugten im Mai 2002 Schweden als Modell gerechter Verteilung mit 23% vor der Schweiz mit 8%. Besucher der documenta 11 gaben skandinavische Länder (inklusive Schweden) mit 20,1% als Favoriten an.

Drei Spiele ermöglichen es Usern ebenfalls, die eigenen Angaben zu einzelnen Problemfeldern mit den Präferenzen anderer Teilnehmer zu vergleichen. Das erste Spiel Kreiere eine Gesellschaft, welche Du wünschst... offeriert "Gemeingüter": "Geld, Genugtuungen, Freiheit, Möglichkeiten, öffentliche Dienstleistungen, gesellschaftlicher Status". User können für jedes dieser Gemeingüter ihre Wahl der gerechten Verteilung mit den Präferenzen vorangegangener User vergleichen. Die Seite mit der allgemeinen Statistik, die Fragebogen und Theoriespiele zusammenfasst, zeigt auch einen aus den Antworten zu allen "Gemeingütern" ermittelten Querschnitt: Beinahe gleich viele User wählten Meritokratie, Wohlfahrtsstaat und Kommunismus als bevorzugte Formen der Verteilung (23-25%), während strikter Egalitarismus und ein sich auf minimale Eingriffe beschränkender Staat zu den weniger beliebten Formen zählten.

Im zweiten Spiel Entdecken Sie ihr Distributives Modell erlauben Skalen von 1 – 10 Gewichtungen bei Fragen über die Bedeutung der drei Bereiche Talent, Besitz und staatlicher Lenkung (erreichbar nur nach Login). Die Auswertung (erscheint nur, nachdem gewählt wurde) zeigt jedem User in Prozenten, welche Anteile von den sieben Gerechtigkeitsauffassungen in der eigenen Auffassung von jedem der drei Bereiche enthalten sind. Eine weitere Statistik zieht eine Summe aus den drei Bereichen und vergleicht die Angaben dieser Summe eines Users mit den Summen aller vorangegangenen User. Diese allgemeine Statistik zeigt Dworkins Auffassung als die beliebteste und den rechten Libertinismus als die unbeliebteste Auffassung von distributiver Gerechtigkeit.

Die digitale Auswertung kann Eingaben nicht auf Stringenz und soziale Umsetzbarkeit prüfen. Daten der Statistik verweisen auf soziale Konfliktstoffe in unterschiedlichen Präferenzen, die bei Usern, wenn sie diese Verweise erkennen, Verschiebungen in der Einschätzung der Konflikte bewirken können, die sich in und zwischen politischen Auffassungen verbergen.

Das dritte Spiel Distributive Justice: America gibt Usern eine schwarze Figur, die in einer schematisierten Landschaft mit Wänden, Straßen, Grünflächen und Wasserzonen mit den Cursor-Tasten bewegbar ist. Wasser und Wände stoppen die Bewegung der Figur. Wenn diese Figur auf eine der roten und blauen Spielfiguren trifft, dann kann über die Leertaste eine der Fragen zur amerikanischen Sozialpolitik abgerufen werden. Begegnungen mit den roten und blauen Spielfiguren erleichtert ein Diagramm, das links unten anzeigt, wo diese zu finden sind. Die erste Frage klärt bereits den Beobachterstandpunkt als Amerikaner oder Nicht-Amerikaner. Erst nach der Antwort auf die erste Frage kann die schwarze Figur das von vier Wänden umgebene Rechteck verlassen, in dem sie zu Beginn des Spieles erscheint. Weitere Fragen zur amerikanischen Güterverteilung sowie zu innen- und außenpolitischen Fragen erlauben teilweise graduelle Abstufungen. Amerikaner können die Fragen zweifach beantworten: Sie bekunden ihre eigene Meinung, und schätzen die Meinung ihrer Mitbürger ein.

"Distributive Justice: America" wurde Anfang Juli für The American Effect des Whitney Museum of American Art (New York, 3.7. – 12.10.2003) in "Distributive Justice" integriert. Statistiken fehlten zu diesem Zeitpunkt. Wenn die Statistiken die Stellungnahmen von amerikanischen und nicht-amerikanischen Teilnehmern – wie vorgesehen (Kuluncic, e-Mail, 19.7.2003) – getrennt zeigen werden, dann erlaubt "Distributive Justice: America" Amerikanern eine Externalisierung, wenn sie die Ansichten von Nicht-Amerikanern als Vergleichsofferte nicht ignorieren, und Nicht-Amerikaner erhalten eine Brechung ihrer Kritik um amerikanische Innenbrechungen. Amerikanische Innenbrechungen weisen bei Fragen auf Potentiale für Kontroversen, bei denen die amerikanische Mehrheit für eine Position weniger deutlich ausfällt und bei denen die Differenzen zwischen Usern mit gleicher eigener Auffassung und geschätzter Mehrheitsmeinung größer sind.

