IASL Diskussionsforum online
Bewertungskriterien für elektronische Editionen

Leitung: Fotis Jannidis


Alexandra Hildebrandt / Nadine Landeck /
Ursula Rautenberg / Agnes Rie / Susanne Starnes

Literaturwissenschaft
online – offline:

Primärliteratur im Internet, elektronische Editionen und Hybrideditionen, Lern- und Literatur-CD-ROMs.
Überblick und Sammelrezension



Abstract

Gegenstand der Untersuchung [ 1 ] sind zunächst digitale Literaturarchive im Internet, die Primärtexte auf einer Plattform versammeln. Es handelt sich um offene Systeme, die sich modifizieren und erweitern lassen. In einem zweiten Kapitel werden Lern- und Literatur-CD-ROMs kritisch vorgestellt. Den Abschluß bilden Hybrideditionen, die durch eine Kombination von Papier-Ausgabe und CD-ROM die Vorteile beider Medien zu nutzen suchen, sowie digitale Neu-ditionen im Netz. Ziel dieser Sammelrezension ist, Hypertexteditionen nach Bewertungskriterien, die in der Einleitung vorgestellt werden, in ihrer Tauglichkeit als Arbeitsmittel für Literaturwissenschaftler und literarturinteressierte Laien zu analysieren. (Stand der im Text zitierten URL-Adressen: 6. April 2000.)


Inhalt

  1. Einleitung: Zu den Bewertungskriterien und zum Aufbau der Rezensionen
    (Ursula Rautenberg / Alexandra Hildebrandt)
  2. Primärliteratur im Internet
    (Nadine Landeck / Susanne Starnes)
    2.1 bibliotheca augustana
    2.2 Projekt Gutenberg-DE
    2.3 New Bartleby Library
    2.4 Hölderlin-Homepage
    2.5 Electronic Text Center Virginia
    2.6 LION: Literature Online

  3. Elektronische Editionen auf CD-ROM
    (Alexandra Hildebrandt)
    3.1 Literatur und Literaturgeschichte
    3.2 Lern-CD-ROMs
    3.3 Literatur-CD-ROMs
    3.4 Autoreneditionen
  4. Hybrideditionen und Editionen im Internet
    (Alexandra Hildebrandt, 4.1.1 / Agnes Rie, 4.1.2 - 4.2.2)
    4.1 Hybrideditionen
    4.1.1 Der junge Goethe in seiner Zeit
    4.1.2 Heinrich von Kleist: Berliner Abendblätter I und II
    4.1.3 Gottfried Keller: Das Sinngedicht / Sieben Legenden
    4.1.4 Franz Kafka: Der Process
    und Beschreibung eines Kampfes

    4.2 Editionen im Internet
    4.2.1 Komputistische Sammelhandschrift von 798/805
    4.2.2 The Electronic Sermo Lupi ad Anglos

  5. Bibliographie



1. Einleitung:
Zu den Bewertungskriterien und zum Aufbau der Rezensionen

(Alexandra Hildebrandt / Ursula Rautenberg)

In den letzten Jahren ist verstärkt eine Umstellung der klassischen Instrumente textbasierter Wissenschaften auf digitalisierte Arbeits- und Vermittlungsformen zu beobachten. Nachdem der Reclam Verlag (Stuttgart) mit Faust I 1995 die Reihe der Klassiker auf CD-ROM als erster den Markt für elektronische Textausgaben erschlossen hat, sind schnell weitere Anbieter gefolgt. X-Libris, Directmedia Publishing (Digitale Bibliothek) und Terzio (LiteraMedia) publizieren Reihen speziell für diesen Markt. Hinzu kommen kommerzielle und nichtkommerzielle Literaturdatenbanken. Während die erstgenannten vor allem für Lehr- und Lernzwecke entwickelt wurden, ist es das Ziel der Datenbankprojekte, eine große Menge von Texten vorzuhalten. Aber auch die genuin philologische Arbeit an der historisch-kritischen Edition bedient sich nicht mehr nur der Hilfe des Computers bei der elektronikgestützten Textherstellung, sondern nutzt die Vorteile der digitalisierten Texte und Hypertextsysteme in Hybrid-Editionen oder reinen Netzpublikationen.

Die vorgestellten Produkte werden exemplarisch im Hinblick auf unterschiedliche Nutzungskontexte (z.B. Schule, Wissenschaft, Unterhaltung), unterschiedliche Inhalte und daraus resultierende heterogene Nutzergruppen (Gelegenheitsnutzer, Schüler, Studenten, Wissenschaftler) ausgewählt. Die Reihung in den Hauptkapiteln erfolgt nicht nach dem Erscheinungsdatum, sondern nach Anspruch und Nutzungskontext.

Bei den elektronischen Editionen zeigt sich die gesamte Bandbreite, wie sie auch in gedruckten Textausgaben erscheint. Sie reicht von der Bereitstellung eines ungeprüften, nicht nach Prinzipien der kritischen Edition aufbereiteten Textes über Ausgaben mit mehr oder weniger kommentierendem und erläuterndem Beiwerk bis hin zur historisch-kritischen Textausgabe. Diese unterschiedlichen Typen werden hier besprochen, ebenso der erste Versuch einer Literaturgeschichte, die unmittelbar für die Hypertext-Anwendung geschrieben wurde.

Ausgeklammert bleiben die elektronischen literaturwissenschaftlichen Fachzeitschriften, die - ungeachtet ihrer vielfältigen Vorteile [ 2 ] wie der leichten Zugänglichkeit, der Aktualisierbarkeit und der Möglichkeit der Stellungnahme durch die scientific community - in den Literatur- und Geisteswissenschaften noch mit Problemen der Akzeptanz zu kämpfen haben. Wie auch bei den Editionen sind in diesem Bereich eine Vielzahl, durchaus auch erfolgreicher Gründungen zu verzeichnen. [ 3 ]

Ebenso sind die Literaturlexika oder Wörterbücher auf CD-ROM nicht aufgenommen worden. Bei diesen Produkten [ 4 ] handelt es sich überwiegend um Umsetzungen von Papier-Editionen, wobei Knotengröße und Verlinkung durch die Artikelstruktur des Lexikons vorgegeben sind. Die multimedialen Möglichkeiten wie die Einarbeitung von bewegten Bildern oder Tondokumenten, aber auch differenzierte Verweisstrukturen werden nicht oder kaum genutzt. Als "Mehrwert" gegenüber den Bucheditionen können die Scheiben die Aktualisierbarkeit und für den Nutzer die erleichterte und verfeinerte Suche als Pluspunkte verbuchen.


Beurteilungskriterien

Zu den wichtigen allgemeinen Beurteilungskriterien (Benutzbarkeitsparametern) computergestützter Lösungen bei der Vermittlung von Texten und Daten zur geisteswissenschaftlichen Nutzung gehören Innovation (neue Ideen, Techniken hinsichtlich des Themas oder der Realisation), Multimedialität, [ 5 ] Effizienz (günstige Relation zwischen Entwicklungsaufwand und Ergebnis), Erlernbarkeit, Konsistenz und Nutzerfreundlichkeit [ 6 ] (z.B. das Konzept der leichten Bedienbarkeit: "ease of use"), leichte Installierbarkeit und Programmstabilität. Für elektronische Editionen im engeren Sinne hat Fotis Jannidis auf Probleme der Konsistenz bei Textkodierungen und Textauszeichnungen hingewiesen. [ 7 ]

Diese allgemeinen, auch die informationstechnische Umsetzung betreffenden, Kriterien werden in den hier vorgelegten Kritiken berücksichtigt. Allerdings liegt der Schwerpunkt auf der Beurteilung, wie und mit welchem Erfolg die Umstellung von Primärtexten und ihrem Beiwerk vom traditionellen "Buch"text auf elektronische Produkte im Einzelfall erfolgt ist. Referenzobjekt ist also das gedruckte Buch und eingeübte Nutzungsformen, allerdings ohne eine "kulturoptimistische vs. kulturpessimistische Diskussion der neuen Medien" [ 8 ] in den Fragekomplex einzubeziehen. Auch die nur auf empirischem Wege generell zu beantwortende Frage nach den Vor- bzw. Nachteilen linearer Textpräsentation oder Hypertextstrukturen für die kognitive Verarbeitung von Informationen [ 9 ] muß hier ausgeklammert bleiben. Insofern bewegt sich auch diese Sammelrezension im Rahmen der traditionellen literaturwissenschaftlichen Kritik.


Schema der Rezensionen

Die Einzelrezensionen folgen einem festen Schema. Sie bestehen – bis auf wenige Ausnahmen, bei denen sich eine ausführliche Kritik nicht anbietet – aus jeweils vier Unterpunkten:

  1. Das elektronisch erfaßte Textkorpus

    Unter dieser Rubrik wird das besprochene Produkt kurz auf der Inhaltsebene vorgestellt und gegebenenfalls über die Initiatoren oder Autoren / Herausgeber und die Nutzungsbedingungen informiert. Es geht nicht um eine Kritik des erfaßten Textkorpus nach Bewertungsstandards, wie sie an traditionelle Editionen aus textphilologischer Perspektive gelegt werden, obwohl diese auch für elektronische Editionen gelten sollten. [ 10 ]

  2. Elektronische Texterschließung und Navigation

    Hierzu zählt die jeweilige Analyse der Hypertext [ 11 ] -Anwendung. Die von der philologischen Lektüre her bekannten Vorgänge des Blätterns ("leafturning") oder Suchens im Anmerkungsteil der Druckseite entfallen. Es ergibt sich eine neue Form des nichtsequentiellen Lesens, die durch Links gesteuert wird. Auf die Art der Verbindung der Knoten (Dokumente oder Informationseinheiten) mit unterschiedlichen Verlinkungsarten und die Knotengröße oder Knotengranularität wird besondere Aufmerksamkeit gelegt.

    Mit der nichtsequentiellen Informationsdarbietung sind auf der Rezeptionsebene die Probleme des Orientierungsverlustes ("lost in hyperspace") und der kognitiven Überlastung verbunden. [ 12 ] Daher kommt der Navigation, der Nutzerführung, besondere Bedeutung zu. Die Kriterien Nutzerfreundlichkeit bzw. Benutzbarkeit ("usability"), [ 13 ] das heißt, die optimale Unterstützung des Nutzers durch das System und Funktionalität bzw. Nützlichkeit ("usefulness"), bilden den traditionellen Maßstab für die Entwicklung nutzer- und aufgabenzentrierter Schnittstellen (Darstellungsraum oder Präsentationsebene, die Ästhetik, Einfachheit und Interaktivität verbindet). Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang auch die anspruchsvolle Gestaltung der Benutzungsschnittstellen ("Interface"), symbolische Repräsentationsrahmen, die in der Regel einen hohen Grad an Interaktivität erlauben.

    Synonym werden in der Folge die Bezeichnungen "Benutzungsoberfläche" sowie ("Bedien-)Oberfläche" verwendet. [ 14 ] Ihr wird ein wesentlicher Einfluß auf die Akzeptanz (die Motivation der Nutzer, mit dem System zu arbeiten) einer Anwendung zugesprochen.

    Ein akutes Problem innerhalb der informationswissenschaftlichen Praxis stellt die nutzer- und aufgabenzentrierte (Software-) Gestaltung dar, die Umsetzung der Anforderungen aus dem Nutzungskonzept und dem Inhaltsdesign in Programmfunktionen unter Berücksichtigung der softwaretechnischen Möglichkeiten. Dazu gehören unter anderem gute Wahrnehmungs-, Orientierungs- und Lesequalitäten (z.B. ein eindeutiges Systembild, Feedback, gutes "mapping" [ 15 ]) sowie die intuitiv erfaßbare (bekannte) Darstellung der Funktionen. Ihre Sichtbarkeit, welche grundsätzlich die Handhabung vereinfacht, ist eine notwendige Bedingung für die Herstellung von Transparenz.

    Die in der Regel graphisch auffälligen und anspruchsvoll gestalteten Bedienelemente (navigationsunterstützende Mittel), für die sich weitgehend die Bezeichnung "Icon" [ 16 ] – synonyme Bezeichnungen sind auch Index, Symbol [ 17 ] und Piktogramm (etymologisch: geschriebenes Bild) – durchgesetzt hat, haben das Potential, die Transparenz und die intuitive (unmittelbare, nicht diskursive) Benutzbarkeit der Software zu steigern. Sie können artikulatorische Distanz abbauen und die Bedienung erleichtern, da sie eine Oberfläche bekannter aussehen lassen und darüber hinaus einen gewissen Wiedererkennungseffekt haben. Nicht zuletzt ist auch die typographische Gestaltung von Bildschirmtexten ein wesentlicher Gesichtspunkt für die Lesequalität.

  3. Information Retrieval und Exportmöglichkeiten

    Gezielte Suchoptionen eröffnen dem Nutzer verschiedene Zugriffsmöglichkeiten. Dies ist eine der wichtigsten Anforderungen an digitalisierte literaturwissenschaftliche Texte überhaupt. Man sollte sowohl die Option haben, genau nach einem Wort oder einer Formulierung, als auch nach Wörtern mit verschiedenen Prä- oder Suffixen suchen zu lassen (die sogenannte "Trunkierung " oder "wildcard-searching"). Bislang herrschen komplexe Retrieval-Funktionen (z.B. die Arbeit mit den Boolschen Operatoren: UND, ODER und NICHT) vor, die einen schnellen und umfassenden Informationszugriff sowie vielschichtige (bibliographische) Recherchen ermöglichen.

    Für den wissenschaftlichen Nutzer (wie auch für den Schüler) sind die Exportmöglichkeiten in gängige Textverarbeitungsprogramme, z.B. zur Übernahme von Zitaten in eigene Texte, von besonderem Interesse.

  4. Resümee

    Die Einzelrezensionen schließen mit einer zusammenfassenden Bewertung.


2. Primärliteratur im Internet

(Nadine Landeck / Susanne Starnes)

Die Vielfalt der Angebote an Primärliteratur im Internet ist nahezu unüberschaubar. Neben privat erstellten Sites existieren Projekte mit institutioneller Bindung vor allem an Hochschulen oder Bibliotheken. Besonders interessant im Hinblick auf die Nutzung des elektronischen Mediums Internet, doch leider noch sehr selten, sind kommerzielle Projekte von Verlagen. Diese stellen einen wissenschaftlichen Anspruch, allerdings ist die Erstellung zitierfähiger Texte in großer Anzahl mit potenter Retrievalfunktion sehr aufwendig. Da dies nur mit umfangreichen finanziellen Mitteln und Fachkompetenzen zu bewältigen ist und sich bisher noch keine wirklichen Erfolge abgezeichnet haben, sind Verlage in dieser Hinsicht noch sehr zurückhaltend.

Die Rezensionen decken alle drei Bereiche, also den privaten, den institutionellen und den kommerziellen, ab, die Auswahl kann jedoch ob der Vielzahl der Angebote nicht als repräsentativ gelten. Vielmehr soll sie die Breite des Spektrums aufzeigen, wobei nur deutsch- und englischsprachige Sites berücksichtigt wurden. Rezensiert wurden Projekte, die sich in irgendeiner Weise positiv von der Masse abheben, sei es durch ansprechende Aufbereitung hinsichtlich des Designs, durch besondere Benutzerfreundlichkeit, durch Umfang und Bekanntheitsgrad oder durch Seriosität.


2.1 bibliotheca augustana

(Stand: April 2000, Abruf: 05.04.2000)

  1. Hinter der bibliotheca augustana steht Ulrich Harsch, Professor für Kommunikationsdesign und Elektronisches Publizieren im Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Augsburg, die auch die Texte bereitstellt. Ulrich Harsch hat die Bibliothek 1997 als sein Privatprojekt gegründet. Besonderen Wert legt er auf die ästhetische Gestaltung der Seiten, was die bibliotheca augustana positiv von den meisten anderen Archiven abhebt.

    Die bibliotheca augustana bietet nur copyrightfreie Werke an, beschränkt sich aber nicht auf die deutsche Literatur und Übersetzungen ins Deutsche, sondern enthält daneben eine große Menge an lateinischen, griechischen, englischen und französischen Texten. Da der Schwerpunkt auf mittelalterlicher Literatur liegt, kann man hier den Tristan von Gottfried von Straßburg, die Carmina Burana oder das Nibelungenlied abrufen. Neben Goethe, Kant, Rilke, Wieland, Brentano usw. trifft man auch auf viele weniger bekannte Namen wie Christine Ebner, Frau Ava oder Hans von Bühel. Neben fiktiven Werken sind auch nicht-fiktive Texte wie die naturwissenschaftliche Abhandlung Über den Zwischenkiefer von Goethe oder Dokumente wie das Lehrzeugnis eines Apothekergehilfen oder das Reglement der Berliner Kunstakademie eingereiht.

    Dem Leser werden noch einige Daten zu Leben und Werk der einzelnen Autoren, manchmal auch eine kleine Bibliographie, mit auf den Weg gegeben; daneben findet man jedoch keine weitere Sekundärliteratur. Nicht alle Texte befinden sich auf dem eigenen Server; wer beispielsweise die Texte von Hölderlin lesen möchte, wird auf Sven Kalbhenns Hölderlin-Homepage verwiesen.

    Für die bibliotheca augustana wurden hauptsächlich zitierfähige Printausgaben wie Gesamtausgaben oder Gesammelte Werke herangezogen, so z.B. die Weimarer Ausgabe für die Schriften Goethes. Die Texte werden entweder von Ulrich Harsch eingescannt oder von Bekannten geschickt und mit einem Editor in Form und Farbe gebracht, bevor sie korrekturgelesen werden. Die Quellenangaben sind unter der Rubrik "Quellen, Kolophon" auf den Autorenseiten einsehbar, wobei oft nicht klar ist, welcher Text welcher Ausgabe entnommen wurde, da häufig mehrere Ausgaben aufgelistet werden. Bei manchen Texten, so z.B. bei Wielands Musarion besteht eine Zeilenkonkordanz zu der Textvorlage; in diesem Fall sind sogar die Anmerkungen vollständig übernommen.

  2. Die Seiten der bibliotheca augustana sind in zurückhaltenden Farben sehr ansprechend gestaltet. Die Texte lassen sich hervorragend lesen, unter anderem deshalb, weil die Zeilenlänge festgelegt ist. Das Lesen am Bildschirm bereitet so kaum Schwierigkeiten. Als Beispiel für eine sehr schön gestaltete Seite seien hier die Carmina Burana in der mittelhochdeutschen Fassung genannt.

    Besonders das ausgewogene Verhältnis zwischen Text und Bild ist hervorzuheben. In fast jedem Knoten findet man Bilder, also sowohl auf den Seiten, die den Inhalt wiedergeben als auch auf den Autorenseiten und der Textebene. Es handelt sich unter anderem um Portraits von Autoren, vom Autor selbst stammende Illustrationen, Titelblätter alter Ausgaben oder Handschriftenfaksimiles wie z.B. bei den Carmina Burana. Bei Goethes naturwissenschaftlicher Abhandlung Über den Zwischenkiefer sind die mitgelieferten gestochen scharfen Abbildungen unerläßlich, da der Autor sich darauf bezieht. Auch das Layout des Dada-Gedichtes Die Karawane von Hugo Ball trägt sicher zum tieferen Verständnis des Textes bei. Tondokumente werden in diesem Archiv nicht angeboten.

    Die bibliotheca augustana ist hierarchisch gegliedert. Sie bietet mehrere Bibliotheken mit mehreren Ordnungsprinzipien an, die sich jeweils auf einer Ebene befinden. Darunter gibt es je nach Ordnungsprinzip nochmals einige Zwischenschritte, bevor man die Autorenebene und schließlich die Textebene erreicht. Es gibt leider keine Möglichkeit, direkt auf die Texte zuzugreifen. Innerhalb der Ebenen kann man mit Hilfe gleichberechtigter Links springen und von den meisten Seiten aus gelangt man über hierarchische Links wieder auf die nächsthöhere Ebene. Daneben gibt es auch Verweise von einem Autor zu einem anderssprachigen über verschiedene Bibliotheken hinweg, was die Hierarchie durchbricht. Allerdings sind solche Verknüpfungen selten. Leider gibt es in diesem Projekt keine feste Navigationsleiste, vielmehr wird abhängig von der jeweiligen Kategorie, in der man sich befindet, eine individuelle präsentiert, dann immer am oberen und am unteren Bildschirmrand. Eine auf jeder Seite verfügbare Leiste würde eine schnellere und unkomplizierte Navigation ermöglichen.

    Ein Text entspricht normalerweise auch einem Knoten, was bedeutet, daß die Knoten oftmals sehr lang sind. Ist doch ein Inhaltsverzeichnis mit Links zu verschiedenen Textabschnitten vorhanden wie bei Melete von Karoline von Günderode, so handelt es sich um interne Links, sie führen also nicht zu anderen Knoten, sondern an verschiedene Stellen der Seite. Anders bei Wielands Musarion: Dem Text ist ein Inhaltsverzeichnis vorgeschaltet, das Links zu einzelnen Textabschnitten setzt. In diesem Fall bildet jedes "Buch" einen eigenen Knoten. In der Navigationsleiste oben hat man nun die Möglichkeit, vorwärts, rückwärts oder auf das Inhaltsverzeichnis zu springen. In diesem Text gibt es auch Fußnoten, die, wie in einem gedruckten Buch auch, am Ende der Seite zu finden sind. Um die Navigation zu verbessern, wären hier Popup-Menüs denkbar, so daß man die aktuelle Position nicht verlassen muß.

    In der bibliotheca augustana gibt es keine "Sackgassen"; auch der letzte Knoten eines Textes ist kein Endpunkt, sondern bidirektional mehrmals verknüpft. Die Orientierung behält man in diesem digitalen Literaturarchiv einmal durch die URL, die hierarchisch gegliedert den genauen Standort aufschlüsselt. Zusätzlich wird die aktuelle Position durch ein buntes Feld aufgezeigt, das farblich die jeweilige Bibliothek und durch die Beschriftung Autor und Titel des Textes kennzeichnet. In höheren Ebenen ist die Beschriftung entsprechend modifiziert, im dem Feld erscheint dann die jeweilige Ordnung mit Untergliederungen.

  3. Ulrich Harsch stellt in seiner bibliotheca augustana leider keine Suchfunktion zur Verfügung, so daß eine wissenschaftliche Recherche ausgeschlossen ist. Während beim Export in MS Word die Zeilenlänge dem Programm angepaßt wird, bleibt beim direkten Ausdruck das Originallayout erhalten.

  4. Die bibliotheca augustana ist vor allem hinsichtlich des Designs sehr sehenswert und könnte anderen Projekten als Vorbild dienen. Die Auswahl der – leider nicht zitierfähigen – Primärtexte ist klein, wird aber ständig erweitert. Die Möglichkeiten des Hypertextes könnten gerade in bezug auf die Navigation wesentlich besser genutzt werden.


2.2 Projekt Gutenberg-DE

(Stand: keine Angaben, Abruf: 05.04.2000)

  1. Das Projekt Gutenberg-DE wurde 1993 von Gunter Hille ins Leben gerufen. Seine Idee bestand darin, vor allem klassische Texte deutscher Autoren in einem digitalen Literaturarchiv einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Als Vorbild diente unter anderem das amerikanische Project Gutenberg von Michael Hart.

    Das Projekt Gutenberg-DE stellt schöngeistige Literatur hauptsächlich deutschen Ursprungs, aber auch Übersetzungen ins Deutsche (z.B. Shakespeare, Flaubert, Zola, Homer usw.) ins Netz, wobei es sich ausschließlich um copyrightfreie Texte handelt. Es beinhaltet jeweils über 4.500 Gedichte, 4.900 Märchen, Fabeln und Sagen und 1.100 vollständige Romane, Erzählungen und Novellen von über 300 Autoren (Stand Dezember 1999). Neben literarischen Texten haben auch philosophische Schriften, z.B. von Kant und Nietzsche, oder die Luther-Bibel Eingang in das Projekt gefunden. Außer kurzen biographischen Angaben zu den meisten Autoren ist keinerlei Sekundärliteratur archiviert.

    Die zugrundeliegenden Textausgaben sind meist Studienausgaben oder kritische Editionen, daneben wurden aber für einzelne Texte auch reine Leseausgaben bemüht, die für eine wissenschaftliche Arbeit nicht herangezogen werden können. Die unterschiedliche Qualität der Texte hat seinen Ursprung in der besonderen Struktur des Projektes: Einige Texte werden vom Projektteam um Gunter Hille selbst erstellt, wobei die Textvorlagen eingescannt oder eingetippt werden, die daraus entstehenden digitalen Texte werden korrekturgelesen, formatiert und ins Netz gestellt. Die meisten digitalen Texte werden allerdings von Nutzern per E-Mail eingesandt, so daß über die Texttreue nichts ausgesagt werden kann. Diese Texte werden vom Projektteam nur konvertiert und in das Archiv eingearbeitet. Da außerdem Seiten- und Zeilenangaben fehlen, ist Zitieren ausgeschlossen.

  2. Die graphische Gestaltung des Projektes Gutenberg-DE ist nicht sehr ansprechend; vor allem ist die fehlende Einheitlichkeit zu bemängeln. Die literarischen Texte sind ganz unterschiedlich hinsichtlich Hintergrundfarbe, Schriftart, Schriftgröße und -ausrichtung gestaltet; die Palette reicht von sehr aufwendig bis zu reinem ASCII-Text. Die Darstellung ist abhängig vom jeweiligen Browser und von der momentanen Fenstergröße, so daß eine gute Lesbarkeit nicht immer gewährleistet ist. Was vor allem stört, ist das ständig sich bewegende Werbebanner für eine Internet-Buchhandlung, das einen eigenen Frame am oberen Bildschirmrand für sich beansprucht und auf jeder Seite präsent ist.

    Das Projekt Gutenberg-DE versammelt in seinem Archiv an Bildmaterial vor allem Portraits von Autoren und deren Signatur auf den Autorenseiten. Ansonsten sind den Texten vereinzelt Titelblattfaksimiles von älteren Ausgaben beigegeben wie z.B. Wielands Musarion oder Handschriftenfaksimiles wie Iwein von Hartmann von Aue. Allerdings ist es um die Qualität und Lesbarkeit dieser Dokumente meist nicht sehr gut bestellt. Auch auf andere Graphiken stößt man hier und da, es finden sich aber meist keine Bildnachweise oder -erläuterungen, so daß man oft den Bezug zum Text nicht erkennen kann.

    Ein Unikum stellen die Bildergeschichten Max und Moritz von Wilhelm Busch dar, mit der Gunter Hille das Projekt Gutenberg-DE eröffnet hat. Diese Texte sollten die multimedialen Möglichkeiten demonstrieren, die HTML zu bieten hat. Leider handelt es sich hier nur um sehr kurze Hörproben, das Krähen eines Hahnes z.B. nimmt nur ein paar Sekunden ein, das Orgelspiel des Lehrers Lämpel dauert etwas länger. Ein anderes sehr sehenswertes Beispiel für in das Projekt integrierte Graphiken gibt das Album Primo-Avrilesque von Alphonse Allais ab; allerdings stellt sich die Frage, ob diese für Literaturwissenschaftler wirklich von Nutzen sind.

    Das Projekt Gutenberg-DE ist überwiegend hierarchisch strukturiert, d.h. in Kategorien mit Unterkategorien aufgeteilt, die ihrerseits wieder Unterkategorien enthalten. Unidirektionale Links führen pfadförmig in immer niedrigere Ebenen, in immer detailliertere Einheiten.

    Dies sei am Beispiel der "Thematischen Navigation" verdeutlicht, die unter "Information" in der Navigationsleiste einzusehen ist. Hier hat man die Wahl zwischen unidirektionalen Links zu "Gedichten", "Märchen, Fabeln, Sagen" und "Tip des Monats". Die Kategorie "Märchen, Fabeln, Sagen" splittet sich im nächsten Knoten noch weiter in die einzelnen Gattungen auf, im darauffolgenden Knoten sind die Texte nochmals nach Autoren und Herkunftsland oder -gegend geordnet. Das Manko dabei ist, daß kein Link wieder auf die höheren Ebenen führt oder die untergeordneten Ebenen miteinander verbindet, so daß man den Browser zu Hilfe nehmen muß.

    Diese hierarchische Struktur wird dadurch unterbrochen, daß die Texte auch nach anderen Kriterien geordnet sind, man also auf dasselbe Dokument von verschiedenen Punkten aus zugreifen kann.

    Eine weitere, und für die Gattung Prosa auch die einzige Möglichkeit, ist die Auswahl eines Autors aus der Liste im linken Frame. Von dort wird man durch unidirektionale Links auf eine kurze Biographie geleitet. Außerdem führen unidirektionale Links zu den archivierten Texten, was bedeutet, daß man von den Texten eines Autors nicht wieder auf seine Biographie gelangen kann. Längere Texte oder Textsammlungen sind auf mehrere Knoten verteilt. Im Idealfall ist dem Text ein Inhaltsverzeichnis vorgeschaltet, das den Zugriff auf einzelne Textteile erlaubt.

    Beispielhaft ist dies bei Des Knaben Wunderhorn von Arnim und Brentano geschehen, wo man auf die Texte nach verschiedenen Kriterien zugreifen kann. Einmal sind sie der Printvorlage folgend aufgeführt, weiterhin alphabetisch sowohl nach Gedichttiteln als auch nach Gedichtanfängen. Außer bei Gedichten überschreitet der Text in den einzelnen Knoten meist die Bildschirmgröße, so daß man sich im Fließtext durch Scrolling fortbewegen muß.

    Die Knotengranularität richtet sich meist nach der Unterteilung eines Werkes; bei einem Drama bildet jeder Akt einen Knoten, bei Romanen jedes Kapitel. Am Ende einer Seite bilden Buchicons Links zur vorherigen und zur darauffolgenden Textseite sowie zurück zum Inhaltsverzeichnis.

    Hier muß angemerkt werden, daß die Aufbereitung der Texte im Projekt Gutenberg-DE sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Nur wenige Texte sind angemessen in das Hypertextsystem übertragen worden. Hier ein Beispiel, das die Navigationsschwierigkeiten verdeutlicht: Greift man auf Wilhelm Meisters Lehrjahre über Goethes Biographie zu, befindet man sich sofort im Text, man bekommt also keine Inhaltsübersicht, um abschätzen zu können, in wieviele Knoten das Werk unterteilt ist. Da es unten nur Links zur vorherigen oder nachfolgenden Seite, nicht aber zur nächsthöheren Ebene gibt, muß man sich wieder "zurückklicken".

    Das Problem im Projekt Gutenberg-DE besteht darin, daß keinerlei Orientierungshilfen zur Verfügung gestellt werden. Beim Lesen eines Textes kann man auf dem Bildschirm weder den Titel noch den Autor erkennen. Dies könnte behoben werden, indem das Inhaltsverzeichnis des betreffenden Textes und die bibliographischen Angaben im linken Frame erscheinen würden. Auch die in den Browser integrierten Hilfsfunktionen kann man aufgrund der Struktur der Seiten nicht immer problemlos benutzen. Da die Homepage in mehrere Frames aufgeteilt ist und sich im Adreßfeld immer nur die URL der Homepage zeigt, kann man keine Bookmarks auf die einzelnen Seiten setzen, vielmehr muß man auf das Menü der rechten Maustaste mit der Option "Verknüpfung erstellen" oder "Direktzugriff erstellen" zurückgreifen.

  3. Im Projekt Gutenberg-DE ist die "Textsuche" als einfaches Texteingabefeld in die Autorenleiste integriert, so daß sie auf jeder Seite präsent ist. So hat man zwar einen direkten Zugriff auf die Suchfunktion, sie läßt sich jedoch (eventuell in einem eigenen Fenster) nicht weiter spezifizieren. Hier handelt es sich um eine einfache Volltextsuche über die Internetsuchmaschine "exite", die sowohl alle literarischen als auch sonstige im Projekt Gutenberg-DE befindlichen Texte (Informationen, Änderungen im Archiv usw.) durchsucht. Man kann den Skopus der Suche in keiner Weise einengen, kann sich also nicht auf einen Autor, einen Text oder bestimmte Textkorpora festlegen, die durchsucht werden sollen. Mit "+" und "-" kann die Suche entsprechend den Booleschen Operatoren modifiziert werden. Da zur Suchfunktion jedoch keinerlei Hilfedateien existieren, ist man auf sein Vorwissen bezüglich Suchoptionen und geduldiges Ausprobieren angewiesen.

    Ein großes Manko der Retrievalfunktion besteht außerdem darin, daß die Trefferanzahl auf 20 begrenzt ist. Dies ist um so ärgerlicher, als bei Werken, die auf mehrere Knoten verteilt sind, jeder einzelne als eigener Treffer zählt. In der Trefferliste werden die gefundenen Dokumente in keiner erkennbaren Ordnung angezeigt. Es erscheint entweder Autor oder Titel oder beides des betreffenden Werkes und die ersten auf der jeweiligen Seite befindlichen Sätze, die das gesuchte Wort nicht unbedingt enthalten. Da Links nicht zur Fundstelle selber führern, muß man die Volltextsuche des Browsers in Anspruch nehmen, um das gewünschte Wort aufzufinden. Insgesamt ist die Suchfunktion nicht zufriedenstellend. Exportieren kann man die Texte in gängige Textverarbeitungsprogramme, wobei sich die Zeilenlänge am Satzspiegel des Programms orientiert. Druckt man die Datei direkt über den Browser aus, ist die Größe des Browserfensters ausschlaggebend.

  4. Honoriert werden muß die große Anzahl von Texten, die das Projekt Gutenberg-DE kostenlos zur Verfügung stellt. Leider sind diese jedoch nicht zitierfähig. Auch die archaische Retrievalfunktion ist einer wissenschaftlichen Recherche nicht dienlich. Dringend erforderlich wären außerdem Orientierungshilfen, die es dem Benutzer ermöglichen, sich in der großen Menge der Texte zurechtzufinden.


2.3 New Bartleby Library

(Stand: April 2000, Abruf: 05.04.2000)

  1. Das Bartleby-Projekt zählt mittlerweile zu den "Klassikern" der amerikanischen Online-Literatursammlungen. Die Website wurde 1993 von Steve van Leeuwen an der Columbia University zunächst als Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Der Initiator schaffte es innerhalb eines Jahres, mit Leaves of Gras von Walt Whitman das erste vollständige klassische Werk im World Wide Web zu publizieren. 1997 wurde die New Bartleby Library eine eigenständige, von der Universität unabhängige Website und seit zwei Jahren besteht die Firma Bartleby.com.

    Die New Bartleby Library ist heute eines der nicht-kommerziellen Vorzeige-Literaturprojekte, vor allem weil sie weniger Wert auf Quantität als auf sorgfältige Redaktion legt. Ziel des Begründers und seiner Mitarbeiter ist es, hochwertige Texte ins Netz zu stellen, gleich ob es sich um Belletristik, Sachbuch oder um historisches Material handelt. Zur Zeit ist der Zugriff auf 74 bibliographische Einheiten möglich.

    Die Auswahl besteht hauptsächlich aus englischsprachigen Klassikern der schöngeistigen Literatur. Neben Lyrik- und Prosasammlungen oder Romanen einzelner amerikanischer (z.B. Dickinson, Frost, Whitman) und britischer (z.B. Wilde, Shaw, Hawthorne) Autoren sind sechs komplette Gedichtanthologien, zusammengefaßt in Bartleby Verse, veröffentlicht. Im nicht-fiktionalen Bereich kann der Benutzer auf sämtliche Inaugural Addresses (Amtsantrittsreden) der Präsidenten der Vereinigten Staaten sowie auf vier Sachbuchklassiker des frühen 20. Jahrhunderts zugreifen:


    Letzteres enthält eine große Vielfalt an Kochrezepten und Küchtentips, ist jedoch für den literaturwissenschaftlichen Gebrauch eher uninteressant.

    Von weitaus größerem Nutzen kann das im Januar 2000 neu hinzugekommene The Cambridge History of English and American Literature sein, ein 18bändiges Literaturlexikon aus dem Jahre 1921. Der Internetteilnehmer erhält damit Zugriff auf zahlreiche literaturgeschichtliche Artikel sowie auf Informationen zu Schrift- und Buchhandelsgeschichte oder linguistische Themen. Dieses umfangreiche Werk stellt eine ausgesprochen nützliche Erweiterung zum bisherigen Bartleby-Archiv dar.

    Zuverlässige Texte werden durch sorgfältige Auswahl der Quellen (zum größten Teil zitierfähig), Einscannen im OCR-Verfahren und zwei- bis dreimaliges Korrekturlesen im Netz plaziert. Die Prosatexte werden absatzweise numeriert, was auch bei Internetzeitschriften gebräuchlich ist, für das wissenschaftliche Arbeiten allerdings keine Vorteile bringt, da die Länge der Absätze stark variieren kann und das Auffinden eines Zitats innerhalb eines längeren Abschnitts ungleich schwieriger ist als mit genauen Zeilenangaben. Leider korrespondiert diese Numerierung auch nicht mit der Originalvorlage.

    Neben ausführlichen bibliographischen Angaben zur gedruckten Vorlage erscheinen zum elektronischen Text das Veröffentlichungsjahr, ein Copyright-Vermerk sowie die Angabe des Verantwortlichen für Design und Markierung. Da jede Seite eines Textes eine eigene, (meist) kurze URL-Adresse hat, ist die virtuelle Zitierbarkeit gewährleistet.

  2. Das Design der Bartleby-Seiten überzeugt durch einheitliche und schlichte Gestaltung, die es dem Benutzer leicht macht, sich zurechtzufinden. Negativ fallen die bunten, oft blinkenden Anzeigen auf, die sowohl auf der Startseite als auch auf den einzelnen Textseiten am oberen Bildschirmrand positioniert sind und für Bartleby selbst und vor allem für wechselnde Fremdanbieter werben. Dies ist natürlich ein Problem, mit dem sich kommerzielle Anbieter oder Textarchive, die von Universitäten unterstützt werden, nicht auseinandersetzen müssen.

    Mit den multimedialen Möglichkeiten, die eine Internetpublikation bietet, gehen die Betreiber der New Bartleby Library sparsam um. Die Mehrheit der Werke werden schmucklos präsentiert, auffallend ist allerdings Post's Etiquette, das 14 Illustrationen des Originals in einem eigenen Verzeichnis und mit Links zu entsprechenden Textstellen enthält, sowie die Werke von Theodore Roosevelt, die mit mehr als 100 Schwarzweiß- und Farbbildern, Zeichnungen und Photogaphien aus der Originalausgabe versehen sind. Beachtlich ist die sehr gute Qualität der Illustrationen, ob sie für das Textverständnis notwendig sind, ist allerdings zweifelhaft.

    In der Bartleby-Bibliothek entspricht ein Knoten dem kleinsten Gliederungspunkt im Inhaltsverzeichnis des Originals (einzelne Kapitel, Gedichte, Vorwort usw.), die Gefahr sich zu "verirren", die bei einer kleineren Knotengranularität gegeben wäre, besteht also nicht. Benutzerunfreundlich wird dies aber, wenn die gedruckte Vorlage nicht in Kapitel aufgeteilt ist, beziehungsweise ein Kapitel einer 50-seitigen Erzählung entspricht. Der Benutzer muß dann einen sehr langen Fließtext von Anfang bis Ende scrollen, wodurch er leicht die Orientierung verliert.

    Das aufgenommene Material ist zum größten Teil hierarchisch vernetzt. Bis zu vier Ebenen liegen zwischen der Startseite mit dem Autorenverzeichnis und den kleinsten Einheiten. Diese Art der Vernetzung entspricht den gewohnten Ordnungsstrukturen des Lesers, wird aber dann problematisch, wenn inhaltlich zusammenhängende Knoten nur über Umwege zu erreichen sind.

    Ein Beispiel hierfür ist der Roman Babbitt von Sinclair Lewis. Das Werk besteht aus 34 Kapiteln. Will man am Ende eines Kapitels zum Anfang des nächsten gelangen, gibt es keine Möglichtkeit, "weiterzublättern". Nur in Post's Etiquette und in The Cambridge Encyclopedia of English and American Literature befinden sich am Ende jeder Seite Pfeile, die direkte Links zum vorherigen oder darauffolgenden Knoten darstellen. Diese Art der Verknüpfung ist ideal und sollte auf die gesamte Bartleby-Sammlung angewendet werden, um die Navigation im System zu erleichtern. Neben hierarchischen Links gibt es in diesem Projekt auch einige assoziative, gleichberechtigte.

    Welche Möglichkeiten es gibt, Querverweise zu setzen (neben einfachen Anmerkungen, die Fußnoten im gedruckten Buch entsprechen), zeigt beispielhaft Post's Etiquette. Verknüpfungen zwischen Bild- und Textdokumenten sowie zwischen thematisch ähnlichen Kapiteln oder Paragraphen bieten dem Benutzer eine Vielfalt an Wegen durch das Werk. Es gibt zahlreiche Varianten, zu einem bestimmten Absatz zu gelangen. Noch sinnvoller wurden die Möglichkeiten der assoziativen Linksetzung bei Bartlett's Quotations genutzt. Hier gibt es Querverweise von Zitaten zu ähnlichen Aussprüchen oder auch zu Textstellen in literarischen Werken, die in unterschiedlichster Weise in Zusammenhang stehen.