Eine sozialökonomische Weltkarte offeriert chronologische Datenvergleiche (1965/1975/1985/1997) zwischen Ländern auf vier Ebenen: Einkommen, Kindersterblichkeit, Lebenserwartung und Alphabetisierung. Datenvergleiche ergeben, dass die Unterschiede zwischen armen und reichen Ländern größer geworden sind (z. B. Simbabwe/Japan). Nach dem Rückzug der weltweit operierenden Korporationen aus Rohstoffe liefernden Ländern sind einige asiatische und osteuropäische Länder als Fertigungsländer in die Globalisierung neu integriert. Wollen sie Teil des ökonomischen Prozesses der Globalisierung bleiben, müssen sie ihren Status als Billiglohnland konservieren und sich mit Zweit- oder Drittrangigkeit zufrieden geben (vgl. Korea/Japan, Deutschland/Polen). Auf der Ebene der Umfragen (inklusive Spiele) in "Distributive Justice" ist Gerechtigkeit als Möglichkeit zwar aktuell, doch zeigen die Statistiken der realen Verteilung historische Prozesse der Verlagerung und Verschärfung, nicht der Aufhebung von Ungleichheiten, die komplexere und schwer zu verändernde ökonomische Ursachen haben.

Die Informationen über die gerechte Verteilung von Rechten und Gütern werden durch Äußerungen unmittelbar Betroffener und von Wissenschaftlern ergänzt. So wird in Ausstellungsinstallationen eine DVD mit Interviews anonymer Befragter präsentiert. Die DVD erlaubt, Befragte und Fragen zu wählen. In allen Interviews werden dieselben Fragen gestellt. Für Besucher gibt es auch das Angebot, Video- und Audiocassetten aufzunehmen, die dann zum Abspielen ausliegen.

Die Webseite mit Links zu Filmdokumenten zeigt Ausschnitte der DVD-Interviews. Die Interviews mit anonym bleibenden Befragten, die nur mit Berufsgruppen bezeichnet sind, ist nach Ländern gegliedert. Die zusammenfassenden Transkriptionen der Befragung von vier schwedischen Autoren decken deren Identität auf. Sie kritisieren die aktuelle Entwicklung des Sozialstaats in ihrer Heimat. Diese Interviews (unter dem Titel The golden age is over) und weitere Beiträge in Bulletins (Nummer 0/April 2002, Nummer 1/Juni 2002, Nummer 2/Juli 2003) erleichtern Usern die Selbstverortung im Problemfeld "distributive Gerechtigkeit". Das erste Bulletin antizipiert die später von Usern genannten Beispiele gerechter Sozialpolitik (s. o.), indem es die skandinavische Praxis der Rechte- und Güterverteilung thematisiert. So stellt Bent Rold Andersen das dänische Rentensystem vor. Auch dieses Interview ist eine Transkription des DVD-Teils. Die Clips im Interviews-Teil und Transkriptionen in den Bulletins sind Netzableger der DVD.

Die Weltbank-Studie über "The Transition, The First Ten Years of Lessons for Eastern Europe and the Former Soviet Union" zeigt auf, wie sehr die erste Phase der Privatisierung von ehemaligen Kadern und Insidern der sozialistischen Machtverhältnisse bestimmt wurde. Außerdem wird geschildert, wie dramatisch sich die Unterschiede zwischen arm und reich in ehemals sozialistischen Staaten vergrößern, die früher zu den Ländern mit der geringsten Ungleichheit gehörten. Das erste Bulletin leitet mit dem Bericht der Ergebnisse der Weltbank-Studie (Winners & Losers) zum Thema der zweiten Ausgabe über.