    Die Linkdarstellung (Unterstreichung) und das Kenntlichmachen bereits aktivierter Verweise (Verändern der Farbe) entspricht der üblichen Praxis. Die Menüleisten befinden sich immer an gleicher Stelle, man kann also, gleich welche Seite gerade aufgerufen ist, jederzeit die Links zu den Hauptrubriken finden. Beeinträchtigt wird die Benutzerfreundlichkeit dadurch, daß keine Funktionsleiste zur Verfügung gestellt wird, der Anwender also auf die "Vor"- und "Zurück"-Buttons seines Browsers angewiesen ist. Leider fehlt diesem Projekt außerdem eine Hilfedatei. Es gibt keinerlei Anleitungen für den Benutzer, was gerade bei der Suchfunktion ein Problem darstellt.

  3. Das Retrievalsystem von Bartleby wurde in den letzten Monaten wesentlich verbessert. Begriffe können nun sowohl im gesamten Archiv als auch in allen aufgenommenen Werken eines bestimmten Autors gesucht werden. Befindet der Benutzer sich bereits auf einer Seite eines bestimmten Werkes, kann er die Suche auch auf diesen Titel einschränken. Es gibt keine Kombinations- oder Trunkierungsmöglichkeiten, das heißt Begriffsketten oder Wortstämme können nicht eingegeben werden. Dies stellt ein erhebliches Manko dar, wodurch diese Suchfunktion für wissenschaftliche Zwecke unbrauchbar wird.

    Die Trefferliste ist unübersichtlich gestaltet, die Angabe der Trefferanzahl erfolgt jeweils nur für eine Ergebnisseite, ohne Informationen, wieviele Seiten noch folgen. So erhält man keinerlei Überblick über den quantitativen Erfolg der Recherche. Die gefundenen Begriffe erscheinen hervorgehoben im Kontext eines Absatzes und mit Link zum Beginn des vollständigen Werkes, besser wäre hier ein direktes Springen zur entsprechenden Stelle.

  4. Durch die sorgfältige Auswahl und Aufbereitung der Texte sowie das persönliche Engagement des Teams ist Bartleby zu einer unter Literaturinteressierten und Internetkennern beliebten Website geworden. Für wissenschaftliche Zwecke ist das Projekt aufgrund des (noch) geringen Umfangs und vor allem wegen der Mängel in der Suchfunktion nur eingeschränkt brauchbar. Allerdings zeigen die stetigen Erweiterungen und Verbesserungen des Inhalts und der Funktionen, daß die Betreiber diese Schwachstellen kennen und bemüht sind, das Projekt auszubauen. Das neu hinzugefügte The Cambridge History of English and American Literature stellt schon jetzt als Nachschlagewerk eine gelungene Online-Hilfe für Studierende und Wissenschaftler dar.


2.4 Hölderlin-Homepage

(Stand: 08.02.2000; Abruf: 05. 04. 2000)

  1. Die Seiten der Hölderlin-Homepage sind dem Engagement des Germanistik-Studenten Sven Kalbhenn zu verdanken. Die Anfänge im Juni 1996 gehen auf ein Hölderlin-Seminar der Universität Tübingen zurück, auf deren Server diese Seiten auch ursprünglich angesiedelt waren. Mittlerweile ist das Projekt jedoch auf den Server der Hölderlin-Gesellschaft umgezogen. Primär richtet sich die Hölderlin-Homepage an Literaturwissenschaftler. Die Providergebühren wurden bisher von der Hölderlin-Gesellschaft aufgebracht; jetzt werden aber Sponsoren gesucht, die Werbebanner schalten.

    Im Zentrum dieses Sites steht die Literatur des Dichters Friedrich Hölderlin. Wiedergegeben sind Teile der Großen Stuttgarter Ausgabe, für die kein Copyright mehr existiert, die Seiten sind allerdings noch lange nicht komplett. Als Ziel hat Sven Kalbhenn die Bereitstellung der gesamten Werkausgabe sowie Texte auch aus anderen Ausgaben genannt; wegen des immensen Digitalisierungsaufwandes laufen schon seit langem Verhandlungen mit Verlagen, die bereits im Besitz digitaler Versionen sind.

    Neben den Primärtexten Hölderlins und fremdsprachigen Gedichten an und über ihn werden dem Leser Informationen rund um den Dichter zur Verfügung gestellt. Neben einer Kurzbiographie und einer Zeitleiste, die "sein Leben, seine Zeit, sein Werk" veranschaulicht, findet man knappe Informationen zur Rezeptionsgeschichte sowie eine kurze "Bibliographie der Sekundär- und Primärliteratur". Weiterhin werden Links zu Institutionen, die sich mit Hölderlin beschäftigen, angeboten wie z.B. zur Hölderlin-Gesellschaft in Tübingen und zum Hölderlin-Archiv in Stuttgart. Abrufbar ist auch ein Veranstaltungskalender, Informationen zu der Ausstellung "Hölderlin-Texturen" und zum Hölderlinturm.

    Allen Primärtexten der Hölderlin-Homepage hat Sven Kalbhenn die ziterfähige Große Stuttgarter Ausgabe zugrunde gelegt, deren bibliographische Angaben unter "Hölderlins Werk" einsehbar sind. Die Texte werden eingescannt und zweimal korrekturgelesen, so daß die Fehlerwahrscheinlichkeit sehr gering sein dürfte. Unter allen Texten finden sich Band- und Seitenangaben, allerdings beziehen sich diese auch bei längeren Texten nur auf den Textanfang oder sind durch die bloße Nennung des Umfangs (z.B. S. 5-10) zu wenig spezifiziert, da das Layout der Texte nicht unbedingt den Seitenumbrüchen der Vorlage folgt.

  2. Die zurückhaltende, edel wirkende Gestaltung der Hölderlin-Homepage kommt ohne Sensationseffekte aus und scheint den Handschriften des Dichters nachempfunden zu sein. Die Farb- und Schriftgestaltung ist bis in die Texte hinein einheitlich. Diese sind layouttechnisch wahrscheinlich an die Vorlage angelehnt, die Zeilenumbrüche richten sich nicht nach der Größe des Browsers.

    An Bildern enthält die Hölderlin-Homepage vier kommentierte Handschriftenfaksimiles des Dichters, wobei jedes einzelne leider eine sehr lange Ladezeit bis zum vollständigen Aufbau benötigt. Neben dem Faksimile erscheint ein zweiter Frame, der die Transkription beinhaltet. Die beiden Frames laufen jedoch nicht synchron nebeneinander, man muß vielmehr jedes einzeln scrollen, um die beiden Dokumente parallel lesen zu können. Es ist möglich, die Breite der beiden Frames zu verändern, also je nach Bedarf entweder der Handschrift oder der Transkription mehr Platz einzuräumen. Um die schwer lesbaren Handschriften mit größerer Detailschärfe betrachten zu können, empfiehlt es sich, sie auf die Festplatte des eigenen Computers herunterzuladen und in einem Graphikprogramm zu öffnen.

    In den digitalisierten Texten Hölderlins finden sich keine Illustrationen, dafür in den Sekundärinformationen. In der "Kurzbiographie" führen als Links erkennbare Namen zu Portraits z.B. seiner Eltern oder zu Orten, die mit dem Dichter in Verbindung stehen. Auch die Sparte "Rezeption" ist mit Bildern durchsetzt, die aber schon in den Fließtext eingebaut sind, ebenso verhält es sich mit den Rubriken "Hölderlinturm" und "Hölderlin Texturen". Außer den Handschriftenfaksimiles sind die Bilder aber für Literaturwissenschaftler weniger interessant.

    Die Hölderlin-Homepage ist streng hierarchisch aufgebaut. Die Startseite stellt gleichzeitig das Inhaltsverzeichnis dar, das baumartig in die einzelnen Kategorien führt. Über den Link "Hölderlins Werk" gelangt man zu den Primärtexten. Dort eröffnen sich dem Benutzer zwei Frames. Im rechten, der als Inhaltsverzeichnis fungiert, erscheinen die einzelnen Gattungen. Klickt man auf diese, werden im linken Frame die Titel der literarischen Texte der gedruckten Ausgabe folgend geordnet. Das heißt, für die gesamte Gattung "Gedichte" erscheinen Tabellen, die als Überschriften die jeweilige Zeitspanne (z.B. Tübingen 1788-1793) und die Angabe des Bandes (mit Link zu den bibliographischen Angaben) tragen. In den Spalten sind dann die Gedichttitel mit Links zu den Texten angeordnet. Von hier aus führen unidirektionale Links zu dem jeweiligen Gedicht, das den Endpunkt eines Pfades darstellt. Ein Text entspricht normalerweise auch einem Knoten, so daß die Knotengranularität sehr variiert. Da hier nur ein einziger Frame gegeben ist, muß man, um wieder auf das Inhaltsverzeichnis zu kommen, die "zurück"-Funktion des Browsers verwenden, erst von dort aus kann man den nachfolgenden Text auswählen.

    Um die Navigation und die Orientierung zu erleichtern, könnte hier ein zweiter Frame rechts mit einer detaillierteren Gliederung erscheinen, so daß man die vorherigen und nachfolgenden Texte oder auch eine andere Gattung direkt anwählen kann. Auf einen Frame am unteren Bildschirmrand kann man zwar von jeder Seite aus zugreifen, er wird jedoch nur begrenzt als Orientierungs- oder Navigationshilfe eingesetzt: Der einzig hilfreiche Link ist der zurück zur Startseite.

  3. Auf der Hölderlin-Homepage gibt es eine Volltextsuche unter der gleichnamigen Rubrik. Hier werden auch Hinweise zu Hölderlins Orthographie gegeben, die man bei der Suche beachten muß. Die externe Suchmaschine "freefind" ermöglicht die Verwendung des Operators "und / oder", der in der Option "Finde einige Wörter" ausgedrückt ist; außerdem wird automatisch vor und hinter der gesuchten Zeichenkette trunkiert. Der Skopus der Suche kann nicht eingeengt werden, vielmehr werden alle Primärtexte samt Überschriften durchforstet. Es werden höchstens 20 Treffer gefunden und ungeordnet angezeigt, wobei der Titel und die ersten paar Zeilen des jeweiligen Knotens mit Link zum Text erscheinen. Die Fundstellen selber werden nicht markiert.

    Bei Export in ein Textverarbeitungsprogramm bleibt zwar der Satzspiegel erhalten, der Text wird aber in einer anderen Schriftart wiedergegeben, auch wenn das verwendete Programm die entsprechende Schrift ebenfalls anbietet. Der Ausdruck direkt vom Browser gibt die Bildschirmdarstellung exakt wieder. Da der Ausdruck auf DIN A4 einer Buchseite sehr ähnlich sieht, liegt die Vermutung nahe, daß dieser Gesichtspunkt beim Layout der Seiten für den Bildschirm eine Rolle spielte.

  4. Die kostenlose Bereitstellung zitierfähiger Primärtexte im Internet stellt eine bemerkenswerte Leistung dar. Um diese jedoch für eine wissenschaftliche Arbeit fruchtbar zu machen, müßte eine potente Retrievalfunktion eingebaut werden. Auch die Navigation könnte wesentlich verbessert werden. Eine umfangreiche Linkliste zu Friedrich Hölderlin würde eine sinnvolle Ergänzung des bisherigen Angebots darstellen.


2.5 Electronic Text Center Virginia

(Stand: 24. 03. 2000, Abruf: 05.04.2000)

  1. Das Electronic Text Center der University of Virginia hält seit 1992 nicht nur Sammlungen englischer und amerikanischer Autoren bereit, sondern bemüht sich auch um die digitale Erschließung fremdsprachiger Klassiker, unter anderem deutscher, französischer, spanischer, isländischer, hebräischer und russischer. Insgesamt sind im Etext Center ungefähr 45.000 geisteswissenschaftliche Werke online sowie auf CD-ROM verfügbar. Die Mehrzahl dieser elektronischen Aufbereitungen wurde vom Oxford Text Archive zur Verfügung gestellt. Besonderen Wert wird auf die Veröffentlichung möglichst vieler nach den Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI) markierter Dokumente gelegt. Der TEI-SGML-Code vereinheitlicht die Darstellung bestimmter Textsorten und garantiert, daß die Daten zu jeder Zeit mit jeder Software verwendbar sind: "In an online library, data needs to be nimble to survive" (Goals and Missions). Das gesamte Archiv besteht sowohl aus frei verfügbaren als auch aus kostenpflichtigen Datenbanken, auf die nur Angehörige der Universität zugreifen können.

    In der folgenden Bewertung wird nur eine der vom Etext Center ins Netz gestellten Sammlungen, nämlich der allgemein zugängliche Teil der Shakespeare Resources, besprochen. Zusätzlich zu sämtlichen Werken Shakespeares sind die Prompt-Books, Bühnentexte zu Shakespeare-Aufführungen des 17. Jahrhunderts, abrufbar. Digitalisierte Faksimiles dieser Texte mit handschriftlichen Anmerkungen der Schauspieler geben mit den dazugehörigen Analysen von Blakemore Evans einen Einblick in die Bühnentraditionen zur Zeit Shakespeares.

    Weiteres Sekundärmaterial wird mit Studies in Bibliography Online geliefert. Dieses Angebot besteht aus insgesamt 930 wissenschaftlich-fundierten Artikeln zu Bibliographie, Textkritik, Druckgeschichte, Buch- und Handschriftenforschung. Von diesen Beiträgen, die alle im Volltext abruf- und durchsuchbar sind, behandeln viele das Werk und die Rezeptionsgeschichte Shakespeares.

    Als Vorlagen für die Shakespeare-Texte, die beim Etext Center veröffentlicht sind, dienten unterschiedliche Ausgaben. Der öffentlich zugängliche Teil basiert auf Quarto-Ausgaben, der First Folio Edition und der Globe Edition. Bei den frühesten Fassungen unterscheidet man zwischen "good" und "bad" Quartos. Letztere, von denen zumindest eine, nämlich die 1609 publizierte Ausgabe des Dramas Pericles, im Archiv vom Etext Center aufgenommen wurde, gelten als unautorisierte Raubdrucke mit zahlreichen Ungenauigkeiten und Textlücken. Die First Folio Ausgabe ist hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit umstritten. Ohne vorherige Vergleiche mit neueren Editionen können diese Texte also nicht als zuverlässig gelten.

    Hinzu kommt, daß bei manchen der abrufbaren Texte keine genaue Quelle angegeben wurde und daß keine Seiten- oder Zeilenzahlen vorhanden sind. Die bibliographischen Angaben findet man im Header, der ebenfalls den Richtlinen der Text Encoding Initative (TEI) folgt und alle wichtigen Angaben beinhaltet.

  2. Auffallend ist die Tatsache, daß die Prompt Books und Studies in Bibliography Online aufwendiger und professioneller gestaltet sind als die reinen Shakespeare-Texte, was daran liegt, daß die Entwicklung der beiden erstgenannten in Zusammenarbeit mit der Bibliographical Society of the University of Virginia erfolgte. Die Verwendung von einheitlicher Schrift, Buchmetaphern, übersichtlichen Menüleisten oder mehreren Frames, die unterschiedlich angeordnet werden können, erhöht die Funktionalität und bietet gleichzeitig "etwas fürs Auge".

    Die Shakespeare-Seiten, die von Mitarbeitern des Electronic Text Centers selbst gestaltet wurden, sind hingegen weniger gut gelungen. Dies gilt besonders für die Startseite, die durch schlecht positionierte Portraits, unterschiedliche Farben und Textauszeichnungen überladen und unharmonisch wirkt. Unangenehm ist auch die Tatsache, daß das Startverzeichnis über eine Bildschirmseite hinausgeht und der Benutzer scrollen muß, um einen ersten Überblick zu erhalten. Vor allem die unterschiedliche Hervorhebung der Links auf der Startseite – unabhängig von einer vorherigen Aktivierung – stört den Gesamteindruck.

    Das Archiv des Etext Centers hat bei der "Frames Side-by-Side"-Präsentation der Globe Edition und des First Folio bzw. der Quartos eine der Möglichkeiten, die Internetpublikationen bieten, gut umgesetzt. Zwei nebeneinander laufende, senkrechte Frames erlauben es dem Benutzer, die verschiedenen Ausgaben unabhängig voneinander zu scrollen und sie Absatz für Absatz zu vergleichen. Dadurch wird ein für Literatur- und Sprachwissenschaftler interessanter Vergleich der Fassungen hinsichtlich Schreibweise, Interpunktion, dramaturgischen Anweisungen sowie inhaltlicher und struktureller Eigenschaften möglich. Da die Dramen allerdings in den verschiedenen Ausgaben unterschiedlich in Akte und Szenen gegliedert sind, wäre es eine große Erleichterung, wenn korrespondierende Stellen, die nicht als solche zu erkennen sind, entsprechend gekennzeichnet oder miteinander verlinkt wären. Außerdem müßte es neben der Option, die Texte unabhängig zu scrollen, auch die Möglichkeit geben, sie mittels einer gemeinsamen Scrollbar synchron zu bewegen. Hier wurden wohl aufwendige Programmiervorgänge vermieden, leider auf Kosten der Benutzerfreundlichkeit.

    Ein weiteres Beispiel für eine sinnvolle Kombination medialer Aspekte zeigt die Aufbereitung der Prompt Books. Hier wurden Faksimiles einiger Bühnentexte aus dem 17. Jahrhundert eingescannt und diese Darstellungen mit den dazugehörigen Analysen von Blakemore Evans per Link verbunden. So kann man die Anmerkungen der Schauspieler als transkribierten Text lesen, dazu die handschriftlichen Originale in einem eigenen Frame vergleichen und die Untersuchungen zu diesen Stellen studieren.

    Im gesamten Archiv überwiegt die hierarchische Vernetzung. Die kleinsten Knoten sind jeweils ein Akt oder eine Szene, von welchen aus man auf gleichem Weg, also mit Kreuzung der vorher aufgerufenen Knoten, zurück zur Gesamtübersicht gelangt. Aufeinanderfolgende Szenen und Akte sind auch hier leider nicht direkt verlinkt, das heißt, man ist auf den Umweg über höhere Ebenen angewiesen. Der Benutzer hat bei den Shakespeare Resources die Wahl zwischen verschiedenen Knotengrößen und damit zwischen sehr langen Fließtexten oder kürzeren Einheiten. So ist Romeo and Juliet beispielsweise als ein großer Knoten ("The entire work") abrufbar, aber auch Akt für Akt oder Szene für Szene. Dies ist insofern ein Vorteil, als die Größe der abzurufenden Datei und damit die Ladezeiten beeinflußt werden können.

    Während bei den Prompt Books zahlreiche assoziative Links angebracht wurden und auch Bibliographical Studies Online inhaltlich zusammenhängende Stellen sinnvoll verknüpft, sind in den Shakespeare Texten selbst keinerlei Links vorhanden; die hypertextuellen Möglichkeiten werden hier in zu geringem Maße ausgenutzt.

    Die Shakespeare Resources des Etext Centers bieten eine zwar knappe, aber sehr präzise Hilfefunktion an, die der Benutzer allerdings nicht findet, wenn er sich auf einer Textseite befindet. Hier fehlen der Menüleiste nämlich die wichtigen Punkte "Search" und "Help". Diese erscheinen nur über dem Inhaltsverzeichnis jeder Shakespeare-Ausgabe, so daß man zu diesem "zurückklicken" muß, wenn man diese Rubriken in Anspruch nehmen will. Sowohl bei den Prompt Books als auch bei Studies in Bibliography Online existiert ein eigener Frame an der linken Bildschirmseite, in dem das Hauptmenü und das Inhaltsverzeichnis zum gerade aufgerufenen Text erscheinen. Studies in Bibliography Online bietet dem Benutzer außerdem die Möglichkeiten, in den einzelnen Bänden zu browsen. Das heißt, man kann das alphabetische Register jedes Bandes separat aufrufen und nach Artikeln absuchen. Ähnliche Orientierungs- oder Suchhilfen sind bei den Primärtexten nicht gegeben.

  3. Das Etext Center stellt dem Retrievalsystem eine eigene Seite zur Verfügung, die übersichtlich gestaltet ist und es dem Benutzer erlaubt, die gesamten Werke jeweils einer Shakespeare-Ausgabe, nur einen Titel, nur die bibliographischen Angaben, Bühnenanweisungen, Sprechernamen oder Anmerkungen als Grundlage zu wählen. Während die Suchbasis hinreichend eingegrenzt werden kann, werden zur Kombination der Suchbegriffe jedoch nicht genügend Möglichkeiten angeboten. Der Benutzer hat nur die Möglichkeit, mit dem Proximity-Operator NEAR und verschiedenen Wortabständen zu arbeiten. Bei der Trefferanzeige kann man wiederum zwischen verschiedenen Darstellungsweisen wählen, auch kann man zum Anfang des betreffenden Stückes, zum Anfang der Szene oder direkt zum gefundenen Begriff springen. Ein Vorteil gegenüber vielen anderen Online-Projekten besteht darin, daß man von der Trefferliste eines Retrievalvorgangs zurück zur Sucheingabe gelangen kann. Die Begriffe werden nicht gelöscht, so daß es möglich ist, die Recherche vom letzten Stand aus zu verfeinern.

    Die Suche nach Bedeutungseinheiten ist nicht möglich. Selbst wenn das System äußerst spezifisch kombinierte Zeichenketten findet, wird es keine Wörter erkennen, für die, wie bei Shakespeare-Texten des 17. Jahrhunderts, eine völlig andere Schreibweise gebraucht wurde. Dies ist gerade beim Archiv des Etext Centers ein Mangel, da bei den verwendeten Quartos keine Modernisierungen vorgenommen wurden. Will man mit diesem Retrievalsystem arbeiten, muß man alle möglichen Wortveränderungen kennen und kann keine umfassende Abfrage in einem Schritt absolvieren.

  4. Wenn auch moderne kritische Editionen (aus Copyright-Gründen) in den öffentlich zugänglichen Datenbanken fehlen, stellt dafür die zum größten Teil gut gelungene "Frames"-Präsentation der ersten Shakespeare-Ausgaben ein Hilfsmittel dar, das einen spezifischen Vorteil der elektronischen Publikationsform nutzt. Sehr gut aufbereitete und für wissenschaftliche Recherche wertvolle Sekundärmaterialien lassen über kleinere Schwächen im Bereich der Navigation und Suchfunktion hinwegsehen. Das gestalterische Niveau der Prompt Books und der Bibliographical Studies Online sollte außerdem auf das gesamte Projekt angewendet werden.


2.6 LION: Literature online

(Stand: keine Angaben, Abruf: 05.04.2000)

  1. Der Verlag Chadwyck-Healey mit Sitz in Großbritannien gilt als Vorreiter auf dem Markt der wissenschaftlichen On- und Offlineproduktionen. Neben CD-ROM-, Microfiche- und Microfilmausgaben bietet Chadwyck für verschiedenste Disziplinen umfangreiche Internet-Datenbanken an. Eine der literarturwissenschaftlichen Datenbanken besteht seit 1996: Literature Online, kurz LION.

    Dieses Archiv umfaßt 16 Datenbanken, die zuvor nur individuell auf CD-ROM zu erwerben waren und nun erstmals gemeinsam durchsuchbar sind. LION ist ein kommerzielles Projekt und damit nur für angemeldete, zahlende Kunden zugänglich. Im wesentlichen besteht der Abonnentenkreis aus Forschungsstellen, Universitäten und Bibliotheken. So erreicht Chadwyck-Healey mit seinem Angebot hauptsächlich Studierende und Studierte. Seit Herbst 1999 ist eine neuere, verbesserte Version des Projekts, LION Version 2.0 erhältlich.

    Mit dem LION-Projekt sind mehr als 200.000 Gedichte, 4.000 Dramen und über 300 Romane der englischen und amerikanischen Literatur ins Netz gestellt. Der vollständige Kanon bis 1900 und die 150 wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts sind bereits inbegriffen, Erweiterungen im Bereich moderner Literatur werden ständig vorgenommen. Man kann wohl behaupten, daß LION die derzeit umfassendste online abrufbare Zusammenstellung englischsprachiger Werke bietet. Neben den Primärtexten sind Biographien zu den Autoren in variierender Ausführlichkeit abrufbar.

    Eine große Hilfe für die wissenschaftliche Arbeit ist das umfangreiche Referenzmaterial, das LION beinhaltet. So sind die Daten des LIFT (Literary Journals Index Full Text) und des ABELL (Annual Bibliography of English Language and Literature) aufgenommen. Dies erlaubt dem Benutzer den Zugriff auf die Indizierung und Inhaltsangaben der 200 wichtigsten englischsprachigen Literaturzeitschriften sowie auf genaue bibliographische Angaben zu über 500.000 Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Buchrezensionen, Interviews und Essays, die seit 1920 veröffentlicht wurden. Mit der neuen Version ist nun auch der Volltext zu 30 Zeitschriften abrufbar. Außerdem wird das Websters Unabridged Dictionary mit Worterklärungen und etymologischen Erläuterungen zur Verfügung gestellt.

    Als Vorlagen für die digitalisierten Texte wurde entweder die erste Ausgabe oder eine moderne kritische Edition herangezogen. In manchen Fällen der afroamerikanischen Literatur, bei denen eine erste, im Dialekt verfaßte, und eine standardisierte Version vorliegen, wurden beide veröffentlicht, um einen soziolinguistischen Vergleich zu ermöglichen. Wichtige Arbeiten, die in verschiedenen Ausgaben in wesentlichen Punkten überarbeitet wurden, sind in all ihren Versionen vertreten. Die Texte sind stets mit allen für das Verständnis wichtigen Bestandteilen wie Vorwort, Titelblatt, Anmerkungen des Autors, Illustrationen und Widmungen veröffentlicht. Die Genauigkeit der elektronischen Texte wird laut Verlag dadurch gewährleistet, daß sie zweimal an unterschiedlichen Orten eingetippt werden und die Abschriften miteinander und mit dem Original verglichen werden.

    Während die bibliographischen Angaben zur gedruckten Vorlage und zur elektronischen Version präzise sind, ist ihre Plazierung problematisch. Bei einzelnen Gedichten beispielsweise, die alle einem Sammelwerk entnommen sind, muß man stets das erste Gedicht dieses Bandes aufrufen, um alle Angaben zur Originalausgabe zu erhalten. Für die folgenden Dichtungen, die schließlich auch separat abrufbar sind, findet man keine vollständigen Quellenangaben, sondern nur einen Hinweis auf die komplette Sammlung.

    Mit dem Original übereinstimmende Seiten- und Zeilenangaben ermöglichen das Auffinden bestimmter Textstellen und das Zitieren. Die virtuelle Zitierfähigkeit ist jedoch nicht immer gegeben, da in einigen Fällen mehrere Seiten unter einer URL-Adresse zusammengefaßt werden.

  2. Die Präsentation der LION-Seiten entspricht mit dem hellem Hintergrund, dem sparsamen Einsatz von Graphiken oder Farben sowie der einheitlichen Darstellung aller Texte dem seriösen Anspruch des Unternehmens. Die Startseite ist sehr übersichtlich gestaltet und auf einer Monitorseite dargestellt. Besonders positiv fällt die Gestaltung der Suchmasken auf. Sie sind den jeweiligen Rubriken ("Search Texts", "Find Authors", "Search Secondary Sources", "Find Works") und den verschiedenen Spezifizierungsmöglichkeiten, die diese bieten, angepaßt. Bei Literature Online wird großer Wert auf die Vollständigkeit der Texte gelegt. Alle Illustrationen, die eine Einheit mit dem literarischen Inhalt bieten, sind deshalb in der elektronischen Version übernommen worden. Auf zusätzliche Graphiken, Autorenportraits oder ähnliches wurde verzichtet.

    Jedes Dokument in Literature Online ist über mehrere Wege erreichbar. Möchte man ein bestimmtes Werk aufrufen, so kann man dies von einer der Suchrubriken aus oder mittels der Browse-Funktion, über die man zu einem alphabetischen Autorenverzeichnis gelangt. Daß der größte Teil des Archivs dennoch hierarchisch organisiert ist, wird daran deutlich, daß man immer zwei bis drei Ebenen, meist in Form von Verzeichnissen, "durchspringen" muß, um einen bestimmten Text zu erreichen. Das heißt, die einzelnen Werke sind, bis auf einige Ausnahmen, nicht miteinander verlinkt, man kann nicht von einem Dokument direkt auf das nächste zugreifen. Jedes Werk selbst ist entweder als ein einziger Knoten, oder aufgeteilt in kleinere Knoten, die beispielsweise ein Kapitel, ein Gedicht, eine Szene oder nur die bibliographischen Angaben beinhalten, abrufbar. Die Kapitel sind wiederum untereinander nicht verlinkt, das heißt, man muß bei zusammenhängenden Textteilen auf das Inhaltsverzeichnis zurückgreifen oder das ganze Werk auf einmal herunterladen. Beide Varianten sind umständlich. Ein im Original 200-seitiges Buch als Fließtext zu scrollen hat ebenso Nachteile, wie immer wieder von einer Ebene in die nächsthöhere springen zu müssen. Sinnvoller wäre es, die Kapitel auf einer Hierarchiestufe zu vernetzen, so daß der Benutzer mittels "Vor"- und "Zurück"-Buttons blättern kann.

    Neben hierarchischen Verknüpfungen gibt es auch assoziative Links in den Texten. Dies können beispielsweise Fußnoten sein oder bidirektionale Verweise, die von einer Textausgabe zur entsprechenden Stelle in einer anderen führen. Beispielhaft geschah dies bei den unterschiedlichen Editionen von Jonathan Swifts Gulliver's Travels. Hier sind im LION Archiv die Motte-Edition von 1726 und die Faulkner-Edition von 1735 aufgenommen. Vom Anfang eines jeden Kapitels einer dieser Fassungen führt ein als "X" dargestelltes Link den Benutzer zum gleichen Kapitel der zweiten Ausgabe. Derartig nützliche Querverweise findet man allerdings leider nicht allzu oft. Zahlreiche extrahypertextuelle Links, also zu Dokumenten fremder Anbieter, stellt LION ebenfalls zur Verfügung. Sowohl zu Texten, die im eigenen Archiv nicht untergebracht sind, als auch zu Sekundärliteratur im Web.

    LION bietet eine Navigationsleiste, die unter anderem "Back"- und "Forward"-Buttons enthält, der Benutzer muß also nicht auf den Browser zurückgreifen. Diese Leiste bietet auch eine Verbindung zum Wörterbuch sowie ein "Help"-Link, das den Benutzer je nachdem, in welcher Rubrik er sich befindet, direkt zu den entsprechenden Hilfestellungen führt. Genau wie diese Funktionsleiste ihre Stellung nie ändert, bleibt das Hauptmenü immer am oberen Bildschirmrand bestehen, meist auch wenn sich der Kunde auf Seiten eines anderen Anbieters befindet.

    Eine zusätzlicher Vorteil ist die besondere Kennzeichnung bestimmter Links: Verweise zu Fußnoten, Illustrationen, Bestellfunktionen (Amazon), Tabellen und Querverweise zu anderen Texten sind durch symbolische Icons hervorgehoben. Diese Icons, die die Art des Zielknotens identifizieren, sind für den Benutzer problemlos zu erkennen und stellen nützliche Werkzeuge dar. Die Navigation gelingt aufgrund der übersichtlichen Oberflächengestaltung sehr leicht, eine weitere Hilfe ist die Tatsache, daß der Benutzer an der Menüleiste immer erkennt, in welcher Rubrik er sich gerade befindet.

  3. Bei Literature Online ist neben der Volltextrecherche aller enthaltenen Werke die Suche nach Autoren, Werken und Sekundärquellen möglich. Die Eingabemöglichkeiten sind bei allen Rubriken stark differenzierbar. "Search Secondary Sources" zum Beispiel erlaubt es dem Anwender, LIFT und ABELL nach Artikeln, Monographien, Webseiten oder Dissertationen spezifiziert nach Autor, Thema, Stichworten, Veröffentlichungsjahr (1837-1999) oder Veröffentlichungsorgan zu durchsuchen. Außerdem können Literaturepoche, Genre oder Dokumenttyp spezifiziert werden.

    Auch die Volltextrecherche bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten. Der Benutzer kann in "Search Texts" die Häufigkeit eines Wortes innerhalb aller Werke in Literature Online, bei einem bestimmten Autor, innerhalb eines gewissen Zeitraumes oder bei einem Verlag in Erfahrung bringen. Man kann sowohl alle Gattungen als auch nur Lyrik, Prosa oder Drama durchforschen. Diese Option wird dadurch bereichert, daß es für die drei Gattungen auch unterschiedliche Eingabeoptionen gibt. Kombinationen von Suchbegriffen sind mittels der Booleschen Operatoren AND/OR/NOT und den Proximity-Operatoren NEAR/FBY (followed by) möglich. Außerdem kann der Benutzer Trunkierungen, die bei LION "wildcards" genannt werden, anwenden. Die Anzahl der Treffer wird getrennt nach Lyrik, Drama und Prosa angegeben. Man erhält dann für die gewünschte Gattung die Liste der gefundenen Begriffe im Zeilenkontext. Durch das Aktivieren des dazugehörigen Links gelangt man zum gesamten Dokument oder nur zum betreffenden Kapitel.

    Eine wesentliche Verbesserung gegenüber der älteren LION-Version ist die Möglichkeit, von einer Trefferliste zurück zur Suchmaske zu gelangen, ohne daß die eingegebenen Begriffe gelöscht werden. Es ist nun also jederzeit möglich, eine Suche zu verfeinern. Selbst längst abgeschlossene Suchvorgänge und ihre Trefferangaben können innerhalb einer Sitzung in "Search History" wieder aufgerufen werden. Zusätzlich kann man mehrere vorhergegangene Recherchen mit Hilfe der Booleschen Operatoren zu einer neuen verknüpfen. Der einzige Nachteil des Information Retrieval bei Literature Online sind die langen Suchzeiten bei komplexeren Anfragen.

    Eine kürzlich hinzugefügte Option nutzt eine spezielle Möglichkeit, die das Internet bietet: Bibliographische Angaben zu den gefundenen Sekundärtexten können gesammelt werden und als Liste an Mitarbeiter oder Interessierte geschickt werden, selbst wenn diese keinen Zugriff auf Literature Online haben.

  4. Literature Online kann wohl als Idealfall eines Literaturprojektes im Internet bezeichnet werden. Nicht alleine wegen der großen Bandbreite der abrufbaren Texte, sondern vor allem aufgrund der vielfältigen Spezifizierungs- und Kombinationsmöglichkeiten, die die Suchfunktionen bieten. Das Projekt wurde für literaturwissenschafltichen Gebrauch konzipiert und wird diesem Anspruch durchaus gerecht. Allerdings bestehen auch kleinere Mängel, wie die geringe Anzahl der Querverweise zwischen Texten oder die langen Suchzeiten, die behoben werden müssen. Daß LION im Vergleich zu den anderen Projekten ein sehr hohes Niveau bieten kann, liegt daran, daß es von einem kommerziellen Anbieter betrieben wird und Benutzergebühren verlangt werden.

    Genaue Kostenangaben sind schwierig, da verschiedene Datenbank-Pakete mit unterschiedlicher Lizenzdauer angeboten werden. Laut offizieller Preisliste beläuft sich der jährliche Bezugspreis für bis zu drei Nebenanschlüsse auf 7.500 britische Pfund, umgerechnet ca. 20.000 DM.


3. Elektronische Editionen auf CD-ROM

(Alexandra Hildebrandt)

Für elektronische Bücher spricht die Tatsache, daß man weit mehr visuelle Informationen präsentieren kann als in gedruckten Büchern. Zu ihren Vorteilen gehört auch, daß verschiedene multimediale Komponenten sinnvoll integriert werden können, die in der Printtechnologie nicht möglich wären. Komplexe Strukturen und Datenbestände lassen sich übersichtlich darstellen. Die Suche in gut indexierten digitalen Werken geht ungleich schneller als in gedruckten Werken. Die Orientierung in ihnen fällt allerdings schwerer, da immer nur eine Bildschirmfüllung sichtbar ist.

Eine Vielzahl der hier besprochenen CD-ROMs läßt noch Spezialisierung und professionelle Qualität vermissen (zum Beispiel fehlender intertextueller Materialreichtum, mangelnde Link-Semantik), welche die Stärken des neuen Mediums ausnutzen. Häufig werden die hypertextuellen Möglichkeiten der Software nicht adäquat genutzt.


3.1 Literatur und Literaturgeschichte

Die Auswahl der in der Folge angeführten CD-ROMs macht deutlich, wie sehr sich die Qualität der Anwendungen, aber auch die Ansprüche der Nutzer seit dem Erscheinen der ersten Literatur-CD-ROM vor fünf Jahren verändert haben. Folgenden Aspekten soll bei der Beurteilung und Wertung der literaturwissenschaftlichen CD-ROMs besondere Beachtung geschenkt werden:

  • der Leserrolle,
  • der Textauswahl,
  • der als Hypermedia bezeichneten Integration von Text, Bild und Ton
  • und der Link-Semantik.
Bei der Leserrolle ist danach zu fragen, wieviel Navigationsfreiheit dem Leser zugestanden wird, welche Orientierungsmöglichkeiten ihm angeboten werden, und ob die Gefahr besteht, daß er sich im Textgeflecht verliert.


Die deutschen Klassiker. Meisterwerke der deutschen Literatur von Grimmelshausen bis Morgenstern in ungekürzter Fassung. München: X-libris 1995. 200 Illustrationen, 20 Tonbeispiele. CD-ROM. DM 29,90. ISBN 3-931450-00-7

  1. Als im Jahr 1995 die ersten Literatur-CD-ROMs auf den Markt drängten, stand deren schmaler Inhalt in einem peinlichen Verhältnis zu den enormen Möglichkeiten des Speichermediums. Zur ersten Generation von digitalisierten deutschsprachigen Texten auf CD-ROM gehören Die Meisterwerke der deutschen Literatur von Grimmelshausen bis Morgenstern. Eine "Bibliothek guter Bücher" wollen sie sein und stecken damit den Rahmen ihrer Ansprüche ab: Absicht ist es, allgemein gebildeten Interessierten die "handwerklichen Vorzüge" des interaktiven Umgangs mit Literatur zu verdeutlichen. Es wurden 30 als Kanontexte anerkannte Werke vom Barock bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ausgewählt, die hier zusammengefaßt und als Volltext geboten werden. Das Material wird von den Rubriken "Register", "Bibliothek" und "Überblick" nach verschiedenen Gesichtspunkten geordnet.

    Durch den Zwang zur Bebilderung, der mit den Texten selten in einem sachlichen Zusammenhang steht und eine eindeutige Aufmerksamkeit verhindert, wird die Verständlichkeit der Benutzungsoberfläche gemindert und die Bedienung erschwert. Der Bildschirm ist durch diese Illustrationsmanie [ 18 ] mehr "möbliert", als dies von der Funktion her notwendig wäre. Der Benutzer gewinnt dadurch keineswegs mehr Übersicht.

  2. Ein direkter Zugriff auf entsprechende Textstellen ist vom Register aus nicht möglich. Auch sind relevante Verknüpfungen nicht sofort erkennbar. Darüber hinaus erweisen sich nicht nur die aus ihrem Kontext herausgerissenen, den Menüpunkten zugeordneten Goethe-Zitate als verwirrend, sondern auch die Links: Wählt der Anwender zum Beispiel einen Dichter aus der Autorenliste aus, so wird er weder zu den Autorentafeln noch zur Inhaltsübersicht geführt, sondern in die Autorenbibliographie.

    Den zentralen Gegenstand dieser auf Unterhaltung ausgerichteten CD-ROM sollen die (nicht zitierfähigen!) Textdokumente bilden. Den Volltexten ist ein Inhaltsverzeichnis vorangestellt, von dem aus der Benutzer zu einzelnen Kapiteln oder Erzählungen gelangt. Eine Rückkehr ist nur über erneutes Aufrufen des Autorenscreens oder seitenweises Zurückblättern möglich.

  3. Insgesamt erweist sich diese CD-ROM für wissenschaftliche Zwecke als unbrauchbar. Die fehlende Positionierungshilfe ist ein unverzeihlicher Mangel. So erhält man beispielsweise Auskunft über die Gesamtlänge des Dokuments nur über das Hinzuschalten der Suchmaske. In den Biographien und Bibliographien fehlt eine solche Orientierungshilfe völlig. Die CD-ROM ist ein Beispiel dafür, daß die Entwickler durch die visuelle "Erklärungssucht" das genaue Gegenteil von dem erreichen, was sie in bester Absicht intendiert haben.


Geschichte der deutschen Lyrik in Beispielen. Stuttgart: Reclam Verlag 1996. Hg. von DIETMAR JAEGLE. CD-ROM I: Vom Mittelalter bis zum Barock. DM 24,90. CD-ROM II: Von der Aufklärung bis zur Romantik. DM 24,90. CD-ROM III: Vom Biedermeier bis zum Zweiten Weltkrieg. DM 24,90. ISBN 3-15-100016-9. ISBN 3-15-100017-7. ISBN 3-15-100018-5

  1. Die CD-ROM umfaßt 75 interpretierte Gedichte sowie 300 weitere Gedichte zur Exemplifizierung literaturtheoretischer und -historischer Erläuterungen. Neben biographischen Angaben zu den Autoren stehen auch eine Zeittafel, Kurzcharakteristika der Epochen sowie ein Lexikon mit Grundbegriffen der Lyrikinterpretation zur Verfügung. Die CD-ROM greift auf bereits publizierte Texte und Interpretationen der fünfbändigen Reclam-Edition Gedichte und Interpretationen (Stuttgart 1983-84 u.ö.) zurück. In "Auswahl und Gliederung" folgt die Sammlung einem merkwürdigen Kanonverständnis. So fehlen weibliche "Stimmen". Auch vermißt man bedeutende Beispiele für die Dichtung der Moderne.