Die zweite Ausgabe erörtert die Probleme der postkommunistischen Staaten im Übergang zur Marktwirtschaft und zur Demokratie. Zarko Puhovski und Ivan Silber beschreiben die Privatwirtschaft in Staaten des Übergangs und zeigen die Probleme auf, die sich stellen, wenn Regierungen Maßnahmen ergreifen wollen, die Ungleichheiten mildern. Mit diesen Beiträgen erweitert Kuluncic die Thematisierung postkommunistischer Probleme, die ihre Netzprojekte von 1998 kontextspezifisch, für Bewohner bestimmter Staaten im Übergang, thematisierten, und integriert sie in ein Set globaler Fragen für ein internationales Publikum: Staaten im Übergang von Staats- zu Privatwirtschaft und Staaten mit sozialdemokratischen Traditionen müssen auf Folgen der Globalisierung reagieren. Sie tun dies auf unterschiedlichem ökonomischem Niveau und mit unterschiedlich ausdifferenzierten staatlichen Regulierungsmechanismen. Die Staaten des Übergangs können diese Ausdifferenzierung offensichtlich nicht nachholen.

Die dritte Ausgabe trägt den Titel "Underprivileged" und stellt Hetti Perkins vor. Sie ist Kuratorin für "Aboriginal and Torres Strait Islander Art" in der Art Gallery of New South Wales in Sydney. Perkins weist in einem Interview (Transkription des DVD-Interviews) die Kunst der Aborigines (inklusive Tanz und Performance) als "The Voice of Australia" und als Touristenattraktion aus, die den Aborigines zur wichtigen Einnahmequelle wurde. Die Aborigines bilden heute weniger als zwei Prozent der australischen Bevölkerung. Die meisten Aborigines gehören zur niedrigsten Einkommensgruppe des Landes. Perkins weist auf die politische Marginalisierung der Aborigines im letzten Wahlkampf (Bundesregierung), obwohl sie immer noch eine hohe Sterblichkeitsrate bei beschränktem Zugang zum Gesundheitswesen sowie zu fliessendem Wasser, Wohnungen und Schulen haben. Die heutige politische Situation der Aborigines schildert Perkins als Rückfall nach Fortschritten in den siebziger und achtziger Jahren.

The principles for the rich and for the poor ist eine Übertragung der Diskussionen, die Ana Matan und Klaus Bittner Ende Oktober bis November 2002 in der Mailing List geführt haben. Zentrale Themen waren John Rawls´"Theorie der Gerechtigkeit", ihre starke Rezeption in skandinavischen Ländern bei schwacher Rezeption in Amerika sowie Vermittlungen zwischen "Leistungsgerechtigkeit" und "Bedürfnisgerechtigkeit". Rawls´ Darlegung der Konsensfindung für Verknüpfungen von "Leistungs-" mit "Bedürfnisgerechtigkeit" wird kritisiert.

Weitere Beiträge im zweiten und dritten Bulletin und der Abschnitt Diskussionen stellen Vorträge und Diskussionsveranstaltungen vor, die Kuluncic als Teil ihrer Projektes realisiert hat. Dies und die Transkriptionen von Interviews weisen die Bulletins als Knoten aus, der die netzexternen Teile mit den Netzteilen verknüpft. Befragung und Dialog bleiben die alle Teile verbindenden Charakteristika.

User können in einem Diskussionsforum die vorgestellten Problemkreise erweitern und diskutieren. Das Forum ist trotz der Beiträge von Kuluncic und Mitgliedern des Teams, die Diskussionen anregen und weiter führen, weder besonders rege beschrieben noch viel gelesen worden. Immerhin sind Fragen wie die offensichtlich linke Parteinahme in "Distributive Justice", die soziale Verwendung von Erbschaften und Vorteile, die sich aus Manipulationen der Erbanlagen ergeben, diskutiert worden.

In Diskussionsveranstaltungen (Nahkommunikation), Diskussionsforen und Mailing Lists (Fernkommunikation) wird die Situation des einsamen Teilnehmers, der sich mit den Netzumfragen beschäftigt und einen imaginären Dialog mit den statistischen Angaben der Meinungen anderer User führen kann, erweitert zum realen Dialog.

 

Desengagierte Dramaturgie und Partizipation

Kuluncic deckt in ihren Netzprojekten Meinungsspektren auf, die auf ökonomische und politische Probleme weisen. Sie verzichtet aber auf aktivistische Zuspitzung. Kuluncics Netzprojekte weisen eine durch Versachlichung Distanz und durch Transparenz Interesse erzeugende Dramaturgie auf. Eine andere als diese desengagierte Dramaturgie würde Usern Spielräume für Meinungen und die Artikulation von eigenem Engagement verschließen, die sie so durch ihre Teilnahme an Umfragen und Diskussionsforen zeigen können.