  2. Vom Einstiegsmenü aus sind verschiedene Lektürewege möglich. Neben jeder aufgeschlagenen "Seite" wird ein Bedienungsmenü durch Buttons visualisiert, die sich allerdings nur schwer in die Gesamtgestaltung einfügen. Von Nachteil erweisen sich auch die Verknüpfungen. So führen von den Lebensläufen der Autoren keine Links zu den interpretierten Gedichten. Die Navigation innerhalb der Zeittafel wird durch die problematische Handhabung des Pfeils erschwert, der sich mit der Maus verschieben läßt.

  3. Die Wortsuche beschränkt sich auf die in den "Materialien" abgelegten Texte. Eine Recherche in den Modi "Gedichte, Autoren und Epochen" ist nicht möglich. Der Benutzer kann sich nur von Seite zu Seite bewegen, nicht aber ans Ende scrollen. Selbst auf der Ebene der "Materialien" erfaßt die Suche nicht vollständig alle aufgeführten Autoren. Eingrenzungen, Spezifizierungen oder das Abspeichern von Suchläufen werden nicht unterstützt.

    Ein weiterer Nachteil besteht darin, daß als Resultat einer Suche oft zahlreiche Angaben präsentiert werden. Der Benutzer kann Stellen nicht annotieren oder bei offenkundigen Fehlern und Mängeln in die Datei eingreifen.

  4. Die Wahl des "elektronischen Weges" begründet der Herausgeber Dietmar Jaegle mit den Chancen der digitalen Zusammenfügung unterschiedlichster Medien; es hat sich jedoch gezeigt, daß die Chancen elektronischer Publikationen (hypertextuelle Verknüpfung von Text und Kontext, Ausnutzung des Speicherplatzes) noch immer nicht voll ausgeschöpft werden.


RAINER BAASNER / GEORG REICHARD: Epochen der deutschen Literatur. Aufklärung und Empfindsamkeit. Ein Hypertext-Informationssystem. Stuttgart: Reclam Verlag 1998. CD-ROM. DM 49,90. ISBN 3-15-100202-1

RAINER BAASNER / GEORG REICHARD: Epochen der deutschen Literatur: Sturm und Drang / Klassik. Ein Hypertext-Informationssystem. Stuttgart: Reclam Verlag 1999. CD-ROM. DM 49,90. ISBN 3-15-100203-X

  1. Die Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts wird nicht monographisch-linear abgehandelt, sondern in einer Vielzahl kurzer Text-/Bildeinheiten. Der Vorteil einer hypertextuellen Literaturgeschichte im Vergleich zu einer linearen liegt vor allem in der Leserorientierung durch intelligente Links, der Nachteil in der unübersichtlichen Oberfläche.

    Die Autoren verzichten auf eine Benutzerführung durch den Informationsraum. Inhaltlich sind die knapp gehaltenen Ausführungen unter den einzelnen Topics und die Strukturierung der Informationen hauptsächlich dem Konzept der Sozialgeschichte der Literatur verpflichtet. Neuere Forschungsinteressen und -ergebnisse wurden ebenfalls berücksichtigt. Positiv zu bewerten ist an der inhaltlichen Konzeption die gelungene Verbindung von einem eher definitorischen, biographischen Teil mit einem kultur- und sozialgeschichtlich geprägten Teil. Von Nachteil ist der Verzicht auf weiterführende Forschungsliteratur. Auch Namen wie Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland fehlen.

  2. Dem nicht hierarchisierenden Konzept folgt auch die Recherchemöglichkeit. Die Suchmaske bietet lediglich eine langsame Volltextsuche mit Fundstellenindex an. Sollen mehrere Begriffe gleichzeitig gesucht werden, ist eine Spezifizierung notwendig. Aufgrund ihrer einfach zu handhabenden Kopier- und Druckfunktionen kann die CD-ROM auch als Archiv genutzt werden. Der Export von Texten in ein Textverarbeitungsprogramm gestaltet sich über die Kopierfunktion problemlos, allerdings gehen die Textformatierungen verloren.

  3. Das auf einer internen Hypertextstruktur beruhende Projekt Epochen der deutschen Literatur erweist sich als ungleich schwieriger als die Konzeption der Reclam-Klassiker auf CD-ROM. Diese elektronische Ausgabe ist ein Beispiel dafür, daß der Vorteil einer hypertextuellen Literaturgeschichte im Vergleich zu einer linearen in der schnellen Verfügbarkeit der Information liegt, der Nachteil allerdings in einem unübersichtlichen Screen-Design. Die Autoren Rainer Baasner und Georg Reichard scheinen sich auf die Navigationskompetenz ihrer Anwender zu verlassen. Auf eine Nutzerführung und wissenschaftliche Hilfsmittel wie Bibliographien, Glossare, kritische Apparate wird weitgehend verzichtet. Schülern und Lehrern sowie Germanistikstudenten kann Rainer Baasners und Georg Reichards Literaturgeschichte als "Clip-Wissen-Lieferant" dienen. Dennoch wird sich bei jenen Enttäuschung einstellen, die eine fundierte Einführung in die Epoche der Aufklärung suchen.


Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka. Ausgewählt von MATHIAS BERTRAM. Berlin: Directmedia Publishing 1998 (Digitale Bibliothek Band 1). CD-ROM. DM 99,00. ISBN 3-932544-10-2

  1. Weit über dem Standard derzeit verfügbarer digitaler Editionen für Germanisten liegt die Digitale Bibliothek. Die in dieser Reihe vom Berliner Germanisten Mathias Bertram zusammengestellte Computeranthologie Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka enthält 100.000 Bildschirmseiten von 58 Autoren. Sie sollen den Kanon der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Moderne repräsentativ erfassen. Warum einzelne Autoren fehlen, läßt sich bei solchen Zusammenstellungen natürlich fragen. Die Auswahl der modernen Autoren beschränkt sich hauptsächlich auf Kafka und Trakl.

  2. Die Texte dieser eng am Buch orientierten CD-ROM, deren Oberfläche eine schnelle Orientierung ermöglicht, sind ungekürzt und umgearbeitet wiedergegeben, wodurch notwendigerweise Inkonsistenzen der Schreibung innerhalb der Ausgabe entstanden, die bei der Suche nach Worten berücksichtigt werden müssen. Die Möglichkeit der Suche ist in allen Texten gegeben. Der Weg allerdings ist aufwendig: Überträgt man Textstellen über die Windows-Zwischenablage in die eigene Textverarbeitung, wird automatisch in eckigen Klammern eine Quellenangabe angehängt, die sowohl Seitenangaben der Digitalen Bibliothek als auch der jeweiligen gedruckten Ausgabe enthält.

  3. Die CD-ROM bietet mit ihrer beeindruckenden Textmenge trotz kleinerer Mängel einen brauchbaren Querschnitt durch die deutsche Literatur von der Aufklärung bis zur klassischen Moderne.


Geschichte der deutschen Literatur. Hg. von Viktor Zmegac. Berlin: Directmedia Publishing 1998 (Digitale Bibliothek Band 24). CD-ROM DM 99,00. ISBN 3-932544-36-6

Eine ideale Ergänzung zu den bereits erschienenen Textausgaben der Digitalen Bibliothek ist die von Viktor Zmegac herausgegebene CD-ROM Geschichte der deutschen Literatur. Sie enthält das 1979-84 publizierte dreibändige Standardwerk, das die Entwicklung der deutschen Literatur von der Frühaufklärung bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts erfaßt. Eine umfangreiche, nach literaturgeschichtlichen Epochen gegliederte Auswahlbibliographie der Forschungsliteratur vervollständigt das Werk.


3.2. Lern-CD-ROMs

Seit die CD-ROM sich als Medium für multimediale Umgebungen anbietet, kommen immer mehr Lernprogramme auf den Markt, die vollständig auf einer CD gespeichert werden. Das Konzept der Didaktikindustrie setzt dabei in der Regel auf einfache Bedienbarkeit, Rechercheschnelligkeit, komfortable Suchfunktionen sowie Hyperlinks. Bedauerlich ist nur, daß jeder Hersteller seine eigenen Programme zusammenstellt. Ob hier die Zukunft des Lernens liegt, kann man freilich heute noch nicht sagen.

Aspekte, in denen sich die Vorteile des Lernens mit den Neuen Medien fassen lassen, sind die Individualisierung von Lernprozessen, Interaktivität, Information und Kommunikation. [ 19 ] Zu den wichtigsten Analysekriterien bei Lernsoftware, [ 20 ] die einen Mehrwert für das Lernen ergeben muß, gehören Zukunftsorientierung, Innovationsgehalt und Anwendbarkeit. Didaktische Kriterien sind Antwortalternativen, Lernzielkontrollen, individuelle Gestaltung von Lernumfang, -weg, -tempo, Motivation des Lernens und "Feedback" von Informationen an den Benutzer. [ 21 ]

Bei bestimmten wissenschaftlichen Gegenständen erweisen sich qualitative, individualisierte Rückmeldungen als sehr schwierig. Das gilt besonders für die Literaturwissenschaft (zum Beispiel Textanalyse), weshalb die Grenzen zwischen Lern- und Literatur-CD-ROMs eher fließend sind.


PC-Unterrichtsideen. Goethe "Faust I/II" mit Handbuch und CD-ROM. Stuttgart: Klett 1997. DM 69,00. ISBN 3-12-929951-3

Als frustrierend erweisen sich beispielsweise die vom Klett-Verlag herausgegebenen PC-Unterrichtsideen Goethe "Faust I/II". Ein knapp 80seitiges (!) Handbuch soll die Schüler mit dem Programm vertraut machen. Neben Markierungs-, Kopier- und Notizfunktion, die den aktiven Verarbeitungsprozeß des Lesers unterstützen, bietet die CD-ROM auch die Möglichkeit der Suche. Allerdings darf der Suchbegriff nur aus einem einzigen Wort bestehen, nicht aber aus der Zusammensetzung mit anderen Worten. Die Arbeit mit dieser leicht zu bedienenden, aber nicht wirklich nützlichen CD-ROM ist keineswegs sichergestellt, denn eine potente Suchfunktion ist dafür unabdingbare Voraussetzung. Auf sinnvolle Verknüpfungen, denen der Benutzer folgen kann, wurde ebenfalls verzichtet.


JOHANN WOLFGANG GOETHE: Die Leiden des jungen Werthers. Originaltext, Interpretation, Biographie, Materialien. CD-ROM für PC. 4 Stunden Tondokumente. München: Terzio 1998. DM 29,95. ISBN 3-932992-40-7

  1. Unter dem Reihentitel LiteraMedia erscheinen im Terzio-Verlag eine Lernsoftwarereihe, eine Taschenbuchserie im Frankfurter Suhrkamp Verlag und eine Folge von Audiobooks im Münchener HörVerlag. Texte, Lesungen, Kommentare und Funktionalität der einzelnen Ausgaben sind sorgfältig aufeinander abgestimmt und bieten erstmals ein einheitliches Konzept für alle drei Medien. Die CD-ROM, die vor allem durch ihre inhaltlichen Qualitäten besticht, enthält den vollständigen und seitenidentischen Text- und Kommentarteil der Suhrkamp Basis Bibliothek sowie zahlreiche weitere Arbeits- und Verständnishilfen.

    1998 erschien die CD-ROM Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werthers. Der Benutzer kann entweder interaktiv mit dem Text arbeiten, oder er läßt sich durch Werk, Entstehungsgeschichte und Interpretation "führen". Ein Lexikonartikel tut es allerdings auch.

  2. Die wichtigsten Navigationselemente der elektronischen Ausgabe sind die Export-, Fenster- und Suchfunktion. Suchbegriffe können durch die Boolschen Operatoren verkettet werden.

  3. Bei Suhrkamp verspricht man sich mit dieser CD-ROM-Reihe einen Mehrwert für das Lernen und eine höhere Akzeptanz vor allem der Klassiker im Schulbereich. Was allerdings den Lern-CD-ROMs, die sich an alte Schemata anlehnen, häufig noch fehlt, ist eine Mischung aus Pragmatismus und Phantasie. Nicht selten mangelt es an zukunftsweisenden didaktischen Konzepten.


3.3 Literatur-CD-ROMs

JOHANN WOLFGANG GOETHE: Die Leiden des jungen Werther. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Die Wahlverwandtschaften. Götz von Berlichingen. Egmont. Iphigenie auf Tauris. Torquato Tasso. Faust I und II. Lyrik in Auswahl. In ungekürzter Fassung. CD-ROM für PC ab Pentium 486 MHz. München: X-libris 1996. DM 29,90. ISBN 3-931450-51-1

  1. Die im Verlag X-libris 1996 erschienene CD-ROM Johann Wolfgang Goethe - Die Leiden des jungen Werthers. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Die Wahlverwandtschaften. Götz von Berlichingen. Egmont Iphigenie auf Tauris. Torquato Tasso. Faust I und II. Lyrik in Auswahl enthält neben den Hauptwerken Goethes eine ausgewählte Bibliographie mit Verweisen zu Sekundärliteratur, Bildmaterial und Selbstaussagen.

  2. und
  3. Im Buch können gelesene Bereiche markiert ("breadcrumps") und mit eigenem Kommentar versehen werden. Neben solchen Features besteht jederzeit die Möglichkeit, Textpassagen in das integrierte kleine Textprogramm zu kopieren und in eigene Programme zu exportieren. Die bibliographischen Angaben werden automatisch generiert. Leider verfügt das Programm noch nicht einmal über eine die Lektüre am Computer erleichternde Benutzerschnittstelle. Darüber hinaus fehlt die Suchmöglichkeit nach Begriffen oder Motiven.

  4. Das didaktisch orientierte Programm ist weder für die wissenschaftliche Arbeit noch für die unterhaltende Lektüre am Computer brauchbar.


Reclams CD-ROM-Ausgaben

HEINRICH HEINE: Deutschland. Ein Wintermärchen. CD-ROM für PC. Ca. 1, 5 Stunden Tondokumente. Stuttgart: Reclam Verlag 1997. DM 16,90. ISBN 3-15-100021-5

GEORG BÜCHNER: Dantons Tod. CD-ROM für PC. Stuttgart: Reclam Verlag 1997. DM 16,90. ISBN 3-15-100030-4

JOHANN WOLFGANG GOETHE: Iphigenie auf Tauris. CD-ROM für PC. Stuttgart: Reclam Verlag 1998. DM 14,90. ISBN 3-15-100012-6

JOHANN WOLFGANG GOETHE: Götz von Berlichingen. CD-ROM für PC. 4 Stunden Tondokumente. Stuttgart: Reclam Verlag 1998. DM 16,90. ISBN 3-15-100027-4

JOHANN WOLFGANG GOETHE: Faust. Der Tragödie erster Teil. CD-ROM für PC. 4 Stunden Tondokumente. Stuttgart: Reclam Verlag 1999. DM 16,90. ISBN 3-15-110001-5

JOHANN WOLFGANG GOETHE: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. CD-ROM für PC. Ca. 7, 5 Stunden Tondokumente. Stuttgart: Reclam Verlag 1999. DM 16,90. ISBN 3-5-100024-X

FRANZ KAFKA: Die Verwandlung. CD-ROM für PC. Stuttgart: Reclam Verlag 1997. DM 16,90. ISBN 3-15-110005-8

  1. Die Taschenbuch-Reihe von Reclams Universalbibliothek wird seit 1995 auch als CD-ROM-Reihe mit umfangreichem Leistungsprofil im Niedrigpreissegment von 14,90 DM und 16,90 DM in Einzeltiteln publiziert. Textgrundlage aller Reclam-CD-ROMs ist die Textausgabe der gedruckten Universalbibliothek. Zusätzlich zum primären Text befinden sich darin die Wort- und Sacherklärungen der grünen Erläuterungsbändchen. Zu den jüngsten CD-ROM-Ausgaben gehören unter anderem Goethes Faust I und Faust II, Götz von Berlichingen, Iphigenie auf Tauris, Heines Deutschland. Ein Wintermärchen, Büchners Dantons Tod und Kafkas Die Verwandlung.

  2. Neben dem Preis besticht das Programm durch die leicht verständliche Bildschirmoberfläche. Auf dem Startbildschirm werden Verzweigungen des Programms angeboten. Die Visualisierung von Inhaltsstrukturen zeigt einen engen Bezug zur Darstellung von Metainformationen im gedruckten Buch.

  3. Aufgrund der hohen Trefferdichte bei der einfachen Suche ist es angebracht, die Begriffe zu spezifizieren. Unterstrichene Stellen weisen Wort- und Sacherklärungen auf, die bei linkem Doppelklick angezeigt werden können. Popup-Felder bieten weitere Funktionen an. Der Benutzer kann die für ihn relevanten Knoten mit der Maus verschiedenfarbig markieren sowie einen leserdefinierten Fixpunkt (Lesezeichen) auf die geöffnete Seite setzen. Hier trifft er allerdings häufig auf das Problem, die Vielzahl der Lesezeichen zu organisieren und den Überblick zu behalten.

    Ebenso wie die Markierungen können auch die Notizen in einem eigenen Menü verwaltet werden. Allerdings ist pro Seite nur eine Notiz, die nicht betitelt werden kann, möglich. Eine gemeinsame Nutzung von Markierungs- und Notizfunktion ist ausgeschlossen.

  4. Obwohl alle Funktionen dieser benutzerfreundlichen, aber für wissenschaftliche Zwecke nur bedingt brauchbaren CD-ROMs schnell erreichbar sind und die Textverarbeitungsfunktionen verwendbar, bestehen ihre entscheidenden Mängel hauptsächlich in der fehlenden Hypertext-Funktion. Stoff- und motivgeschichtliche Analysen sind mit diesem Programm ebenso wenig möglich wie der Ausdruck der kopierbaren Interpretationen.


3.4. Autoreneditionen

HERIBERT KUHN: Thomas Mann. Rollende Sphären. Hg. von Franz-Maria Sonner und Thomas Sprecher. CD-ROM für PC. Ca. 5 Stunden original Tondokumente. München: Systhema 1998. DM 29,90. ISBN 3-634-46007-5

  1. Im Rahmen der Kooperation mit dem Rowohlt Verlag wurde 1993 im Münchener Systhema Verlag mit der digitalen Aufbereitung anspruchsvoller, zum Teil literarischer Inhalte für die Publikation auf dem Datenträger CD-ROM begonnen. 1995 erschien in der Zweitverwertungsreihe Systhema Classics die CD-ROM Rollende Sphären. Sie besteht aus zwei Teilen: einer sogenannten Panoramagrafik, auf der sich die Lebenstationen Thomas Manns befinden (Timeline) und einem Buchteil, der weiteres Informationsmaterial bereithält.

  2. Das Programm bietet die Möglichkeit, gezielt bestimmte Seiten aufgrund von Suchbegriffen anzusteuern. Die Suche nach Wortteilen, ähnlichen Wörtern oder Formulierungen ("fuzzy searching") ist nicht gegeben. Zur individuellen Orientierung im Buchteil hat der Benutzer die Möglichkeit, Lesezeichen zu setzen und Einträge eigener Anmerkungen oder Kopien von Textpassagen in ein Notizbuch vorzunehmen.

  3. Dem Nutzer wird mit dieser der anspruchsvollen Unterhaltung dienenden CD-ROM ein zeitgeschichtliches, umfangreiches Archiv ausgebreitet, das sich aus verschiedenen medialen Quellen speist. Als Gestaltungs- und Informationselement überschreiten vor allem die dynamisierten Bilder die Möglichkeiten des Buches. Allerdings überlagern dynamische Bildsequenzen häufig den Textteil und erschweren dem Benutzer den Gebrauch des Produktes.


HERIBERT KUHN / KING KONG KUNSTKABINETT: Kafka in Prag. Stehender Sturmlauf. Hg. von Franz-Maria Sonner. CD-ROM für PC. Über 240 Minuten Tondokumente. München: Terzio 1997. DM 98,00. ISBN 9-783-93299205-6

  1. Aus dem Œuvre Franz Kafkas, der die Stadt Prag zeitlebens kaum verließ, hat der Autor der CD-ROM Kafka in Prag, Heribert Kuhn, die räumlichen Grundmuster dieser elektronischen Ausgabe herausgearbeitet: Zonen, die einander wie konzentrische Kreise umschließen. Daheim am Schreibtisch (die erste Zone) und durch Prag spazieren (die zweite Zone).

  2. Nach dem Start erscheint mit dem sogenannten Kaiserpanorama das Hauptmenü. Es bietet fünf Zonen zur Auswahl. Eine letzte, aber nicht in diese Systematik gehörige Zone ist die "Chronologie", in der historisch-biographische Hinweise gegeben sowie bedeutsame Motive und Sequenzen der CD-ROM durch die Beschreibung des entsprechenden Lebensabschnitts erläutert werden.

  3. Obwohl ein Screen-Designer Mut zum Experiment haben sollte und auch zum bewußten Regelverstoß, verbieten sich dekorative Graphiken und dreidimensionale graphische Räume für die meisten, auch populären geisteswissenschaftlichen Darstellungen. Sie haben neben ihrer anfänglich reißerischen Qualität auch viele Nachteile: Sie verschleißen sich in der positiven Wirkung rasch und führen dann zum Überdruß.