Es ist nicht sinnvoll, die Netzumfrage vor dem Beginn der Publikumsbeteiligung bereits als Gewichtung der sozialen Akzente eines Problemfeldes zu werten, da Kuluncics Netzumfragen als >leere Maske< nicht funktionieren: Die Umfrage ist kein Leerformular, das als autonomes Konzept mit einer "dialogic aura" 5 verstehbar wäre. Interaktion wird nicht als imaginäres Möglichkeitsfeld, abgelöst von gesellschaftlicher Praxis, konzipiert, sondern in Kuluncics Netzprojekten werden Situationen zur Selbstorientierung in aktuellen sozialen Problemfeldern auch dann geboten, wenn mit virtuellen Modellfiktionen (ein "future child" aus einem virtuellem Embryo, mit Pass nach Wunsch) gearbeitet wird: In Kuluncics Umfragen sind Wunschprojektionen Mittel zur Befragung der sozialen Einstellungen (Weltbilder und Handlungspläne), die Interaktionen (Handlungen und Sprechakte) in der Lebenswelt leiten.

Kuluncics Netzumfragen können Einstellungswechsel durch das Thema, seine Erläuterung und Statistiken, die Userpositionen auswerten, hervorrufen: Ein User kann durch Spannungen in Meinungsspektren so irritiert werden, dass ein Wechsel von nicht-reflexiver Orientierung zur Reflexion, zur Offenheit für die Auseinandersetzung mit anderen Einstellungen vollzogen wird. In den Mailing Lists von "Closed Reality – Embryo" und "Distributive Justice" und im Diskussionsforum von Letzterem zeigen User, dass und wie sie das Diskurspotential erkannt haben. An den Beteiligungen in den Netzprojekten lässt sich zum Teil erkennen, ob und wie der Einstellungswechsel zu reflexiver Orientierung vollzogen wurde. Die übliche zeitliche Trennung zwischen provozierender Kunst (Phase 1) und Umsetzung der Provokation in veränderten Denkweisen (Phase 2) wird in Kuluncics Netzprojekten ersetzt durch Möglichkeiten, die Provokationen in den Projekten selbst zum Ausdruck zu bringen. Die Projekte offerieren keine von der Alltagspraxis gesonderten Modelle für Weltbeobachtung, sondern in alltägliche Sozial- und Kommunikationspraxis gestellte Reflexionsrahmen (Reflexionen als Brechungen verschiedener Auffassungen vom Thema).

 

Kunstbetrieb und Netzprojekte

Da Museen eine relativ breite Öffentlichkeit erreichen, integriert Kuluncic ihre Netzprojekte als temporäre Installationen in Gruppenausstellungen, um auch im Kunstkontext Teilnehmer zu finden. Kuluncic nutzt dabei die in den neunziger Jahren relativ selbstverständlich gewordene Offenheit der Kuratoren für verschiedenartige ephemere Werke, also auch für Projekte, die das Museum temporär in einen Ort der Partizipation verwandeln.

Traditionell fordert der Kunstbetrieb von Ausstellungsbesuchern kontemplative Beobachtungsweisen für konservierte Objekte. Galerien und Museen wurden seit Ende der sechziger Jahre von Künstlern provoziert, sich offener für ephemere, Besucher als Dialogpartner integrierende Projekte zu zeigen (z. B. Ian Wilsons Oral Communication). Joseph Beuys´ Konzept des Museums als "Ort der permanenten Konferenz", das er in Gesprächen mit dem Publikum der documenta 5 (Kassel, 1972) realisierte, antizipierte die Konferenz- und Workshop-Situationen im Kunstbetrieb, die in den neunziger Jahren auch als Ersatz von Ausstellungen häufiger realisiert wurden.