GEORG BÜCHNER: Der hessische Landbote. Dantons Tod. Lenz. Leonce und Lena. Woyzeck. In ungekürzter Fassung Woyzeck-Fragmente. Textkritische und kommentierte Ausgabe von Michael Knaupp. CD-ROM für PC. München: X-libris 1996. DM 29,90. ISBN 3-931-450-52-X

  1. Die Georg-Büchner-CD-ROM des Münchener Verlages X-libris wurde vorwiegend für Schüler oder "interessierte Laien" konzipiert. Das Beispiel zeigt, daß es sich hier eher um eine Druckvorstufe handelt, welche die enormen Möglichkeiten der Textverarbeitung und -speicherung nicht ausnutzt. Ansatzweise ist allerdings erkennbar, über welche Potentiale eine elektronische Edition verfügen könnte.

    Das größte Problem dürfte die Wahl der Textgrundlage sein. Dem Text liegt die Hamburger Ausgabe zugrunde, [ 22 ] die keineswegs zuverlässig ist. [ 23 ] Das gilt auch für Leonce und Lena (der Text liegt in einer von Thomas Michael Mayer besorgten Studienausgabe vor [ 24 ]), sowie für die Novelle Lenz. [ 25 ] Aufgenommen wurden Der Hessische Landbote, Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Woyzeck-Fragmente. Jeder Text ist begleitet von einer Einführung, die auch Interpretationsvorschläge anbietet. Zur Epoche "Vormärz und Biedermeier" gibt es eine präzise Einführung, die neben literaturgeschichtlichen Tendenzen auch relevante Daten und Namen aufführt. Die Angabe der Varianten und Lesarten bezieht sich auf im Text gestrichene Passagen und Worte sowie ausgewählte Lesungen früherer Herausgeber. Problematisch ist die Aussagekraft eines solchen Apparats, weil hier nicht zwischen Überschreibungen, Ergänzungen und Streichungen differenziert wird.

    Neben den Schaltflächen findet sich der Hauptteil unter der Fläche "Bibliothek". Diese weist neben den Texten die Informationseinheiten "Biographie", "Epoche", "Galerie", "Bibliographie" und "Lesung" auf. Die alphabetisch geordnete Bibliographie umfaßt einige bedeutsame Textausgaben und eine breite Auswahl der Forschungsliteratur von 1915 bis 1993.

  2. Von der Startseite erreicht man ein Hilfebuch, das jedes Element der Software erläutert. Leider sind die Fenster nicht auf dem Windows-Standard und deshalb gewöhnungsbedürftig. Im Hilfeprogramm werden Benutzung, Bearbeitungs- und Suchmöglichkeiten erläutert. Allerdings kann die Hilfe nur vom Startfenster ausgehend aufgerufen werden. Von Nachteil ist die mangelnde Orientierung im jeweiligen Primärtext: Es werden nur CD-ROM-interne Seitenzahlen angegeben (keine Akt- und Szenenziffern). Ein Textvergleich mit der verwendeten Buch-Ausgabe wird dadurch ebenfalls erschwert.

  3. Simultane Arbeit mit anderen Programmen ist nur möglich, wenn man diese vor der Aktivierung der CD-ROM startet oder über den Shortcut ALT-TAB aufruft. Die Suchmaske ist schlicht, ermöglicht allerdings eine rasche Suche und Zählung von Zeichenketten.

  4. Vor allem wegen der gewählten Textgrundlage läßt sich diese CD-ROM für literaturwissenschaftliche Zwecke kaum verwenden. Die spezifischen hypertextuellen Möglichkeiten, die eine elektronische Edition bieten sollte, wurden in diesem Fall nicht ausgenutzt.


JOHANN WOLFGANG GOETHE: Zeit - Leben - Werk. CD-ROM für PC ab Pentium 133 MHz. Ca. 35.000 Buchseiten, 400 Bilder, 240 Minuten Tondokumente. Berlin: Aufbau Verlag, Stuttgart: Metzler Verlag 1999. DM 99,90. ISBN 3-351-03999-9 (Aufbau). ISBN 3-476-01637-4 (J. B. Metzler)

  1. Seit dem Frühjahr 1999 liegt die Edition Goethe. Zeit - Leben - Werk in digitaler Form vor. Mit der lange vergriffenen 22bändigen Berliner Ausgabe, eine der bestkommentierten großen Leseausgaben, hat der Aufbau-Verlag die Textgrundlage bereitgestellt. Vom Südwestrundfunk, der das audiovisuelle Know-how lieferte, kommen die Autoren Jürgen von Esenwein und Harald Gerlach.

    Die CD-ROM bietet eine Übersicht über bedeutsame Ereignisse aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu Goethes Lebenszeit in multimedialer Darstellung, eine audiovisuelle Schau auf Stationen der Wirkung, einen Essay und das lexikalische "Handbuch". Darin sind ca. 120 Stichwort-Essays aus dem gerade vollendeten sechsbändigen Goethehandbuch zu finden, das 1988 konzipiert wurde und bei Metzler erschien.

  2. Die Software bedarf keiner grundlegenden Einführung und braucht nicht installiert zu werden. Dennoch ist die Scheibe technologisch nicht über das Versuchsstadium herausgekommen. Der Benutzer, der an das Herausgeber-Regelwerk gebunden ist, wird bereits durch die schlechte Präsentation abgeschreckt. Das gilt auch für die Gestaltung benutzerfreundlicher Bildschirmseiten, insbesondere für die typographische Gestaltung. So ist beispielsweise das "interaktive [?] Inhaltsverzeichnis" schlecht lesbar durch die Wahl einer zu kleinen Schrift, was unter anderem dazu führt, daß man während der Nutzung beim Anwählen einer bestimmten Zeile daneben klickt. Auch wechseln die Blätter überlappend, so daß die letzten Einträge einer Seite auf der folgenden noch einmal erscheinen und damit zur Desorientierung des Anwenders beitragen. Als uneinheitlich erweist sich auch die Anordnung der Bedienelemente in den verschiedenen Programmebenen (rechts, links, unten, in der Mitte). Den schnellen Wechsel zwischen Text und Anmerkungen, Zeit- und Wirkungsgeschichte sowie zwischen Bibliographie und Goethe-Handbuch ermöglichen Hyperlinks.

  3. Die CD-ROM bietet die Möglichkeit, Lesezeichen und Notizbucheinträge anzulegen, die auch in folgenden Sitzungen verfügbar sind. Die Suchfunktion erweist sich als unbrauchbar, weil Ausdrucke nur mühsam herzustellen sind, auch enthalten sie weder Seitenzahlen noch Quellenhinweise. Scrollt man mit der Maus über ein Ergebnis, dann ist die entsprechende Textpassage unter Punkt 5 zu sehen. Das Scrollen des Textes ist ebenfalls problematisch. So wird zum Beispiel die bibliographische Angabe der Sophienausgabe von einem Seitensprung zerschnitten.

  4. Die Scheibe ist ein Beispiel dafür, daß es mit der Pressung größerer Datenbestände auf CD-ROM bei weitem nicht getan ist. Will man sie als praktische Textsammlung nutzen, so dürfte sich die schlichte, aber effektivere Ausstattung der folgenden Konkurrenzprodukte als geeigneter erweisen.


JOHANN WOLFGANG GOETHE: Briefe, Tagebücher, Gespräche. Digitale Bibliothek Bd. 10. CD-ROM für PC. Berlin: Directmedia Publishing 1998. DM 198,00. ISBN 3-932544-14-5

  1. Die Autorenreihe Digitale Bibliothek des Verlags Directmedia präsentiert das Œuvre einzelner Autoren in einer erheblich erweiterten Auswahl. Ihre Texte werden durch Scannen und anschließende Korrektur gewonnen. Dem Anwender werden diese in bisher nicht bekanntem Umfang digital zur Verfügung gestellt und mit einer funktionalen Erschließungssoftware zugänglich gemacht. Ein großer Vorteil sind die Verwendung und der Nachweis zitierfähiger Ausgaben. Es handelt sich in den meisten Fällen um die modernisierten Standardausgaben der Klassiker aus den Verlagen Hanser, Winkler, Aufbau und Insel. Jede Textstelle kann in der zugrundeliegenden Buchausgabe wiedergefunden werden.

  2. Es besteht die Möglichkeit, die Benutzeroberfläche so einzustellen, daß die Bandangabe und Seitenzählung der Vorlage eingeblendet wird und die Fundstellen sofort zitiert werden können. Der Bildschirm der Digitalen Bibliothek erscheint in verschiedenen Modi, die je nach Anforderungen ausgewählt werden können. In vielen Situationen zeigt ein Klick auf die rechte Maustaste ein Popup-Menü mit nützlichen Befehlen, welche die Navigation und die Suche im Text vereinfachen.

  3. Es werden zwei Suchmethoden angeboten: eine "Normalsuche" und eine "Themensuche". Die Normalsuche erlaubt die Recherche nach einer (oder mehreren) Zeichenkette(n), die mittels Boolscher Operatoren kombiniert werden können. Von Vorteil ist die sogenannte "schreibungstolerante Suche". Eine Wortliste mit den im Korpus vorhandenen Worten steht für die Formulierung der Abfragen nicht zur Verfügung. Bei der "Themensuche" ist dem Anwender die Möglichkeit gegeben, in ein Textfenster eine Vielzahl von Begriffen zu notieren. Die anschließende Suche vermittelt alle Treffer. Problematisch ist jedoch, daß das Programm im Fenster der Themensuche jede längere Zeile für die Bildschirmdarstellung umbricht. Dadurch werden die Teile, die in die nächste Zeile gesetzt werden, ungewollt zu einer eigenen Abfragezeile.

    Die Exportfunktion ist schwach. Das beginnt bereits bei der Markierung von Passagen. Es ist nämlich nicht möglich, einen Abschnitt über die Seitengrenze hinweg zu markieren. Der Export von vollständigen Texten ist nicht gegeben.


JOHANN WOLFGANG GOETHE: Werke. Ausgewählt von Mathias Bertram. Mit der rororo-Monographie "Goethe" von Peter Boerner und dem Hörtext "Die Leiden des jungen Werther", vorgetragen von T. Schmidt. Digitale Bibliothek Bd. 4. CD-ROM für PC. Berlin: Directmedia Publishing 1998. DM 49,90. ISBN 3-932544-30-7

  1. In der Digitalen Bibliothek liegen auch Werke, Schriften und Briefe Goethes in Auswahl vor. Als Einführung in Leben und Werk des Autors dient der vollständige Text der rororo-Monographie. Die anläßlich des Goethejahres 1999 auf 10.000 Exemplare limitierte und numerierte CD-ROM-Ausgabe von Band 4: Goethe bietet auch Die Leiden des jungen Werther als Hörtext und zahlreiche Abbildungen zum Leben des Autors. Knapp 13.500 ungekürzte Briefe des Dichters bilden das Kernstück der umfassenden Quellensammlung Goethe, Briefe - Tagebücher - Gespräche (Bd. 10). Die dritte Abteilung enthält Berichte von Zeitgenossen über Gespräche, die sie mit Goethe führten. Die erste Abteilung bietet den vollständigen Text von ca. 13.500 Briefen. Die zweite umfaßt die Tagebücher. Der Text folgt der dritten Abteilung der Weimarer Ausgabe. Die vierte Abteilung bietet ein kommentiertes Personenverzeichnis.

  2. Grundsätzlich unterteilt sich die Funktionalität dieser CD-ROMs in zwei Ansätze: erstens die Navigation und zweitens die Suche. Um dem Benutzer die Übersicht zu erleichtern, wurden allen Briefnummern die jeweilige Bandnummer vorangestellt: Wird im Funktionsregister "Diverses" die Option "Konkordanz zu gedruckten Ausgaben" gewählt, erscheint im Kolumnentitel der wiedergegebenen Texte links ein Sigel, das auf die zugrunde gelegte Ausgabe und die Bandnummer verweist, und rechts die entsprechende Seitenzahl. Die Briefe eines Jahres wurden jeweils zu einem "Buch" mit einem entsprechenden Eintrag im Inhaltsbaum zusammengefaßt.

  3. Über Volltextrecherche besteht die Möglichkeit, sich alle Briefe und Gesprächsprotokolle chronologisch anzeigen zu lassen sowie speziell in diesem Textbereich nach Themen, Zitaten oder Personen zu suchen. (In der Regel erfordern kleinere Recherchen etwa zehn Minuten.) Mit Hilfe des Windows-Befehls "StrgC" ist es möglich, Zitate in den eigenen Text zu übertragen, wobei die Quelle automatisch kopiert wird. Fußnoten und Anmerkungen werden durchgehend in Endnoten umgewandelt, die durch Hyperlinks leicht angesteuert werden können.

  4. Die Oberfläche ist auf die Bedürfnisse von Literaturwissenschaftlern abgestimmt. Die knappe Zeilenbegrenzung in der Themensuche ist wohl die gravierendste Einschränkung. Auch muß die dürftige Exportfunktion kritisiert werden. Insgesamt aber erweisen sich die CD-ROMs der Digitalen Bibliothek für Forschung und Lehre als brauchbar.


4. Hybrideditionen und Editionen im Internet

(Alexandra Hildebrandt, 4.1.1 /
Agnes Rie, 4.1.2 - 4.2.2)

4.1. Hybrideditionen

Mit der Mediensynthese einer CD-ROM und eines Buches wird der Übergang von einem Medium zum anderen thematisiert. Dies ist zugleich ein Zeichen dafür, daß die Dominanz eines neuen Schlüsselmediums im Zeitalter der neuen Informationstechnologien nicht zur Abwertung und / oder Auslöschung des Buches führen wird. Vielmehr kommt es zu einer Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Verwendungsweisen von Texten. [ 26 ]

Eine Hybrid-Edition nutzt die Vorteile sowohl des gedruckten Buches als auch einer CD-ROM. Sie kann unterschiedliche Aufgaben erfüllen: Die aus einer Papier-Komponente zusammengesetzte Ausgabe mit ihren operationalen Vorteilen, leicht zitierbar, haltbar und handhabbar zu sein, ist den Bedürfnissen eines breiten Lesepublikums angepaßt. Die CD-ROM-Edition, die den Verweisungszusammenhang der Texte über Links untereinander schnell und erschöpfend sichtbar macht, dient dagegen als Speichermedium größerer Textmengen. Ihre Multiplizierung und damit Beschleunigung des Informationsaustauschs dient dem Wissenschaftler als auch dem interessierten Laien. [ 27 ]

Der Verzicht auf den papiernen Begleiter bedeutet nicht das Ende der wissenschaftlichen Edition. Vielmehr lehnen sich die elektronischen Editionen bewußt an die gewohnte wissenschaftliche Buch-Edition an. Dies mag an dem Mangel an einer würdigen Alternative liegen. Die technischen Möglichkeiten des elektronischen Mediums sind für die Bedürfnisse einer kritischen Edition im Internet weder ausgereift noch werden die bereits vorhandenen voll ausgenutzt. Sie befinden sich noch zu sehr im Versuchsstadium, um einem Vergleich mit den Hybrideditionen standzuhalten.

Den Lesegenuß, den bei den Hybrideditionen zumindest noch der papierne Teil zu geben vermag, können sie nicht bieten. Das Internet erweist sich hier vielmehr als nützliches Hilfsmittel zum Beschaffen, Weiterleiten und Präsentieren von Informationen, mehr aber auch nicht. Solange die technischen Mittel für die Textsorte der kritischen Edition zu wenig ausgereift sind, sollte daher sparsam von ihm Gebrauch gemacht werden.


4.1.1. Der junge Goethe in seiner Zeit

Der junge Goethe in seiner Zeit. Texte und Kontexte. Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Schriften bis 1775. In zwei Bänden mit einer CD-ROM. Hg. von KARL EIBL, FOTIS JANNIDIS und MARIANNE WILLEMS. Frankfurt/M.: Insel Verlag 1998. 773 und 776 Seiten. DM 198,00 (Schuber), DM 88,00 (broschiert). ISBN 3-458-16914-8

  1. Vor über einem Jahrhundert zum erstenmal erschienen, liegt neuerdings auch ein vierter "Junger Goethe" vor: sämtliche Gedichte, Dramen, Prosa, Entwürfe, Briefe, juristische Schriften, kurz alles, was Goethe bis 1775 zu Papier gebracht hat, in zwei großformatigen Paperback-Bänden und gleichfalls auf CD-ROM. Die von den drei Münchner Literaturwissenschaftlern Karl Eibl, Marianne Willems und Fotis Jannidis herausgegebene Goethe-Insel-Ausgabe ist im wesentlichen eine Übernahme der Edition von Hanna Fischer-Lamberg. [ 28 ] Diese für die Einschätzung der Verläßlichkeit der Ausgabe wichtige Information wird leider sehr versteckt im Nachwort und im Kommentar angegeben. [ 29 ] Mit der aus einer Papier- und elektronischen Komponente zusammengesetzten Ausgabe will man den unterschiedlichen Leser- und Benutzerinteressen besser gerecht werden. [ 30 ]

    Die Textbestände enthalten alle poetischen Werke, essayistischen Schriften sowie eine Auswahl aus den Briefen und juristischen Schriften des jungen Goethe. Auf der CD-ROM, welche die Texte der Buchkomponente noch einmal enthält und etwa das Siebenfache der auf den knapp 1.500 Seiten enthaltenen Textmenge umfaßt, befinden sich sämtliche Schriften eingebettet in historische Kontexte. Zu ihren semantischen Vorräten gehören unter anderem die Ephermeriden, das Verzeichnis der Bibliothek in Goethes Elternhaus sowie die Lutherbibel und Hederichs Mythologisches Lexikon. Neben der Texthierarchie sind die hier enthaltenen Texte noch mit weiteren Ordnungshierarchien versehen worden. So ist jeder Text einem Lebensabschnitt des Dichters zugeordnet.

    Der Verzicht auf aufwendige graphische Gestaltung ist ein großer Vorteil, weil er den Blick auf das Wesentliche nicht verstellt und damit die Orientierung erleichtert. Die Herausgeber legten großen Wert darauf, daß die CD-ROM vor allem Speichermedium größerer Textmengen ist. [ 31 ]

  2. Seinem papiernen "Begleiter" ist das Medium CD-ROM im Information Retrieval unendlich überlegen. Unterstützt wird das Suchverfahren durch das Darstellungsprogramm der Edition "Folio Views". Es ist mit ähnlichen Funktionen wie Windows ausgestattet. In der elektronischen Handbibliothek kann man Suchbegriffe erweitern, durch Boolsche Operatoren präzisieren oder verengen. Ähnlich wie bei den Suchmaschinen im Internet kann man mehrere Wörter eingeben, deren Fundstellen nach Relevanz ausgegeben werden. Das ermöglicht eine Suche nach thematisch zusammengehörigen Wortfeldern. Man kann nach Buchseiten aus der gedruckten Ausgabe suchen. Man gelangt dann zu einer bestimmten Stelle im elektronischen Text, die aber nicht weiter als Seite gekennzeichnet ist. Darüber hinaus können bestimmte Begriffe oder Wortkombinationen in Texten untersucht und die Ergebnisse dann in eigene Dateien zur Weiterverarbeitung exportiert werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, Goethes Schriften und Briefe chronologisch oder nach Gattungen gegliedert abzurufen. Die Stärken dieses Mediums bestehen zweifellos in den intelligenten Hypertext-Links (mehr als 13.500).

    Beim Verfolgen von Links, die in jedem Goethetext in einen Kommentar führen, gerät man immer wieder ins Namenglossar. Hier sind neben den Angaben zur jeweiligen Person auch Verweise und Erwähnungen dieser Person durch Goethe zu finden.

    Das Zitieren von Textstellen auf der CD-ROM ist wegen der Benutzung der einfachen HTML-Auszeichnung problematisch. Für die Basisarbeit benutzten die Herausgeber das Textprogramm Microsoft Word. Es liefert auch die Reprovorlagen für die Buchkomponente. Schade nur, daß es den beiden Textbänden bis ins Detail anzusehen ist. Beispielsweise sind die roten Kringel, die man auf der CD-ROM anklicken kann, um Auskünfte zur betreffenden Textstelle des Goethe-Textes zu erhalten, als Augenpulver über das gesamte Schriftbild verstreut. Die entsprechenden Erklärungen steigen von der Unterkante auf und wollen zugleich mit dem Text wahrgenommen werden. Und so erinnert die Edition nur allzu oft daran, wieviel schöner sie bei Wahrung der bibliophilen Tradition des Insel Verlages hätte werden können.

  3. Die zur Zeit professionellste elektronische Goethe-Ausgabe zeigt, daß ein neues Medium im Zeitalter der elektronischen Revolution nicht zur vollständigen Verdrängung des alten führen muß, sondern zu einer Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Verwendungsweisen von Texten. Es kommt noch hinzu, daß so umfangreiche Werkausgaben und Textbestände, wie die des "neuen" Jungen Goethe, in gedruckter Form kaum finanzierbar wären.


4.1.2. Heinrich von Kleist:
Berliner Abendblätter I und II

HEINRICH VON KLEIST: Sämtliche Werke. "Brandenburger Ausgabe" (BKA). Kritische Ausgabe sämtlicher Texte nach Wortlaut, Orthographie, Zeichensetzung aller erhaltener Handschriften und Drucke. Hg. von Roland Reuß und Peter Staengle. Basel und Frank-furt/M.: Stroemfeld 1988 ff.

Daraus: Abt. II: Prosa: Bd 7 und 8: Berliner Abendblätter I und II: Mit Brandenburger Kleist-Blättern 10 und CD-ROM. 1997. Ca. 2000 S. Leinen in Schuber. DM 263,00. ISBN 3-87877-362-5

  1. Die Berliner Abendblätter, die vom 1.10.1810 bis 30.3.1811 erschienen, gelten als der Beginn des Lokaljournalismus. Der Herausgeber Kleist hatte exklusiv das Recht, die aktuellen Polizeiberichte für seine Abendblätter zu verwerten, was ihnen eine große Beliebtheit eintrug. [ 32 ] Da Kleist sich jedoch in der Zeitung nicht auf unpolitische Themen beschränkte, kam es zu Konflikten mit der Zensurbehörde, die ihn schließlich zur Aufgabe der Abendblätter zwang.

    Bei den Bänden II/7 und II/8 der Brandenburger Kleist-Ausgabe (vor 1992 Berliner Kleist-Ausgabe) handelt es sich um eine Neuedition der Texte, die begleitet wird von den Brandenburger Kleist-Blättern sowie einer CD. Von besonderem Interesse dürften die in den dazu-gehörenden Kleist-Blättern erstmals mitveröffentlichten Polizeirapporte [ 33 ] sein, aus denen Kleist einen Teil seiner Berichte nahm, sie aber überarbeitete und oft stilistisch umformte. Ein Vergleich mit den Vorlagen ist anhand dieser Ausgabe jetzt möglich.

  2. Die CD-ROM enthält neben dem vollständigen Text der Edition (als pdf-Datei) eine faksimilierte Wiedergabe der Berliner Abendblätter und weiteres Quellenmaterial. Auch die Kleist-Blätter sind ebenfalls dort als pdf-Datei abgelegt. In der gedruckten Ausgabe befinden sich neben dem kritischen Text Verweise zu Quellen oder Fortsetzungen, die in der elektronischen Version als Links angelegt sind. Die Suche nach Wörtern erfolgt bequem über den Acrobat Search des mitgelieferten Adobe Acrobat Reader.

  3. Da die Quellenverweise in der Buchedition als Siglen erscheinen (und nicht als Kreise wie beim Jungen Goethe), ist der Gesamteindruck sehr viel seriöser als bei der Ausgabe des Jungen Goethe. Dank der Anlage als pdf-Dateien sind auch sämtliche Texte der CD-ROM zitierbar. Dies ist um so wichtiger, als zum Beispiel die Faksimileabbildungen der Berliner Abendblätter sowie die weiteren faksimilierten Zeitungen, Zeitschriften und Journale nur auf der CD-ROM vorhanden sind. Im Gegensatz zur (weiter unten besprochenen) Kafka-Edition wird daher die Kleist-Ausgabe durch die CD-ROM eindeutig bereichert, was die Fülle an zur Verfügung stehendem Material betrifft.

    Sollte es im Rahmen der BKA weitere Hybrid-Editionen geben, wären einführende, allgemeine Artikel und Aufsätze über Heinrich von Kleist wünschenswert.

  4. Die vorliegende Ausgabe setzt einen wissenschaftlichen Benutzer mit Vorkenntnissen voraus, dem jedoch mit der Edition ein mustergültiges Werkzeug zur Texterschließung geboten wird.


4.1.3 Gottfried Keller:
Das Sinngedicht / Sieben Legenden

GOTTFRIED KELLER: Sämtliche Werke. Hg. unter der Leitung von Walter Morgenthaler im Auftrag der Stiftung Historisch-Kritische Gottfried-Keller-Ausgabe.

Bd 6: Zürcher Novellen. Mit CD-ROM. 415 Seiten. Leinen. DM 118,00. ISBN 3-87877-706-X (Stroemfeld), ISBN 3-85823-787-6 (NZZ).

Bd 22: Apparat zu Band 6. 631 Seiten. Leinen. DM 118,00. ISBN 3-87877-722-1 (Stroemfeld), ISBN 3-8 5823-788-4 (NZZ). Beide Basel, Frankfurt/M.: Stroemfeld und Verlag Neue Zürcher Zeitung 1999.

Bd 7: Das Sinngedicht/Sieben Legenden. Mit CD-ROM. 432 Seiten. Leinen. DM 118,00. ISBN 3-87877-707-8 (Stroemfeld), ISBN 3-85823-684-5 (NZZ).

Bd 23.1/2: Apparat 1 zu Band 7. 477 Seiten, ca. 25 Abbildungen. Leinen. DM 118,00. ISBN 3-878877-733-7 (Stroemfeld), ISBN 3-85823-685-3 (NZZ).

Apparat 2 zu Band 7. Ca. 480 Seiten, ca. 20 Abbildungen, ca. 100 Handschriften-Faksimiles. Leinen. DM 118,00. ISBN 3-87877-734-5 (Stroemfeld), ISBN 3-85823-686-1 (NZZ). Alle drei Basel, Frankfurt/ M.: Stroemfeld und Verlag Neue Zürcher Zeitung 1998.

  1. Die später sehr beliebte Sammlung der Sieben Legenden wurde um 1857/58 niedergeschrieben, aber erst 1872 in Kellers Stadtschreiberzeit veröffentlicht. Auch beim Novellenzyklus Das Sinngedicht lagen mehrere Jahrzehnte und etliche Überarbeitungen zwischen den Entwürfen und dem Erstdruck. Bei der im Stroemfeld Verlag (Roter Stern) in Zusammenarbeit mit dem Verlag Neue Zürcher Zeitung von Walter Morgenthaler herausgegebenen Historisch-Kritischen Gottfried Keller-Ausgabe (HKKA) handelt es sich um eine klassische Neuedition auf der Grundlage der handschriftlichen Quellen, Druckvorlagen und ersten Drucke. Seit 1997 sind der Einführungsband, der Band 7 mit dem Sinngedicht und den Sieben Legenden sowie die beiden Apparatbände 23.1 und 23.2 inklusive einer CD-ROM erschienen. Die gedruckte Ausgabe der HKKA folgt den von Keller autorisierten Gesammelten Werken von 1889 in Seitenzählung und Zeilenumbruch, was die Benutzung älterer Literatur wesentlich erleichtert. Die CD-ROM enthält eine Projektvorstellung, die Datenbank mit der elektronische Edition und einen Modellversuch zur Handschrift der Sieben Legenden sowie die Dokumentation unter anderem mit Daten zu Kellers Leben und Werk, einer Zeittafel, Portraits und Titelblättern.

  2. Die von Morgenthaler gepriesene Benutzerfreundlichkeit (Walter Morgenthaler: Historisch-Kritische Gottfried Keller-Ausgabe (HKKA), auf der Homepage; klugerweise wurde der Hinweis auf die Benutzerfreundlichkeit auf der neuen Keller-Homepage weggelassen) besteht darin, daß die Datenbank-Edition unter DOS läuft. [ 34 ] Dadurch sollte sie auf allen Programmen verfügbar sein, tatsächlich ist sie jedoch deshalb unter Windows-NT nicht aufrufbar. In der Einführung in die Datenbank wird dieses Manko mit Hinweis auf den "Werkstattcharakter" der CD-ROM beschönt. Ein umfangreiches Lernprogramm soll die Arbeit mit der Datenbank erleichtern, die jedoch trotzdem kompliziert und einarbeitungsbedürftig bleibt. Leider arbeitet die gesamte CD ohne Windows, so daß die entsprechenden Funktionen der Windows-Leiste, wie zum Beispiel Drucken oder Kopieren, nicht verfügbar sind.

    Sehr gut gelungen ist dagegen die Wiedergabe des handschriftlichen Textzeugen zu den Sieben Legenden, die mit variabler Ausschnittvergrößerung, integrierter Wort-für-Wort-Transkription und Leselupe auch ungeübten Lesern die unmittelbare Benutzung dieser Handschrift erlaubt.

    Die Zitierfähigkeit der gedruckten Ausgabe ist uneingeschränkt gegeben. Ästhetisch unschön und unwissenschaftlich wirken in der Buchedition nur die Kreise vor den Wörtern zur Fußnotenmarkierung, die unten im Apparat wiederaufgenommen sind.

    Die allgemeine Kritik an der Datenbank scheint nicht ungehört verhallt zu sein. Bei der zum jüngst erschienenen sechsten Band der Zürcher Novellen mitgelieferten CD-ROM sind einige Verbesserungen in Detailfragen zu bemerken. So läßt sich jetzt bei den Handschriftenabbildungen in einem (leider recht kleinen) Fenster die Datenbank mit der entsprechenden Passage der Edition einblenden. Die jeweils aktuelle CD-ROM ersetzt alle älteren CD-ROMs, da auf ihr auch digitale Materialien zum früher erschienenen Band 7 enthalten sind. Die neueste Version ist endlich auch auf einem Computer mit schnellem Prozessor aufrufbar.

  3. Die anachronistische Datenbank der ersten Versionen ist für Windows-gewöhnte Benutzer kaum zum Arbeiten und nicht zum Zitieren geeignet. Der Modellversuch der Handschriftenfaksimiles zeigt dagegen beispielhaft, was möglich ist. Eine digitale Präsentation der Edition, die mit der Mehrzahl der heute üblichen Betriebssysteme zu benutzen ist, wie die CD-ROM-Versionen der Brandenburger Kleist-Ausgabe oder der Frankfurter Kafka-Ausgabe, wäre daher für die Zukunft dringend zu empfehlen. Bis sich jedoch die Herausgeber zu einer unter Windows arbeitenden digitalen Edition durchringen können, wird die Keller-Datenbank vermutlich weiterhin im Schatten komfortablerer Schwestern stehen.


4.1.4 Franz Kafka: Der Process
und Beschreibung eines Kampfes

FRANZ KAFKA: Historisch-kritische Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und Typo-skripte (FKA). Hg. von ROLAND REUß und PETER STAENGLE.

Faksimile-Edition: Der Process. Hg. von ROLAND REUß unter Mitarbeit von Peter Staengle. Basel, Frankfurt a. M. 1997. Zus. ca. 700 S., über 300 Handschriften-Faks., 1 CD-ROM. Broschiert in Schuber. DM 398,00. ISBN 3-87877-494-X.

Beschreibung eines Kampfes. Gegen zwölf Uhr [...]. 2 Bde. mit Kommentarband und CD-ROM. Faksimilie-Edition. Hg. von ROLAND REUß in Zusammenarbeit mit Peter Staengle und Joachim Unseld & Franz Kafka-Hefte 2. Basel, Frankfurt/Main: Stroemfeld 1999. 177 ganzs. Handschriften-Faks., Beiheft, 1 CD-ROM. Gebunden. DM 198,00. ISBN 3-87877-496-6

  1. Von der historisch-kritischen Ausgabe der Werke Franz Kafkas (FKA) sind bisher 1995 die Einleitung, 1997 die Faksimile-Edition des Romanfragments Der Process sowie 1999 die Beschreibung eines Kampfes / Gegen zwölf Uhr [...] erschienen. Sie stellen grundsätzlich Neueditionen dar, die von den Handschriften und den zu Lebzeiten Kafkas erschienenen Drucken ausgehen.

  2. Die Kafka-Edition des Stroemfeld-Verlages mit den gängigen Definitionen einer Edition zu beurteilen, wird kaum gelingen, da sie bewußt versuchen, neue Wege zu gehen. Die Edition des Process verzichtet auf eine vom Herausgeber konstruierte Reihung der einzelnen Teile. Statt dessen werden die von Kafka in 16 einzelne Konvolute und ein Einzelblatt aufgelösten Hefte auch jeweils einzeln gebunden geliefert. Jede der Lieferungen bietet auf der einen Hälfte der Doppelseite das Faksimile der Handschriftenseite in Originalgröße, auf der anderen eine diplomatische Transkription dazu.

    Der Vorgang der Texterstellung mit allen offensichtlichen Unsicherheiten und Unentschiedenheiten Kafkas in Wortwahl und Satzstruktur sowie die nachträglichen Eingriffe Brods sind deutlich sichtbar.

    Ein Vergleich mit Pasleys Process-Ausgabe [ 35 ] zeigt die Unterschiede zwischen beiden Editionen. Die ältere Edition bietet die einzelnen Kapitel in einer von Pasley unter mehreren Möglichkeiten gewählten Reihung und fügt sie so zu einem Romanganzen zusammen. [ 36 ] Bei der Frankfurter Kafka-Ausgabe hingegen handelt es sich um eine Edition, in der der Text so belassen und wiedergegeben wird, wie er sich in den handschriftlichen Heftkonvoluten findet. [ 37 ] Sie versucht, der Offenheit der Überlieferung gerecht zu werden. [ 38 ] Angesichts der Tatsache, daß es sich beim Process um einen unvollendeten und zu Lebzeiten Kafkas unveröffentlichten Text handelt, ist diese Vorgehensweise durchaus gerechtfertigt. Die Präsenz des Editors ist in Pasleys Ausgabe deutlich spürbar, während sie in der Stroemfeld-Edition völlig in den Hintergrund tritt. Die Entscheidungen, die bei einer klassischen Edition der Herausgeber bezüglich Auswahl, Reihenfolge und Lesart treffen muß, bleiben in der FKA dem Benutzer überlassen.

    Die Dateien liegen als pdf-Datei vor und sind mit dem mitgelieferten Adobe Acrobat Reader aufrufbar. Die bei der gedruckten Ausgabe einzeln gelieferten Hefte sind im Prolog alphabetisch aufgelistet; eine Reihung mit größtmöglicher Neutralität, da sie von Kafka so sicher nicht beabsichtigt war.

  3. Bei dieser Edition sind bei weitem nicht alle Möglichkeiten des elektronischen Mediums, wie z.B. Links, Kopierfunktionen oder die Aufnahme weiterer Quellen neben denen des Franz-Kafka-Heftes 1, ausgeschöpft. Dies ist um so unverständlicher, als in der Brandenburger Kleist-Ausgabe im gleichen Jahr vom selben Herausgeber das elektronische Medium sehr viel stärker in die Edition miteinbezogen wurde. Bei der CD-ROM handelt es sich um eine reine Lese- und (leider vergleichsweise primitiv ausgestattete) Retrieval-Ausgabe der Papier-Edition. Als Leseausgabe ist sie allerdings kaum geeignet. Der Mehrwert der CD-ROM gegenüber der Buchausgabe besteht hauptsächlich in der Such-funktion. Über Acrobat Search ist die zielgerichtete oder wortfeldbezogenene Suche nach Wörtern in der Transkription und in den begleitenden Texten möglich.

    Dank der pdf-Dateien ist die CD-ROM problemlos zitierfähig. Die Faksimile-Abbildungen erlauben es dem kritischen Benutzer, die Transkription mit der Handschrift zu vergleichen. Auch in der Faksimile-Edition der Beschreibung eines Kampfes, des ersten größeren Projekts Kafkas (entstanden ca. 1902-1904), sind Handschrift und Transkription nebeneinander gesetzt und damit gut zu vergleichen. Lange Zeit waren die zwei Texte Beschreibung eines Kampfes und Gegen zwölf Uhr als ein einziger Text bekannt – dank der abenteuerlichen Mixtur des Editors Max Brod. Erst Ende der 60er Jahre widmete sich die Kafka-Forschung der eingehenden Analyse dieser Differenzen.

  4. Die Stroemfeld-Edition wird den Eigenheiten der beiden Versionen voll gerecht. Die Texte werden als zwei separate Bände geliefert und von dem Franz Kafka-Heft 2 sowie einer CD begleitet. Die Teilstücke, die von Kafka herausgelöst worden sind und in anderem Kontext veröffentlicht wurden, sind als Leseausgabe im Kafka-Heft abgedruckt. Der Kommentar ist knapp und genau gehalten: "Er will nicht interpretieren und enthält sich aufs angenehmste des Editorenlasters der Kollegenschelte." [ 39 ]


4.2 Editionen im Internet

Es gibt mehrere Dutzend elektronischer Editionen im Internet. Eine genaue Zahl anzugeben scheitert an der Weite des Begriffes "Edition" – die Grenzen zwischen einer vertieften Bestandserschließung und einer einfachen Edition sind hier ebenso fließend wie die zwischen einer erweiterten Textwiedergabe und einer wirklich historisch-kritschen Edition. Die überwiegende Anzahl der Internet-Editionen stammt aus dem angloamerikanischen Raum, aber es gibt auch etliche vielversprechende Projekte aus dem deutschsprachigen Raum. Neben groß angelegten, staatlich oder universitär geförderten (aber deshalb nicht immer erfolgreicheren) Projekten sind es vor allem die Abschlußarbeiten angehender Historiker und Philologen, die eine Vielzahl von Präsentationsarten erproben und vorstellen. Der Schwerpunkt liegt bei mittelalterlichen Texten, nur vereinzelt stehen frühneuzeitliche oder moderne Texte im Mittelpunkt.

Die im folgenden vorgestellten elektronischen Editionen, entstanden an der Universität Köln und der Rochester University, präsentieren beide einen kürzeren mittelalterlichen Text. Diese Editionsprojekte werden auf ihre Eignung als wissenschaftliche Edition hin untersucht. Sie unterscheiden sich nicht nur durch den Typ der Edition (Edition einer Sammelhandschrift – Edition eines Einzeltextes), sondern auch durch die dahinterliegenden Editionskonzepte. Ein Vergleich der beiden versucht, ihre Stärken und Schwächen aufzuzeigen.


4.2.1 Komputistische Sammelhandschrift von 798/805

(Stand: November 1998; Abruf: 05.04.2000)

  1. Die Edition einer komputistischen Sammelhandschrift der Kölner Dombibliothek (Köln, Dombibliothek, Ms 83II; Sahle, Patrick u.a.: Digitale Edition einer komputistischen Sammelhandschrift von 798/805), von den Verfassern – drei Studenten der Universität Köln – als "experimentelles Projekt" bezeichnet, sollte ursprünglich den Kodex als "geschlossenen Gesamtcodex und als Menge individueller Textzeugen" (Sahle, Patrick u.a.: Einige Hinweise zum Editionskonzept) würdigen. Von den mehr als acht Autoren der Handschrift wurden bisher beispielhaft einige Kapitel aus Isidors von Sevilla De natura rerum bearbeitet (fol. 126r bis 131v).

    Nachdem die Idee einer Präsentation auf CD-ROM aufgegeben wurde, verlagerte sich der Schwerpunkt der Studie auf die Erprobung neuer technischer Mittel zur Erschließung und Präsentation von Quellen im elektronischen Medium. [ 40 ] Aufgrund des ursprünglich ganz anders gearteten Konzepts muß ein Vergleich mit einer Edition wie der des später besprochenen Sermo Lupi, die von vornherein auf die Herausgabe eines Einzeltextes in verschiedenen Quellen abzielt, fast zwangsläufig zu Ungunsten der Kölner Edition ausfallen.

    Die Edition der Isidor-Kapitel besteht aus den digitalisierten Bildern der entsprechenden Seiten der Handschrift, den Transkriptionen dazu, der kritischen Edition von Jacques Fontaine von 1960. Unter der Rubrik Texte zum Gesamtcodex wird die digitale Wiedergabe verschiedener Texte aus der Forschungsliteratur zu Isidor allgemein und speziell zur Kölner Sammelhandschrift geboten, leider jedoch bei weitem nicht vollständig oder aktuell. [ 41 ] Die Eigenleistung der Autoren besteht in der Transkription, einer teilweisen Übersetzung ins Deutsche sowie der Kombination aller Elemente.

    Der ausgewählte Text ist in drei Versionen abrufbar, die sich in der Steuerung und Verwaltung der Inhalte voneinander unterscheiden. Da die komplexe Steuerung der dritten Version, bei der ein paralleles Scrollen und Onmouseover-Funktionen [ 42 ] möglich wäre, jedoch nur mit dem neuesten Microsoft Internet-Explorer läuft, muß man in vielen Fällen auf die einfache, aber funktionierende erste HTML-Version zurückgreifen, um auf drei Fenstern und mit allen Inhalten in beliebiger Ordnung arbeiten zu können.

  2. Die Edition arbeitet mit der Frame-Technik, die sehr schön einen Vergleich zwischen Handschrift, Transkription, dem kritischen Text von Fontaine und der Übersetzung ermöglicht. Der Benutzer hat die Möglichkeit, je nach der gewünschten Nutzung (Lesen der Sekundärliteratur oder Vergleich) die Editionsinhalte in ein, zwei oder drei Fenstern anzeigen zu lassen, wobei die Wahl der Belegung der einzelnen Fenster dem Benutzer überlassen bleibt.