Beuys ersetzt den tradierten Werkbegriff des transportablen, aber unveränderbaren Objektes durch einen Dialogprozess. Der Künstler nimmt als Gesprächs-Kurator für Vorstellungen von "direkter Demokratie" Begriffe des Kunstdiskurses wie "Skulptur" und "Kreativität" auf, und `erweitert´ ihre Bedeutungsfelder in gesellschaftliche Bereiche:

...man muß jetzt...einen Kunstbegriff entwickeln, ...der jetzt die Kreativität jedes einzelnen Menschen anspricht prinzipiell, und nicht nur im Rahmen des Kunstbetriebes zuhause ist. Sondern der überall zuhause ist. 6

Die museale Praxis öffnet Beuys von innen heraus durch eine quasikuratorische Diskurstätigkeit für extramuseale Probleme. Den Kunstkontext wie Joseph Beuys von innen heraus zu transformieren, indem erst soziale Probleme auf Schlüsselbegriffe des Kunstdiskurses bezogen werden, um diesen dann sozial zu erweitern, ist ein Verfahren, das sich heute offensichtlich erübrigt.

Das Kunstmuseum ist Teil eines "Kunstsystems", das "Subsysteme" des Handels (Kunsthandel), der Museen (Kunstmuseen), des Journalismus (Kunstkritik) und des akademischen Diskurses (Kunsttheorie, Kunstgeschichte) verbindet. Dieser Subsystemverbund erlaubt(e) Offenheit nur im Rekurs auf seine evolutionär erlangte, relative Geschlossenheit. Der Kunstbetrieb liefert(e) "Konsekrationsinstanzen" (Organisationen und ihre Exklusionsverfahren mit tradierten Verlaufsformen) und "Konversationsimplikaturen" (Rekursionen auf Argumentationsweisen) 7, die den Kunststatus sicherten. Museale Öffentlichkeitsorganisation bot Künstlern eine zentrale Plattform für eine Einbindung der eigenen Präsentationsformen in einen Kunstkontext, ohne dessen Instanzen und Implikaturen sie nicht `als Kunst´ rezipierbar wären. Beuys zollte dem noch mit seinem Statement "Jeder Mensch ein Künstler" Tribut und überschritt mit diesem Slogan zugleich den Rahmen, der den Kunststatus sicherte: Der Kunstbetrieb verliert seine Exklusionsweisen, wenn der Kunstrahmen allumfassend wird und es keine Nichtkünstler geben kann.

Heute offerieren Kunstausstellungen nur eine von vielen Möglichkeiten zur Präsentation von Projekten, die allgemeinere soziale und ökonomische Aspekte thematisieren. Es geht nicht selten um Aspekte, ohne die die Subsysteme des Kunstbetriebs nicht bestehen können, die aber bei der Konstitution eines autonomen Kunstkontextes marginalisiert wurden. Während die Kontextkritik der Konzeptuellen Kunst (von Hans Haacke und Art & Language 8) in den siebziger Jahren diese marginalisierten ökonomischen und institutionellen Aspekte als Faktoren auswies, die auch den Kunstbetrieb konstituieren, muss sich Gesellschaftskritik in aktuellen Projekten nicht mehr laufend auf den Präsentationskontext beziehen. Das ermöglicht die Thematisierung aktueller Probleme (wie die sozialen Auswirkungen der Genforschung) ohne inhaltliche und formale Rekurse auf den Kunstkontext.

Zeitgenössische Präsentationsformen für Dialoganstöße und partizipative Projekte sind meist (noch) nicht kunsthistorisch vorbelastet, oder sie sind so peripher kunsthistorisch (z. B. durch Ian Wilson und Joseph Beuys) vorbelastet wie es künstlerische Anwendungen der Neuen Medien (Objekte, Fotografie, Film, Computer, Telekommunikation) sind, solange sie noch nicht als Kunstgattungen und Sammelobjekte etabliert sind. Welche Instanzen und Implikaturen hierfür in Frage kommen, bleibt zumindest temporär offen: Aus Kunstwerken werden >Laboratorien< und der Kunstbetrieb verliert seine dominante Vermittlungsfunktion: Die Kunstausstellung ist eine Möglichkeit in einer Vielheit möglicher Präsentationskontexte.

Kuluncic schafft in Kunstausstellungen ephemere Kommunikationsumstände: Sie installiert "Distributive Justice" als soziales Laboratorium beziehungsweise als Arbeitsraum, der das Interaktionsfeld des Netzprojektes erweitert. Mit wenigen Umstellungen sind die Elemente des "Arbeitsraums" auch für Vorträge von Fachleuten und Diskussionen mit Besuchern einsetzbar. Der Zeitrahmen, in dem "Distributive Justice" für Partizipation offen bleibt, endet 2003. Ausstellungen und Veranstaltungen sind Teil dieser aktiven Phase. Das Netzprojekt ist nach dieser aktiven Phase als Netzdokumentation, nicht aber als Sammelobjekt relevant. Kuluncic wandelt den Ausstellungsbetrieb zur Kommunikationspraxis statt zum Event: Der Kunstbetrieb wird von der etablierten Verbindung zwischen Tausch- und Ausstellungswert abgekoppelt, und der Ausstellungswert selbst wird zum Problem. Bilden die Aura des statischen Objektes und offene Prozesse im Internet nicht einen Gegensatz?