    Die Möglichkeiten hypertexttueller Verknüpfungen sind in der einzigen voll nutzbaren ersten Version jedoch leider nicht ausgeschöpft worden. So wird bei der Wiedergabe der Edition von Fontaine die Kölner Handschrift unter der Sigle K im Apparat geboten, ohne daß Links zur Transkription oder zu den Bildern beziehungsweise umgekehrt gelegt sind. Bei ihr muß man in jedem Fall die gedruckte Ausgabe zitieren, [ 43 ] da die digitalisierte Fassung zum Teil nicht vollständig ist. Komfortabel sind hingegen die Vergrößerungsmöglichkeiten der Abbildungen durch einfaches Anklicken, was vor allem bei paläographischen Untersuchungen von Vorteil ist.

  3. Eine Suchfunktion nach Wörtern im Text oder nach Fußnoten gibt es nicht. Die digitale Edition stellt eine zwar nur eingeschränkt wissenschaftlich-zitierfähige Edition der Kölner Handschrift dar, die jedoch eine gute Vergleichsmöglichkeit von Handschrift, Transkription und Edition bietet. Es ist solides Arbeitsmaterial, das sich für den ersten Zugang zu der Handschrift sehr gut eignet.

  4. Die Stärke der Edition liegt vor allem in dem Bereich, der von den Editoren selbst erarbeitet wurde, den Abbildungen und der Transkription. Ob die Edition wirklich gelungen ist, könnte erst nach Bearbeitung aller Texte der Sammelhandschrift beurteilt werden. Im jetzigen Stadium hält sie einen Vergleich mit einer Edition wie der des Sermo Lupi nicht stand.


4.2.2 The Electronic Sermo Lupi ad Anglos

(Stand: 1998; Abruf: April 2000)

  1. Im Gegensatz zur Kölner Edition ist die Edition des Sermo Lupi ad Anglos von Melissa J. Bernstein (Melissa J. Bernstein: Sermo Lupi ad Anglos) an der Rochester University von vornherein als Einzeltext-Edition konzipiert. Der Sermo Lupi ad Anglos, die Predigt Bischof Wulfstans an das englische Volk von 1014, ist in fünf Handschriften des 11. und 12. Jahrhunderts überliefert, von denen eine Handschrift mit Zusätzen versehen ist, die Wulfstan selbst zugeschrieben werden.

    Bernsteins Edition greift nicht auf eine bereits vorhandene gedruckte Edition zurück, sondern erstellt eine neue, rein elektronische kritische Edition auf der Grundlage der handschriftlichen Quellen. Es ist insofern eine klassische Edition, als aus den fünf Handschriften eine Leithandschrift (London, BL, Cotton Nero A i. (Sigle MS I)) auswählt und darauf basierend ein kritischer Text samt Apparat und eine Transkription erstellt wurden. Auch hier ist eine CD-ROM geplant, die in den nächsten zwei Jahren mit Hilfe der Society for Early English and Norse Electronic Texts (SEENET) erscheinen soll. [ 44 ] Die Edition besteht aus einem kritischen Text samt Apparat und bietet dazu umfangreiches Material zum besseren Verständnis des Textes. Einem bequemen Vergleich des kritischen Textes mit den handschriftlichen Quellen dienen die diplomatischen Transkriptionen aller Handschriften.

  2. Auch die Edition des Sermo Lupi bedient sich der Frame-Technik, bei der es aber eine Hierarchie der Fenster gibt, so daß in den jeweiligen Fenstern nur eine Auswahl von Texten aufrufbar ist. Für einen besseren Vergleich zwischen zwei Texten wird ein mit dem Hauptdokument assoziiertes Dokument "Compare" geboten, das bei eingeschränkter Textauswahl eine erweiterte Kombinationsmöglichkeit der Fensterbelegung gewährt.

    Im Gegensatz zur Kölner Edition ist der kritische Text mit dem Apparat verbunden. Die beiden Fenster können zwar nicht parallel gescrollt werden, dafür ist der kritische Text jedoch mit fiktiven Zeilenangaben versehen, bei deren Anklicken die entsprechende Stelle des Apparats im unteren Fenster erscheint. Eine ähnliche Verbindung mit der Übersetzung gibt es leider nicht.

  3. Außer der Suchmöglichkeit nach einer Stelle im Apparat zum jeweiligen kritischen Text ist eine Suchfunktion, wie zum Beispiel für Wörter im Glossar oder für Parallelstellen in den Vergleichstexten, nicht eingebaut. Die vom elektronischen Medium gegebenen Möglichkeiten wurden auch hier leider zu wenig genutzt. Der kritische Text nebst Apparat sowie die Transkriptionen sind ohne Einschränkung zitierbar. Die Transkriptionen sind so diplomatisch getreu wie möglich gehalten und verzichten ganz auf Ersetzungen (Editorial Policy. Manuscript Transcriptions). Für das intensive Arbeiten wäre ein weiterer Frame wünschenswert. Das gleichzeitige Bearbeiten von Edition, Fußnoten und Transkription ist daher nicht möglich. Auch dient die Abbildung einer Handschriftenseite aus der Leithandschrift nur zu Anschauungszwecken. Für eine paläographische Untersuchung wie bei der Kölner Edition ist sie nicht geeignet.

  4. Insgesamt gesehen findet sich hier eine Edition, die die Möglichkeiten der Text-Bild-Kombination im elektronischen Medium nutzt, ohne die traditionellen Arbeiten der Wahl einer Leithandschrift und der Erstellung eines kritischen Textes samt Apparat deshalb aufzugeben. Dies macht sie für den Benutzer herkömmlicher Editionen mit ihren strengen Kriterien akzeptabel. Durch die Zitierfähigkeit der Ausgabe ist sie sowohl für die intensive Studienarbeit als auch für streng wissenschaftliche Zwecke geeignet.


5. Bibliographie

Arno Barnert u.a.: Polizei - Theater - Zensur. Quellen zu Heinrich von Kleists "Berliner Abendblättern". In: Roland Reuß/Peter Staengle (Hg.): Kleist Blätter 11. Basel und Frankfurt/M.: Stroemfeld 1997, S. 29-353.

Hartmut Binder: Eine editorische Großtat. Eine neue Faksimileausgabe von Kafkas "Process"-Roman. In: Neue Zürcher Zeitung (22./23. 11. 1997), S. 32.

[Georg Büchner]: Sämtliche Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe mit Kommentar. Hg. von Werner R. Lehmann. 2 Bde. Hamburg 1971.

Ursula Christmann / Norbert Groeben: Produktive Forschungsfragen zum Vergleich von Hypertexten und linearen Texten. In: Methodologische Aspekte der Semantikforschung. Hg. von Inge Pohl (Sprache - System und Tätigkeit 22). Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang Verlag 1997, S. 391-404.

Ursula Christmann / Norbert Groeben / Jürgen Flender / Johannes Naumann / Tobias Richter: Verarbeitungsstrategien von traditionellen (linearen) Buchtexten und zukünftigen (nicht-linearen) Hypertexten. In: Lesesozialisation in der Mediengesellschaft. Ein Schwerpunktprogramm. Hg. von Norbert Groeben (Internationales Archiv für Sozialgeschichte der Literatur. 10. Sonderheft). Tübingen: Niemeyer Verlag 1999, S. 175-189.

Jürgen Daiber: Literatur und Nicht-Linearität: ein Widerspruch in sich? In: Jahrbuch für Computerphilologie 1. Paderborn: mentis Verlag 1999, S. 21-38.

Karl Eibl, Fotis Jannidis, Marianne Willems: Der Junge Goethe in neuer Ausgabe. Einige Präliminarien und Marginalien. In: Computergestützte Text-Edition. Hg. von Roland Kamzelak. (Beihefte zu editio 12) Tübingen: Niemeyer 1999, S. 69-78.

Norbert Gabriel: Kulturwissenschaften und Neue Medien. Wissensvermittlung im digitalen Zeitalter. Darmstadt: Primus Verlag 1997.

Hypertext and Cognition. Edited by Jean-François Rouet, Jarmo L. Levonen, Andrew Dillon, Rand J. Spiro. Mahwah, New Jersey 1996.

Fotis Jannidis: Bewertungskriterien für elektronische Editionen. Problemaufriß. In: IASL Diskussionsforum online. URL: http://iasl.uni-muenchen.de/discuss/lisforen/jannidis.htm. Stand: 04 04.2000; Abruf: April 2000.

Stuart Jenks: In: Hansische Geschichtsblätter 116 (1998), S. 163-184.

Franz Kafka: Kritische Ausgabe der Werke (KKA). Schriften, Tagebücher, Briefe. Hg. von Malcom Pasley. Der Process: Roman. Textband und Apparatband. Frankfurt/M.: Fischer 1990.

Franz Kafka: Historisch-kritische Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und Typo-skripte (FKA). Einleitung. Hg. von Roland Reuß. Basel und Frankfurt/M.: Stroemfeld 1995.

Manfred Koltes: Literarische Texte im Internet. Auffinden - Nutzen - Bedeutung. URL: http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/einzelpu/ifb-bh8/koltes.htm (Stand: 25.01.1999; Abruf: 05.04.2000).

Rainer Kuhlen: Hypertext. Ein nicht-lineares Medium zwischen Buch und Wissensbank. Berlin/Heidelberg: Springer-Verlag 1991.

Peter von Matt: Unter entündeten Wolken. Kafkas Kämpfe mit den Narren. In: FAZ (Bilder und Zeiten). Nr. 30 (5. Februar 2000), S. V.

Walter Morgenthaler: Historisch-Kritische Gottfried Keller-Ausgabe (HKKA). Homepage. URL: http://www.germa.unibas.ch/Deusem/Projekte/Keller/Keller.htm; sowie: Walter Morgenthaler: Gottfried Keller. Sämtliche Werke. Historisch-Kritische Ausgabe (HKKA). Homepage. URL: http://www.gottfriedkeller.ch/. Stand: 26.03.2000; Ab-ruf: 05.04.2000.

Rolf Schulmeister: Grundlagen hypermedialer Lernsysteme. Theorie - Didaktik - Design. 2., aktualisierte Auflage. München, Wien: R. Oldenbourg Verlag 1997.

Angelika Schulz: Interfacedesign. Die visuelle Gestaltung interaktiver Computeranwendungen. St. Ingbert: Röhrig Verlag 1998.

Peter Sprenger: Literaturwissenschaft und elektronische Publikationsformen. Wie die Neuen Medien die wissenschaftliche Rezeption von Literatur verändern. Eine Analyse anhand ausgewählter Beispiele auf CD-ROM und im Internet. Mainz 1998 [unveröffentlichte Magisterarbeit].

Ulrike Steierwald: Was ist ein Autor? Zur Präsentation deutschsprachiger Schriftsteller im Internet. URL: http://www.dbi-berlin.de/dbi_pub/einzelpu/ifb-bh8/steierw.htm (Stand: 25.01.1999; Abruf: 05.04.2000).

Frank Thiessen: Screen-Design-Handbuch. Effektiv informieren und kommunizieren mit Multimedia. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag 2000.



Prof. Dr. Ursula Rautenberg
Universität Erlangen-Nürnberg
Buchwissenschaft
Harfenstr. 16
D-91054 Erlangen


Buchwissenschaft
Universität Erlangen-Nürnberg
Harfenstr. 16
D-91054 Erlangen

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Anmerkungen

[ 1 ] Basierend auf Arbeiten, die aus dem von Ursula Rautenberg im Sommersemester 1999 an der Universität Erlangen-Nürnberg (Buchwissenschaft) gehaltenen Hauptseminar "Literaturwissenschaft online – offline" hervorgegangen sind.

[ 2 ] Vgl. Georg Jäger: Vom Text der Wissenschaft. Überlegungen zum Wandel des Textbegriffs im Rahmen vernetzter EDV-Kommunikation. In: Am Ende - das Buch. Semiotische und soziale Aspekte des Internet. Hg. von Uwe Jochum und Gerhard Wagner. Konstanz: UVK Universitätsverlag Konstanz 1998, 55-81.

[ 3 ] computerphilologie; literaturkritik.de; medienobservationen; Perspicuitas.

[ 4 ] Literaturlexika: der "Killy" (1998) und der "Wilpert" (1999) in der Digitalen Bibliothek (Directmedia Publishing), das Kritische Lexikon zur deutschprachigen Gegenwartsliteratur (1999, Edition Text und Kritik) sowie der angekündigte "Kindler" (Systema); Wörterbücher u.a. Hermann Paul: Deutsches Wörterbuch (Niemeyer / Rheinbaben & Busch 1995).

[ 5 ] Multimedialität ist ein zentraler Aspekt des Bildschirmdesigns. Zu ihren Problembereichen gehören außerdem Materialität, Layout (die sichtbare Ordnung der am Bildschirm gezeigten Elementbereiche), Visualisierung von Inhaltsstrukturen, Visualisierung des Machbaren ("Funktionsdimension"), die Wahl passender Metaphern und "Ikonen" und Typographie. Vgl. dazu ausführlich: Angelika Schulz, Interfacedesign S. 60.

[ 6 ]Die optimale Ausnutzung des Funktionsumfangs der Software (oft werden die Möglichkeiten der CD-ROMs nicht adäquat genutzt) durch den Nutzer wird als "Nutzerkompetenz" bezeichnet.

[ 7 ] Vgl. auch: IASL Diskussionsforum online. Bewertungskriterien für elektronische Editionen. Leitung: Fotis Jannidis. URL: http://iasl.uni-muenchen.de/discuss/lisforen/jannidis.htm (Stand: 04. 04. 2000, Abruf: 05.04.2000).

[ 8 ] Vgl. Ursula Christmann u.a., Verarbeitungsstrategien, S. 176f.

[ 9 ] Vgl. Ursula Christmann u.a., Verarbeitungsstrategien, sowie den Sammelband zum Thema: Hypertext and Cognition. Edited by Jean-François Rouet u.a.; dazu und zu "Komponenten der Navigation" vgl. Rolf Schulmeister, Grundlagen hypermedialer Lernsysteme, 58-69.

[ 10 ] Vgl. auch: IASL Diskussionsforum online. Bewertungskriterien für elektronische Editionen. Leitung: Fotis Jannidis. URL: http://iasl.uni-muenchen.de/discuss/lisforen/jannidis.htm (Stand: 04. 04. 2000, Abruf: 05.04.2000).

[ 11 ] Zur Defintion des vielstrapazierten Begriffs "Hypertext" vgl. Rainer Kuhlen, Hypertext, S. 27: "Medium der nicht linearen Organisation von Informationseinheiten". Zur weiteren Differenzierung vgl. auch: Jakob Nielsen, Multimedia, Hypertext und Internet, S.3-10; Norbert Gabriel, Kulturwissenschaften und Neue Medien, S. 53-59; Jürgen Daiber, Literatur und Nicht-Linearität.

[ 12 ] Vgl. Ursula Christmann / Norbert Groeben, Produktive Forschungsfragen, S. 392.

[ 13 ] Benutzbarkeit wurde in der Vergangenheit als allgemeines Ziel der Software-Entwicklung bezeichnet. Vgl. Angelika Schulz, Interfacedesign, S. 29.

[ 14 ] Die Bezeichnung "Benutzeroberfläche" entspricht dem englischen "user interface" (nicht "user surface") dar (vgl. dazu auch Angelika Schulz, Interfacedesign, S. 11). "Interface" wird im deutschen Sprachraum eher für Hardwareschnittstellen verwendet.

[ 15 ] Karten oder Diagramme, die die Verknüfungsstruktur der Texteinheiten abbilden; vgl. Rolf Schulmeister, Grundlagen hypermedialer Lernssyteme, S. 61f.

[ 16 ] Icons sind bildhafte Symbole, die bestimmte Fähigkeiten der Software repräsentieren, welche durch den Nutzer aktiviert werden können. Die Hand, in die sich der Cursor (ein blinkender senkrechter Strich, der anzeigt, an welcher Stelle des Textes man sich befindet) verwandelt, wenn man ihn über einen Link führt, ist ein Beispiel für Icons. Neben symbolischen Icons (z.B. Pfeile, Stop-Schild) und anderen, die das Zielobjekt direkt abbilden, gibt es metaphorische und synekdochische Verweise, Alltagssymbole und strukturell einfache Zeichen ohne Vorbild. Interaktive Zeichen ("interactive signs") enthalten konstante Merkmale (Größe, Form) und sind veränderbar (z.B. Bewegung auf dem Bildschirm, Farbveränderungen).

[ 17 ] Der Begriff Symbol umfaßt im Kontext der Computernutzung sowohl abstrakte wie bildhafte Darstellungen.

[ 18 ] Zur Angst vor "ungestaltetem Raum" vgl. Angelica Schulz, Interfacedesign, S. 135.

[ 19 ] Norbert Gabriel: Kulturwissenschaften und Neue Medien, S. 152.

[ 20 ] Vgl. Frank Thiessen, Screen-Design-Handbuch, S. 22.

[ 21 ] Vgl. Angelika Schulz, Interfacedesign, S. 47.

[ 22 ] Georg Büchner: Sämtliche Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe mit Kommentar. Hg. von Werner R. Lehmann. 2 Bde. Hamburg 1971.

[ 23 ] Es liegen einige Studienausgaben vor, die wesentlich zitierfähiger sind, etwa: Dantons Tod. Kritische Studienausgabe des Originals mit Quellen, Aufsätzen und Materialien. Hg. von Peter Becker. Frankfurt/M. 1985.

[ 24 ] Georg Büchner: Leonce und Lena. Hg. von Burghard Dedner. Frankfurt/M. 1987.

[ 25 ] Georg Büchner: Lenz. Hg. von Hubert Gersch. Stuttgart 1984.

[ 26 ] Nach Roland Reuß, dem Herausgeber der Brandenburger Kleist-Ausgabe (BKA), hat der elektronische Teil einer Hybrid-Edition die gedruckte Ausgabe zu begleiten: "Die Bände der BKA sind, mit Ausnahme der ersten drei Bände, immer schon am Computer gesetzt worden, und die zusätzliche Bereitstellung von Materialien auf CD ist, von der Buchproduktion her gesehen, nur deren Abfallprodukt, (nicht, wie manchmal zu hören, umgekehrt)".

[ 27 ] Der junge Goethe in seiner Zeit. Hg. von Karl Eibl u.a., S. 695.

[ 28 ] Der junge Goethe. Hg. von Hanna Fischer-Lamberg. Berlin: de Gruyter Verlag 1963-1974.

[ 29 ] Der junge Goethe in seiner Zeit. Hg. von Karl Eibl u.a., S. 697; vgl. "Zu dieser Ausgabe" auf der CD.

[ 30 ] Karl Eibl u.a., Der Junge Goethe in neuer Ausgabe, S. 78.

[ 31 ] Karl Eibl u.a., Der Junge Goethe in neuer Ausgabe, S. 73.

[ 32 ] Heinrich von Kleist: Berliner Abendblätter. Hg. von Roland Reuß, S. 389.

[ 33 ] Arno Barnert: Polizei - Theater - Zensur, S. 29-353.

[ 34 ] Heftig kritisiert von Peter Sprenger, Literaturwissenschaft und elektronische Publikationsformen, S. 90-95.

[ 35 ] Kritische Kafka-Ausgabe. Hg. von Malcom Pasley. Frankfurt/M.: Fischer Verlag 1990.

[ 36 ] Kritische Kafka-Ausgabe. Apparatband zum "Process". Hg. von Malcom Pasley. S. 126-129.

[ 37 ] Franz Kafka: Der Process. Hg. von Roland Reuß, S. 16-21.

[ 38 ] Vgl. Hartmut Binder, Eine editorische Großtat, S. 32.

[ 39 ] Peter von Matt: Unter entündeten Wolken, S. V.

[ 40 ] Vgl. auch Stuart Jenks, Das Netz und die Geschichtsforschung, S. 171.

[ 41 ] Gegen Stuart Jenks, Das Netz und die Geschichtsforschung, S. 171. Da der Text seit Februar 1997 nicht mehr verändert wurde, fehlt bei der Sekundärliteratur daher z.B. der Beitrag von Anton von Euw im Katalog zur Ausstellung der Dombibliothek vom Sommer 1998, der zum Zeitpunkt der Korrekturen bereits vorlag.

[ 42 ] Die Onmouseover-Funktion bedeutet die Wiedergabe derjenigen Zeilen, die gerade von der Maus überfahren werden, in der Statusleiste als Transkription oder Übersetzung.

[ 43 ] Isidorus Hispalensis: Traité de la nature (De natura rerum). Ed. par Jacques Fontaine. (Bibliothèque de l'Ecole des hautes études hispaniques. Fasc. 28) Bordeaux: Féret 1960.

[ 44 ] Mail von M. Bernstein vom 16. 10. 1999.


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