Die sozial ausgerichteten Projekte sollen sich auch außermuseal im Netzkontext und dort ohne statussichernde Konversationsimplikaturen bewähren. Die Netzprojekte können auch in kunstexternen Umfeldern, in denen ihre Themen relevant sind, installiert werden.

Jasper Johns´ Flag (1954-55) ist ebenso als Gemälde (mit einer kunstextern vorgegebenen Form) wie als Nationalflagge (in einer Ausführung mit kunsttypischen Materialien und Techniken) identifizierbar. Die Identifikationen setzen die jeweils andere voraus, um in wechselseitigen Bezügen die Identifikationen sichernden Zusammenhänge zwischen Konsekrationsinstanzen und Konversationsimplikaturen in Frage zu stellen. Bei Kuluncics Netzprojekten dagegen leisten die Konversationsimplikaturen (die sich zwar aus verschiedenen, auch kunstexternen Quellen zusammensetzen, aber ein relativ homogenes Diskursfeld `Kunst´ konstituieren) des Kunstkontextes keinen Beitrag zur Rekonzeptualisierung der Projektzusammenhänge: Das Soziale wird nicht in eine künstlerische Ebene "transfiguriert", innerhalb der es auch Soziales bedeuten kann. 9 Die Art der pluralen Kontextbezüge hat sich geändert: Für User im Netz und im "Arbeitsraum" sind andere als kunstinterne Instanzen und Implikaturen mindestens ebenso wichtige Bezugspunkte.

Kuluncics Lenkung der Aufmerksamkeit auf ein partizipatives Netzprojekt nutzt zwar die Möglichkeiten der Kunst ausstellenden Institutionen, Publikum durch Veranstaltungshinweise, Pressemeldungen, Werbemittel und anderes an einen Ort zu leiten, jedoch wird aus dem Publikum, das einen gesicherten Status Kunst erwartet, und der Versammlung zur Kunstbeobachtung eine Versammlung im Sinne einer Agora.

Das ins Museum verlegte Forum wird durch Netzprojekte erweitert um eine telekommunikative Öffentlichkeit: Nah- und Fernkommunikation überlagern sich. Die hergebrachten zentralen Funktionen des Museums werden im Kern substituiert: Das durch Partizipation modifizierte und modifizierbare Netzprojekt wird zum Modell für dynamische, Vielheiten inkludierende "Formen" in simultan von vielen Orten zugänglichen "Medien" 10, vor denen (bisher) die Musealisierung und ihre konservatorischen Techniken der Archivierung kapituliert haben. Es gibt Databases wie runme.org und netart-datenbank.org, die ohne musealen Rückhalt auskommen. Der Kunstbetrieb kann sich selbst – sowohl infolge der Netzprojekte wie infolge der via Internet modifizierten Selbstorganisation und Öffentlichkeitsarbeit – nicht mehr als (relativ) geschlossenes Kunstsystem konzeptualisieren, als dessen Zentrum museale Präsentationsbedingungen galten: Kuratoren können Internetplattformen und -portale für Netzprojekte schaffen. Außerdem können Ausstellungs- und Archivräume um Databases für virtuelle Werke ergänzt werden oder die Databases ersetzen etablierte Formen der Musealisierung.

Projekte, die ohne kunstspezifische Präsentationsformen im öffentlichen Raum dauerhaft oder temporär installiert werden, sind an Instanzen und Implikaturen, die Kunststatus verleihen, anschließbar. Die öffentlichen Projekte können aber auch auf diese Rückbindung verzichten. 11 Erfolgt ein Rückbindungsverzicht auch im Kunstkontext, dann entsteht die hier an Hand von Kuluncics "Arbeitsräumen" mit Netzprojekten vorgeführte Problematik: Der Kunstkontext wird zum öffentlichen Raum, zum Forum als Treffpunkt und Dialogumfeld, aber auch zum Anbieter öffentlicher Netzzugänge (für die projektrelevanten URL-Adressen) und zum Labor für Verknüpfungen von Nah- und Fernkommunikation.

Die Exklusionsverfahren und statussichernden Funktionen des Kunstbetriebes werden von Webprojekten in Frage gestellt: Das geschieht auf den Ebenen

  • der nicht von lokalen Ausstellungsbedingungen begrenzten Beobachtungsmöglichkeit,
  • der Inklusion der Rezipienten als Teilnehmer,
  • der Ersetzung der an isolierten Objekten ausgerichteten Kauf- und Bewahrstrategien der Sammlung durch den kostenfreien Zugang und Austausch von Daten und Wissen,
  • der Offenheit für Kommunikation(sweisen), die nicht an Kunstdiskurse anschließbar und auch kunstextern vermittelbar sind.

Für diese Ebenen gibt es Vorstufen in der Kunstgeschichte, doch ermöglicht erst das Internet die sie verbindenden Konfigurationen. Die veränderte mediale Praxis müsste zur Reflexion sowohl über Konfigurationsmöglichkeiten und -bedingungen im Netz als auch über Konsequenzen im Kunstbetrieb führen. Nicht selten weisen die Konfigurationen weg von kunstinternen Präsentationsumständen und -vermittlungen. Zu Kunstwerken, die ihre eigenen Präsentationsbedingungen thematisieren, kommen heute nicht nur Projekte, die kunstexterne, soziale Konflikte in ortsspezifischen Aktionen, Befragungen und Dokumentationen thematisieren, sondern auch Projekte mit überregionalen, kunstexternen >Schnittflächen< für Kooperationen und Diskussionen, die Aspekte der Globalisierungsprozesse und -folgen hinterfragen.

 



Dr. Thomas Dreher
Schwanthalerstr. 158
D-80339 München.
Homepage mit zahlreichen kunstkritischen Texten, u.a. zur Konzeptuellen Kunst und Intermedia Art.

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Anmerkungen

1 o. A.: Crow introduces: Andreja Kuluncic. The first and the only Croatian cyber-artist. In: Crow. First CROatian e-zine for Women. Summer 1999. URL: http://www.crowmagazine.com/andreja.htm.
Im Folgenden erscheinen Begriffe wie Asylant, Autor, Besucher, Bürger, Einwanderer, Kurator, Migrant, Partizipant, Partner, Soziologe, Student, Teilnehmer oder User zwar in maskuliner Form, doch ist damit auch die feminine Form gemeint. Kombinationen aus femininen und maskulinen Formen wie `die / der UserIn´ oder `die Userin / der User´ können die Lesbarkeit von Sätzen (teilweise stark) einschränken. Deshalb wird hier darauf verzichtet. zurück

2 o. A.: Crow introduces: Andreja Kuluncic, s. Anm.1. zurück

3 Über In- und Exklusion: Luhmann, Niklas: Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt am Main 1997, Kap. IV, S.618-634.
Über die Diskriminierung von Migranten in Graz: o. A.: Schikanen der Polizei. Migranten und Migrantinnen wehren sich! (Aufzeichnungen von der Pressekonferenz des Ausländerbeirats der Stadt Graz am 23.12.2002). In: URL: http://www.illegalisiert.at/ deportatiNO/ pk_auslaenderbeirat_graz251202.htm.
Die Künstler-/Aktivistengruppe WochenKlausur hat in Graz (Steirischer Herbst, August-September 1995) eine Intervention zur Ausländerbeschäftigungspolitik realisiert. Für Hilfsorganisationen wurden sogenannte "soziale Plastiken" – Gebrauchsgüter – von sieben Migranten erstellt, die Paten und Gönner finanzierten. Die Migranten wurden als Künstler angestellt, da sie dazu nach österreichischem Aufenthaltsgesetz keiner Beschäftigungsbewilligung bedürfen. Die jährlich festgesetzte Bundeshöchstzahl für Arbeitsbewilligungen war zum Zeitpunkt der Realisierung bereits erreicht (Zinggl, Wolfgang (Hg.): WochenKlausur. Gesellschaftspolitischer Aktivismus in der Kunst. Wien 2001, S.44-52). WochenKlausur und Kuluncic liefern am selben Ort zum selben Thema Beispiele für die Strategien Intervention und Dokumentation. Die Dokumentation verdeutlicht einen Konflikt, während die Intervention temporär oder dauerhaft einen Ausweg schafft. zurück

4 Petrovic, Neven, in: Tudor, Neven: über das projekt/interview. In: Kuluncic, Andreja: distributive justice/distributive gerechtigkeit. Zagreb 2002, S.27.
Zur Diskussion von Ausgleichsverhältnissen zwischen naturbedingten Differenzen, Gleichheitsprinzipien und Leistung: Lamont, Julian: Distributive Justice. In: Zalta (Hg.), Edward N.: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Fall 2002 Edition). URL: http://plato.stanford.edu/archives/fall2002/entries/justice-distributive/. (17.6.2003). zurück

5 Baldwin, Michael/Harrison, Charles/Ramsden, Mel: On Conceptual Art and Painting and Speaking and Seeing. Three Corrected Transcripts. In: Art-Language. New Series Number 1/June 1994, S.55,59,63. zurück

6 Beuys, Joseph: Das Museum – ein Ort der permanenten Konferenz (Gespräch mit Horst Kurnitzky und Jeannot Simmen, Atelier Beuys, 1.2.1980). In: Kurnitzky, Horst (Hg.): Notizbuch 3. Kunst – Gesellschaft – Museum. Berlin 1980, S.46-74; Beuys, Joseph: Jeder Mensch ist ein Künstler. Gespräche auf der documenta 5 1972, aufgezeichnet von Clara Bodenmann-Ritter. Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1975 (Zitat S.100). zurück

7 Über die Bereiche des Kunstbetriebs und ihren Zusammenhang: d. A.: Performance Art nach 1945. Aktionstheater und Intermedia. München 2001, S.413, Anm.654; Luhmann, Niklas: Die Kunst der Gesellschaft. Frankfurt am Main 1995, S.87-91,289-294,395-401,496.
"Konsekrationsinstanzen": Bourdieu, Pierre: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes (i.O.m.d.T. Les règles de l´art. Genèse et structure du champ littéraire. Paris 1992). Frankfurt am Main 1999, S.362.
"Konversationsimplikaturen": Danto, Arthur C.: Die Verklärung des Gewöhnlichen. Eine Philosophie der Kunst (i.O.m.d.T. The Transfiguration of the Commonplace. A Philosophy of Art. Cambridge/Massachusetts 1981). Frankfurt am Main 1991, S.241; Meggle, Georg (Hg.): Handlung, Kommunikation, Bedeutung. Frankfurt am Main 1979/2. Auflage 1993, S.XIIf.,243-479,505f. zurück

8 Corris, Michael: Another Look at the Social Dimension of Indexing. In: Art & Language: Blurting in A & L online. In: URL: http://blurting-in.zkm.de/e/another_look; d. A.: Konzeptuelle Kunst in Amerika und England zwischen 1963 und 1976. Diss. Ludwig-Maximilians-Universität, München/Frankfurt am Main 1992, S.191-225; Wallis, Brian (Hg.): Hans Haacke. Unfinished Business. Kat. The New Museum of Contemporary Art. New York 1986. zurück

9 Transfiguration: Danto, Arthur C.: Die Verklärung des Gewöhnlichen, s. Anm.7, S.33f.,133-137,144-148,314f. u. a.; Ders.: Die philosophische Entmündigung der Kunst (i.O.m.d.T. The Philosophical Disenfranchisement of Art. New York 1986). München 1993, bes. S.64f. Eine interessante Kritik von Dantos "theory of artistic identification": Buyndali, Fayza: Trouble in Danto´s Artworld. In: Prolegomena. Summer 2002. URL: http://www.philosophy.ubc.ca/prolegom/papers/Buyndali.htm. zurück

10 Zur Relation "Medium" und "Form" im Internet: D. A.: NetArt: Einführung, Kap. Medienformen, mit Anm.15. In: IASLonline Lektionen in NetArt: Theorie. URL: http://iasl.uni-muenchen.de/links/NAEinf.html#Medien. zurück

11 Zur Problematik der Rückbindung öffentlicher Projekte an den Kunstbetrieb: d. A.: Konzeptuelle Kunst, s. Anm.8, S.168-174; d. A.: Kontextreflexive Kunst. Selbst- und Fremdbezüge in intermedialen Präsentationsformen. In: Weibel, Peter (Hg.): Kontext Kunst. Köln 1994, S.83-91; Lyotard, Jean-François: Preliminary Notes on the Pragmatics of Works: Daniel Buren. In: October. Fall 1979, S.59-67. zurück

 

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